Lautlos
nebeneinander her und passierten die würdige Phalanx der Luxusaltbauten, die dem Park gegenüberlagen. Mirkos Geländewagen parkte unter einer riesigen Kastanie.
»Steig ein«, sagte er. »Es ist offen.«
Clohessy kletterte auf den Beifahrersitz. Mirko rutschte von der anderen Seite hinters Steuer.
»Willst du eine Cola?«, fragte er freundlich.
Paddy nickte dankbar.
Mirko griff hinter ihn, krallte die Rechte in Paddys Haar und schlug seinen Kopf gegen die Beifahrerkonsole. Es gab ein hässliches Knirschen. Paddy ächzte. Seine Hände fuhren hoch, die Finger spreizten sich und griffen ins Leere. Intuitiv musste er begriffen haben, dass ihm ein tödlicher Fehler unterlaufen war, aber der Angriff war zu schnell erfolgt, als dass er die Erkenntnis noch in Abwehr hätte umsetzen können. Erneut knallte seine Stirn gegen den Kunststoff. Sein Körper erschlaffte. Mirko zog mit der linken Hand eine kleine schallgedämpfte Walther PPK aus dem Futteral, presste den Lauf in Paddys Nacken und drückte ab.
Der dezente Tod. Kein Geräusch auf der Welt war dem einer abgefeuerten Pistole mit Schalldämpfer vergleichbar.
Als wolle er an Mirkos Schulter Trost suchen, sackte Paddy gegen ihn.
Mirko steckte die Waffe zurück in die Halterung, griff nach einem bereitliegenden Tuch und wickelte es dem Toten um Hals und Nacken. Die Walther PPK machte nicht ganz so kleine Löcher wie die TPH, aber immer noch recht dezente. Halt britisch. Mirko wusste, wie man jemanden tötete, ohne hinterher den Wagen reinigen zu müssen. Allenfalls Spurensicherer hätten winzige Blutspritzer in dem Jeep entdecken können. Dem bloßen Auge präsentierte sich ein makellos sauberer Innenraum.
Mirkos Blick suchte die Straße ab. Zwei Wagen kamen vorbei. Er wartete, bis ihre Rücklichter zu Punkten geschrumpft waren. Dann wuchtete er Paddy mit geübtem Griff in den Fond, zog eine Decke über den Körper und knüllte eine schwarze Plane obendrauf. Nichts wies mehr darauf hin, dass außer Mirko ein weiterer Mensch in dem Wagen war.
Er zündete eine Zigarette an und überlegte.
Als Nächstes würde er den Leichnam in die Spedition bringen, später dann Paddys Wagen. Vorher musste er noch einmal in die Wohnung und sicherstellen, dass sie nichts enthielt, was Spurensicherer auf ihre Fährte bringen konnte. Im Falle einer Untersuchung sollte es so aussehen, als sei Paddy überstürzt abgereist. Praktischerweise war ihm der Ire mit seinen Fluchtplänen ungewollt entgegengekommen. Viel blieb nicht zu tun. Paddy hatte in seiner Angst nicht einmal mitbekommen, dass Mirko die Wohnungstür nur angelehnt hatte. Es ersparte den neuerlichen Einsatz von Werkzeug.
Er stieg aus, verschloss den Jeep und ging mit federnden Schritten zurück in die Rolandstraße.
Sie hätten Clohessy ohnehin nicht mehr gebraucht. Er hatte das System meisterhaft installiert. Es funktionierte einwandfrei.
KUHN
»Hallo?«
In der Wohnung war es stockdunkel. Das konnte ein gutes oder schlechtes Zeichen sein. Gut, wenn Wagner und O'Connor nicht hier waren. Weniger gut, wenn doch. Im Kino war man dann entweder tot oder gefesselt und geknebelt.
Du bist aber nicht im Kino, sagte sich Kuhn zum wiederholten Male. Hör endlich auf, die Pferde scheu zu machen!
Seine Hand betastete den Innenrahmen der Wohnungstür, bis seine Finger einen Schalter berührten. Das Aufflammen der schmucklosen Deckenleuchte erhellte auch sein Denken. Wer sah, konnte gesehen werden. Einem Reflex folgend zog er die Tür hinter sich zu, so dass sie ins Schloss fiel, atmete tief durch und drehte sich um.
Er war nicht allein!
Mit einem unterdrückten Schrei fuhr er zurück und prallte schmerzhaft gegen die Tür. Der Mann ihm gegenüber, der plötzlich und unerwartet in sein Blickfeld getreten war, tat das Gleiche. Er musste sich ebenso erschrocken haben wie Kuhn. Auch in seinem Rücken war eine hohe, zweiflügelige Tür zu erkennen, auch in seinen Augen stand das Entsetzen.
Auch er sah aus wie Kuhn.
In plötzlichem Begreifen knurrte der Lektor sein Spiegelbild an und fühlte, wie aufkochender Zorn die Furcht verdrängte. Er schüttelte sich und warf einen Blick in die Diele. Buchstäblich nichts war darin zu sehen außer einigen Garderobenhaken und einem billigen Läufer zu seinen Füßen. Beidseitig und am Ende des Flurs standen Zimmertüren halb offen.
Kuhn spitzte die Lippen, pfiff die ersten Takte des River-Qwai-Marsches und betrat den zuvorderst liegenden Raum.
Er stand in einer kleinen Küche. Aus der Diele
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