Lautlos
ihre zu umspielen, drang vor, zog sich zurück.
»Das Spiel«, wisperte er. »Verloren hat, wer der Versuchung widersteht.«
»Und der Sieger? Was bekommt der Sieger?«
»Den Augenblick.«
Er begann, ihre Bluse aufzuknöpfen. Sie spürte seine Hände auf ihrer Haut, als er ihren BH nach oben schob. Seine Daumen kreisten auf ihren Brustwarzen.
Wir sollten das nicht tun, dachte sie in einer schwachen Anwandlung von Panik. Der Katzenjammer wird furchtbar sein. O'Connor lebt auf einer Bühne, und er weiß es. Er wird sich nicht ändern. Ich werde ihn nicht ändern können. Wir haben nicht die geringste Chance.
Gehörten solche Gedanken auch zum Spiel?
Sie legte den Kopf zurück und sah ihn an.
»Warum bist du nicht kleiner als ich?«, keuchte sie. »Alle Männer sind kleiner, du auch. Warum kommt es mir so vor, als wärest du größer?«
»Ich bluffe.«
»In allem?«
Er lächelte.
Sie packte ihn an den Schultern und ließ der Vernunft eine letzte Chance, das hier abzubrechen. Dann zog sie ihn zu sich heran. Ihre Finger krallten sich um die Revers seines Jacketts. Es flog ins Gras, die Krawatte hinterher. Knöpfe sprangen von seinem Hemd, als sie es aufriss und von ihm herunterfetzte, während sie zugleich die Nähte ihrer Bluse reißen hörte. Seine Haut war glatt, kaum behaart, die Bruststücke kräftig herausgemeißelt. Oberkörper und Arme glichen einer Skulptur. Nichts ließ die Maßlosigkeit erahnen, in der er lebte, den Umstand, dass er seine Venen mit Alkohol auffüllen musste, um existieren zu können. Er stieß ein dumpfes, rollendes Geräusch aus, wie das Schnurren eines Katers. Mühelos hob er sie in die Höhe. Sie schlang die Beine um ihn, ließ es zu, dass seine Zunge über ihre Brustspitzen fuhr, seine Hände unter ihren Rock fuhren, ihren Slip packten. Dann kam sie wieder auf die Füße, Slip und Rock fielen, und plötzlich sah sie sich selbst in ihrer Nacktheit, sah sich in seinen Augen und erschauderte.
»Mein Gott«, flüsterte er. »Wie schön du bist.«
O'Connor sank vor ihr auf die Knie, dass es den Anschein hatte, als wolle er sie anbeten. Seine Hände fielen herab, aber sein Blick war wie tausend Berührungen.
Flammen schossen aus ihrem Körper, und sie verging.
»Wahnsinniger Sweeny«, stieß er hervor. »Gewaltiger Finn, verehrungswürdiger Pooka, ihr Mächte Erins, heiliger Brendan, steht mir bei. Steht mir bei!«
Mit festem Griff umfasste er ihre Pobacken und versenkte sein Gesicht in dem goldenen Dreieck zwischen ihren Schenkeln.
KUHN
Irgendetwas quietschte.
Ein Geräusch von exquisiter Scheußlichkeit. Kuhn vermutete es in der Lenkradaufhängung, aber weil es nur eines von mindestens drei Dutzend weiteren Geräuschen war, allesamt groß in ihrer Rätselhaftigkeit, scherte er sich nicht weiter drum.
Er trat aufs Gas und rumpelte über den Ring.
Kuhn liebte den Wagen. Es war möglicherweise die älteste Ente aller Zeiten, aber keineswegs die lahmste. Dennoch dankte er dem Herrn für seine Rücksichtnahme. Bislang hatte er keine verkehrsberuhigte Zone durchqueren müssen. Im Allgemeinen reichte eine Straßenbahnschiene, um das Fehlen jeglichen Komforts wie brauchbare Stoßdämpfer zu offenbaren und der Wirbelsäule einen gewaltigen Schlag zu versetzen. In Kuhns Rostlaube fuhr man nicht, man ritt. Kleine Steine und Äste reichten, ihn durchzuschütteln. Straßenschwellen, die Autos auf Tempo zwanzig herabnötigten, waren Anschläge auf die körperliche Unversehrtheit. Jeder Orthopäde hätte den Wagen auf den Index gesetzt.
Aber die Ente zu verkaufen oder verschrotten zu lassen, würde die letzte Verbindung zu den Tagen kappen, bevor Kuhns Träume ins fortgeschrittene Verfallsdatum übergegangen waren. Auch die Aufkleber würde er opfern müssen. Er würde sie kaum von der alten Ente herunterbekommen, an der die Vergangenheit noch stärker haftete als an ihm selbst. Die alten Anti-AKW-Sticker, das Woodstock-Emblem, sie alle wären rettungslos dahin. Der Indizienprozess um eine würdige Vergangenheit wäre verloren.
Der Kassettenrekorder dudelte »In-A-Gadda-Da-Vida« von Iron Butterfly. Kuhn schaltete die Innenbeleuchtung ein, warf einen Blick auf den Falk-Plan, der den halben Beifahrersitz bedeckte, erkannte, dass er fast zu weit war, und bog haarscharf rechts ab.
Hier musste es hoch zur Volksgartenstraße gehen, die dann irgendwann Rolandstraße hieß. Sagte der Plan.
Seine Laune sank auf den Nullpunkt.
Kuhn hasste Köln. Er fand die Stadt in keinerlei Hinsicht mit
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