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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Frieden.
    Es war zum Heulen.
    Aber vielleicht war es der einzige Weg.
    »Ich … würde Sie gern mit einem Namen anreden«, sagte er. »Wenn ich … wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Nenn mich Jana.«
    Du hättest das nicht tun sollen, dachte er im selben Augenblick. Je mehr sie dir verrät, desto geringer wird die Chance, dass sie dich leben lässt. Aber jetzt war es ohnehin zu spät.
    »Für wen arbeiten Sie, Jana?«, fragte er. »Für Milošević? Ist er derjenige, der diesen Wahnsinn will?«
    »Das wäre einfach, was? Hübsch einfach. Aber die Welt ist nicht so einfach. Ich arbeite nur für einen einzigen Menschen.«
    »Für wen?«
    »Für eine Frau.«
    Eine Frau?
    »Und … wer … ?«
    Sie lächelte. Es war das erste Mal, dass Kuhn sie lächeln sah. Wie schade, dachte er, es ist ein Gesicht, das zum Lächeln geschaffen ist.
    »Ich kenne sie noch nicht«, sagte sie beinahe heiter.
POLIZEIWACHE
    »Sie kommen gerade richtig«, sagte Lavallier zu O'Connor. Er nahm eines der Fotos von seinem Schreibtisch und reichte es dem Physiker.
    »Ist das der Mann, der Ihnen als Ryan O'Dea vorgestellt wurde?«
    O'Connor starrte auf das Bild und gab es an Wagner weiter.
    »Ja.«
    »Die Bilder sind eben von Europol reingekommen«, sagte Lavallier. »Sie entstammen einer Akte, die ihren Weg aus Belfast nach Dublin fand. Vor Jahren schon. Der Mann, für den die Akte angelegt wurde, heißt Patrick Clohessy.«
    »Na also«, sagte O'Connor mit zufriedenem Gesicht und setzte sich. Er kam Lavallier nicht vor wie jemand, der sich vor Sorge verzehrt. Eher, als leite er selbst die Ermittlungen und habe seinem Assistenten gerade eine Lehre fürs Leben erteilt.
    Lavallier beschloss, es zu ignorieren. Er nahm den Packen Ausdrucke zur Hand, den die Kollegen aus Dublin vor wenigen Minuten an Bär geschickt hatten, und ließ seinen Blick darüberschweifen.
    »Hier steht außerdem, Clohessy habe von 1990 bis Ende 1998 aktiv in den Reihen der IRA gekämpft und trage die Teilverantwortung für eine Reihe von Anschlägen mit Sach- und Personenschäden. Es liegen diverse Haftbefehle gegen ihn vor.« Er sah auf. »Durch seine Mitschuld sollen Menschen gestorben sein. Hätten Sie ihm das zugetraut, Mr. O'Connor?«
    »Mord? Non, Monsieur le Commissaire.«
    »Tja. Er hat offenbar genug gehabt von seinen rebellischen Freunden. Es gibt Hinweise darauf, dass er Mitte '98 seinen Austritt aus der IRA erklärt hat. Die waren nicht gerade begeistert. Der wissenschaftliche Flügel der Armee hat ihm offenbar eine Menge zu verdanken.«
    »Paddy?«, sagte O'Connor. »Ja, er war brillant.«
    »Was hat er getan, dass man einen Mörder und Terroristen als brillant bezeichnen könnte?«, fragte Wagner.
    Lavallier sah sie an. Er mochte sie für diese Frage.
    »Zündungssysteme«, sagte er mit Blick auf die Ausdrucke. »Maßgeblich war er wohl an der Entwicklung einer Radarkanone beteiligt.«
    »Und das Brillante daran?«
    »Die Umstände«, mischte sich O'Connor ein. »Du musst dir vorstellen, dass die Briten immer schon bestens ausgestattete Laboratorien, immense Budgets und ein Heer von Akademikern ins Feld führen konnten, während sich die Forschungsabteilung der IRA in irgendwelchen Kellern und Hinterzimmern herumdrückte. Dafür haben sie ganz schön raffinierte Schaltpläne ausgetüftelt. Die Engländer erfanden später ein System elektronischer Scanner, die Funkausstrahlungen aufspüren und stören können, Zehntelsekunden bevor der Bombenauslöser das Sprengsignal übermittelt. Aber die Radarkanone funktioniert anders. Sie können das Ding nicht orten. Man richtet es auf die Bombe, bevor man es einschaltet. Drückt dann einer aufs Knöpfchen, bleibt keine Zeit mehr, das Signal zu stören. Es ist sofort da.«
    »Perfide«, sagte Wagner. »Abstoßend und abscheulich.«
    »Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus nicht«, sagte O'Connor. »Abscheulich ist immer nur, was man draus macht.«
    Lavallier hatte ihm strinrunzelnd zugehört. Jetzt blätterte er weiter in den Ausdrucken. »Hier ist noch etwas, das er mitentwickelt haben soll. Lichtblitzzündung.«
    »Simultane Blitze.« O'Connor nickte. »Ich weiß.«
    »Das wissen Sie auch? Sie wissen ja allerhand.«
    »Es ist mein Gebiet, wenn Sie gestatten. Ich arbeite mit Licht. Man benutzt ein Fotoblitzgerät, wie man es überall kaufen kann, zündet es in beträchtlicher Entfernung von der Bombe, aber nur, um einen weiteren Blitz anzuregen, der näher dran ist. Und so weiter, bis hin zur Bombe. Ein Blitz speist den

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