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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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dreht! Mir ist klar, dass es einfachere Möglichkeiten gibt. Wo es eine gibt, gibt es Tausende. Aber die Macht der Symbolik liegt im Wie und Wo und Wann! Ich will diesen einen Tag, Mirko. Ich werde Ihnen sogar sagen, welche Minute und welchen Quadratmeter! Und wenn es tausendmal unmöglich ist, werde ich für fünfundzwanzig Millionen verlangen, dass es geschieht! Ist das klar? So spektakulär, so beschämend für unsere Feinde, dass zuerst die Titelseiten und dann die Geschichtsbücher voll davon sein werden.«
    »Oh. Sie wollen in die Geschichte eingehen?«
    »Ich bin in die Geschichte eingegangen! Jetzt mache ich mich persönlich daran, sie umzuschreiben.«
    Mirko sah auf seine Fingernägel.
    »Es steht mir natürlich nicht zu …«, sagte er gedehnt.
    »Was?«
    »Ich dachte nur einen Moment lang, dass unserer kleinen Aktion doch mehr zugrunde liegen müsste als Ihre persönlichen Animositäten. Ich meine, bei fünfundzwanzig Millionen.«
    Der Alte klappte die Lippen nach innen und produzierte ein Haifischlächeln.
    »Sie nehmen sich in der Tat einiges heraus. Aber das gefällt mir. Wer mir in den Arsch kriechen will, nimmt jahrelange Wartezeiten in Kauf, der Andrang ist beträchtlich. Ich hätte es Ihnen ohnehin gesagt, schließlich sind Sie mein strategischer Feldherr.« Er zwinkerte. »Sie sehen, ich lebe in der beruhigenden Gewissheit, Sie überall ausfindig zu machen, falls Sie mein Vertrauen enttäuschen sollten.«
    »Wie Sie schon letztes Mal bemerkten.«
    »Man kann den Dingen nicht genug Nachdruck verleihen. Sagen Sie dieser Dame, ich akzeptiere ihre fünfundzwanzig Millionen, sobald ich ihre Referenzen überprüft habe. Sie hat doch welche?«
    Mirko lächelte.
    »Wenn Sie in Russland jemanden anheuern wollen, können Sie wählen zwischen halblegalen professionellen Boxervereinen, Veteranen aus dem Afghanistankrieg, Spezialeinheiten der Polizei, Ex-KGB-Offizieren und Beamten des Innenministeriums. Es gibt ein Klassifikationssystem innerhalb der Branche. An der Spitze stehen ehemalige Angehörige des Militärischen Geheimdienstes oder aus der 1. Abteilung des KGB. Die Auswahl ist beträchtlich, und dennoch haben einige der einflussreichsten Vertreter der Moskauer Mafiokratie auf Jana zurückgegriffen. Sie taucht auf, macht ihren Job und hinterlässt keine Spuren, beziehungsweise nur solche, die sie hinterlassen möchte. Die Russen schätzen ihre Zuverlässigkeit, übrigens auch der israelische Geheimdienst. Jana ist absolut neutral, solange es nicht um serbische Belange geht. Ich stelle Ihnen ein paar Details zusammen, das meiste werden Sie aus den Nachrichten kennen. Jedenfalls haben Sie da alles, was Sie wollen. Die erste Garnitur, einhundert Prozent serbisch, meines Wissens im höchsten Maße patriotisch.«
    »Hm.«
    »Im Ernst«, bekräftigte Mirko, innerlich belustigt. »Jana glaubt an die serbische Sache. Sie ist aus dem serbischen Separatismus hervorgegangen.«
    Der Alte sah ihn abschätzig an. Dann nickte er.
    »Meinetwegen. Sie kann eine Million sofort haben, den Rest bei Vertragserfüllung. Falls sie damit Probleme hat, suchen wir uns jemand anderen.«
    »Sie wird darauf eingehen.«
    »Und wie stelle ich sicher, dass sie sich an die Vereinbarungen hält, falls wir welche mit ihr treffen? Mit einer Million in der Tasche lässt es sich gut türmen.«
    »Unsinn«, sagte Mirko. »Würde Jana so denken, wäre sie längst tot. Im Übrigen, der Garant bin ich. Da Sie mich ja überall auf der Welt finden, können Sie beruhigt schlafen.«
    Der Alte rieb sich das Kinn. Er wirkte auf Mirko, als schwanke er zwischen Entschlossenheit und Ratlosigkeit.
    »Zweifel?«
    »Es ist die mit Abstand höchste Gage, die ich je einem Menschen gezahlt habe«, brummte sein Gegenüber. »Kann sie den Erfolg garantieren?«
    »Nein.«
    »Aber …«
    »Kennen Sie Dr. Georges Habasch? Natürlich nicht, Sie sind ein Ehrenmann. Er ist der Begründer des modernen länderübergreifenden Terrorismus, wenn Sie so wollen. Und er hat –«
    »Woher sollte ich solche Leute kennen?«, unterbrach ihn der Alte mit einem Anflug von Ärger.
    Mirko verschlug es einen Moment die Sprache.
    »Die Frage stellen Sie doch wohl nicht im Ernst?«, sagte er. »Aber gut, wahrscheinlich setze ich zu viel voraus. Habasch gilt als Gründer der Volksfront zur Befreiung Palästinas. Ihm zufolge ist der wichtigste Punkt, Ziele auszuwählen, die hundertprozentigen Erfolg versprechen. So lapidar das klingt, es ist die Regel, an die sich alle zu halten

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