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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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höchster Stelle? Natürlich nicht, aber das ist nur der faktische Beweis staatsmännischer Intelligenz. Dahinter steht eine Entschlossenheit ganz anderer Qualität, Gedanken von einer Tragweite, wie sie einem Arkan oder Dugi niemals kämen! Sie kennen nicht jeden, Jana, weil Sie nicht zu jedem vorgedrungen sind. Darüber hinaus hat unser Land immer noch ein paar starke Freunde, auch wenn wir im Moment dastehen wie eine Bande von Schlächtern. Wir sind allzu beliebt geworden. Es hilft dem Westen, die Palästinenser zu vergessen, Ruanda, die Kurden im Irak und in der Türkei, die Menschen in Tibet. Der Westen hat den Feind aller Werte endlich vor der Haustür. Wie praktisch. Falls die Nato Ernst macht mit ihrer Drohung und wirklich Bomben auf Serbien wirft, stünde der zu erwartende Konflikt in bestem Einklang mit westlichen Wirtschaftsinteressen. Ein Krieg in der Türkei wirft keinen ökonomischen Profit ab. Ein Krieg im Herzen Europas ist hingegen reiner Profit, der Dollar steigt mit den Raketen, und das nennen sie dann die neue Gerechtigkeit. Bravo zu diesem Krieg der Werte, ich sehe ihn kommen. Keiner von denen, die das Gespenst der Intervention heraufbeschwören, will eine humanitäre Katastrophe verhindern, sie wollen schlicht und einfach ihren Machtbereich ausdehnen. Wollen Sie das geschehen lassen, Jana? Sollen wir das kampflos hinnehmen? Die Russen sehen unsere Position zum Beispiel anders, und nicht nur sie.« Er machte eine Pause. »Wie viel muss ich noch verraten, ohne etwas zu sagen?« »Warum reden die nicht selbst mit mir?«
    »Weil sie es nicht können und auch nicht wollen. Manche Aufträge werden nie erteilt, das muss ich Ihnen doch nicht erzählen, Jana! Die reden mit mir, und ich rede mit Ihnen.«
    »Und jetzt erwarten Sie, dass wir uns heulend in die Arme fallen und das Kosovo Polje heraufbeschwören?«
    Mirko verzog das Gesicht.
    »Dafür mangelt es mir am nötigen Sentiment. Aber ich glaube schon, dass wir ein Zeichen setzen müssen. Die Welt braucht ein Zeichen. Offen gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob ich alles in Serbien liebe. In den Katalog der Zweifel gehören auch die Ansichten eines einzelnen alten Mannes. Aber ich weiß sehr genau, wen oder was ich hasse! Ich kenne die Sicht des innersten Zirkels, Jana, und sie stellt sich mir ein bisschen anders dar als möglicherweise einem Gerhard Schröder oder Bill Clinton oder Tony Blair. Wenn Sie wollen, können Sie das Patriotismus nennen. Mir sind solche Begriffe schnuppe, sie beschreiben nicht die Wirklichkeit, aber an irgendetwas muss man sich ja festhalten.«
    »Sie sagten, ich bin denen nicht geheuer.«
    Mirko schwieg eine Weile. Dann nickte er langsam.
    »Sie haben Ihr Land verlassen«, sagte er.
    »Unsinn. Ich bezweifle, dass Ihr Trojanisches Pferd weiß, wer Jana ist und woher sie kommt. Was spielt es für eine Rolle, welcher Nationalität sie ist? Ihre Leute brauchen einen Profi. Emotionen sind hier völlig fehl am Platz, geben Sie mir da Recht?«
    »Grundsätzlich ja. Aber die sind nun mal emotional, was soll ich machen? Im Übrigen wissen sie sehr wohl, dass Jana Serbin ist. Und dass sie Serbien den Rücken gekehrt hat, auch.«
    »Na und?«
    »Man fragt sich dort, warum. Ich habe klargestellt, dass es nichts mit Ihrer Einstellung zu tun hat, aber sie wollen Gewissheit erlangen, ob Sie Ihr Vaterland … na ja, ob Sie einen gewissen Idealismus mitbringen. Sie möchten einfach, dass Sie persönlich von der Sache überzeugt sind.«
    »Sind Sie es denn?«
    »Ja.«
    Erstmals trat eine gewisse Nachdenklichkeit in Janas Züge. Mirko wartete darauf, dass sie den Faden aufnehmen würde, aber sie sagte nur:
    »Welche Garantien bekomme ich von Ihnen?«
    »Eine Million ohne Vorleistung.«
    »Wann?«
    »Wann immer Sie wollen«, sagte Mirko. »Danach gehen Sie an die Arbeit. Ziehen Sie es dennoch vor, den Auftrag abzulehnen, geben Sie die Million zurück. Sie haben achtundvierzig Stunden Bedenkfrist. Wenn Sie sich gegen uns entscheiden, müssen wir uns wohl oder übel nach jemand anderem umsehen, aber wir möchten rasch Klarheit gewinnen. Die Zeit läuft uns davon. Ist das für Sie akzeptabel?«
    Jana blickte an ihm vorbei hinaus ins Tal.
    »Ich denke darüber nach.«
    Mirko lächelte und breitete die Hände aus. »Gut. Haben Sie für den Moment noch Fragen?«
    »Nein.«
    Mirko ließ einige Sekunden verstreichen.
    »Ich will noch etwas hinzufügen, was unserer Zusammenarbeit dienlich sein dürfte. Mir – und ich muss betonen, mir ganz allein

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