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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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wäre sie O'Connor in die Arme gesegelt.
    »Ich hoffe, du machst dich nicht über mich lustig«, sagte sie langsam. »Ich bin deinen Lagadingsda nicht gewohnt.«
    »Lagavulin. Ich würde mich nie über dich lustig machen. Allenfalls würde ich mich über dich hermachen. Lässt du das Taxi los, damit der Mann weiterfahren kann?«
    »Oh.«
    Ihre Hand umfasste immer noch den Holm. Sie knallte die Tür zu, und der Wagen rauschte davon.
    Wollte sie nicht zu ihren Eltern? Warum war sie nicht einfach sitzen geblieben?
    »Ich muss weg«, sagte sie schwer.
    »Das wäre ein Fehler.« O'Connor winkte ab. »Pass auf, ich war kooperativ, richtig?«
    »Na ja.«
    »Doch, ich bin weder nach Shannon Airport noch sonstwohin entwischt. Und morgen spiele ich Golf mit den Jungs von der Bank. Und in der Flasche hier ist noch was drin. Lass uns einen letzten Schluck nehmen, ich versichere dich der absolut heilsamen Wirkung dieses Getränks und des Ausbleibens jeglicher Spätfolgen.«
    »Donnerwetter. Wie kannst du in deinem Zustand dermaßen geschliffen mit dem Genitiv umgehen?«
    »Ich verrat's dir oben.«
    »Ein Glas. Ein klitzekleines, hörst du?« Sie zeigte ihm mit Daumen und Zeigefinger, was klitzeklein war. O'Connor kniff die Augen zusammen.
    »Dafür brauchst du kein Glas.«
    Sie lachte und ging ihm voraus durch die Halle zu den Aufzügen. Wie eine Pappel im Wind kam sie sich vor. Eins siebenundachtzig plus sechs Zentimeter Absatz machte annähernd zwei Meter. Hinter sich hörte sie O'Connor nach dem Schlüssel fragen, dann kam er ihr nach.
    »Du kannst so nett sein und ein solches Arschloch«, sagte sie im Lift.
    »Stimmt«, erwiderte O'Connor, während er in Pirouetten den Flur entlangtänzelte.
    »Ich frage mich, ob du jemals richtig einen auf den Deckel bekommen hast«, überlegte sie, als die Zimmertür hinter ihnen zufiel. »Ich meine, von einer Frau, weißt du? Ob du mal richtig bis über beide Ohren verliebt warst und rumgestammelt hast wie ein Pennäler, und sie hat dich ganz tief fallen lassen. Mit Aufklatschen und allem.«
    »Ich pflege mich nicht zu verlieben. Von Gipfeln geht es immer nur abwärts.« O'Connor reichte ihr die Flasche. »Gläser sind kleinlich und edukativ, findest du nicht? Sie haben einen Rand, um dir vorzuschreiben, wie viel du trinken darfst. Schäbig.«
    Wagner nahm einen Schluck und gab die Flasche an O'Connor weiter.
    »So.«
    Er sah sie fragend an.
    »Was, so?«
    »Ich werde jetzt gehen. Ich habe dir versprochen, einen Schluck zu trinken, und das habe ich getan.«
    »Ach, Kika.« O'Connor stellte die Flasche ab und ließ sich aufs Bett fallen. Wagner trat ungeachtet ihrer Ankündigung vor den Spiegel an der gegenüberliegenden Wand und betrachtete darin den Physiker und sich selbst. Sie war so nahe und er so klein. Fast, als habe er auf ihrer Schulter Platz genommen.
    »Ich werde in ein Taxi steigen«, sagte sie zu sich selbst.
    »Das ist eine blöde Idee«, sagte O'Connor aus dem Hintergrund. »Du hattest schon bessere. Warum vögeln wir nicht endlich?«
    Sie drehte sich zu ihm um.
    »Du weißt, dass ich darauf nicht anspringe.«
    Er schwieg.
    »Verdammt, was bist du für ein linker Hund. Du hast dir ausgerechnet, dass ich nein sagen und furchtbar sauer sein werde! Das hast du im selben Moment gedacht, als du deine dämliche Frage gestellt hast. Du willst nämlich gar nicht.«
    »Ich dachte, es macht dir so weniger Probleme«, sagte er entschuldigend.
    »Was?«
    »Ich meine, wir klären ein für alle Mal, was zwischen uns läuft und was nicht. Es gibt nur die beiden Möglichkeiten. Jetzt oder nie. Du kannst dich darauf zurückziehen, dass ich mich im Ton vergriffen habe und du gar nicht anders konntest als abzulehnen, das ist doch ungemein praktisch. Wir können unbehelligt von bacchantischen Anwandlungen unseren Job machen.«
    »Ich revidiere mich. Du bist nicht nett, du bist einfach nur ein Arschloch.«
    »Wie Recht du hast. In Kika veritas.« O'Connor verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schlug die Beine übereinander. »Aber was willst du? Du hast darauf gewartet, dass ich mir beide Beine ausreiße, um dich rumzukriegen. Du hast dir das ganze schäbige Repertoire bieten lassen. Och bitte, Kika, komm doch mit ins Hotel, gehen wir noch aufs Zimmer, trinken wir noch einen. Alles, um dann deinen wohl erzogenen kleinen Rückzieher zu machen. Pfui, Liam, hast du mir etwa auf den Arsch geguckt? Siehst du, dann tue ich dir eben den Gefallen und spiele das Schwein. Ist doch bestens. Ich meine,

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