Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten
irgendwie anstößig sein könnte.
Mit diesem Werk zufrieden, schaute ich mich um, wo noch andere Welten zu erobern wären, und mir fiel ein, dass es einen guten, interessanten Lesestoff abgäbe, den Herausgeber einer benachbarten Landzeitung mit einem Stück grundloser Schurkerei zu attackieren, und dann wollte ich »sehen, wie er sich windet«!
Das machte ich und brachte den Artikel in die Form einer Parodie auf das Begräbnis »Sir John Moores« – einer reichlich groben Parodie überdies.
Dann machte ich zügellos zwei prominente Bürger herunter – nicht, weil die etwas getan hätten, wofür sie das verdienten, sondern nur, weil ich es als meine Pflicht erachtete, die Nummer lebendig zu machen.
Als Nächstes gab ich dem neuesten Fremden einen sanften Puff – dem Löwen des Tages, dem prachtvollen Schneidergesellen aus Quincy. Das war ein geziert lächelnder Geck reinsten Wassers und der am »knalligsten« angezogene Mann im ganzen Staat. Er war ein eingefleischter Herzensbrecher. Jede Woche schrieb er für das Journal saftige »Dichtungen« über seine jüngste Eroberung. Die Verse für meine Ausgabe waren überschrieben »An Mary in H…!«, was natürlich Mary in Hannibal bedeutet. Aber während ich sie setzte, wurde ich plötzlich vom Scheitel bis zur Sohle von einem Geistesblitz gespalten, den ich für besten Humor hielt; ich quetschte ihn in eine »höllische« Fußnote – so:
»Wir lassen diese Sache noch einmal durchgehen, nur dieses eine Mal noch; aber wir möchten Mr. J. Gordon Runnels ausdrücklich zu verstehen geben, dass wir unseren guten Ruf zu wahren haben und dass er sich ab sofort, wenn er sich mit seinen Freundinnen in der H…l’ unterhalten will, dazu einen anderen Übermittler als die Spalten dieser Zeitung aussuchen soll!«
Die Nummer kam heraus, und ich habe noch nie erlebt, dass irgendetwas solche Aufmerksamkeit erregt hätte wie diese neckischen Kleinigkeiten von mir.
Diesmal war das Hannibal Journal stark gefragt – was ihm bisher noch nie passiert war. Die ganze Stadt war in Bewegung. Am frühen Vormittag platzte Hinton mit einer Doppelflinte herein. Als er entdeckte, dass es ein Kind war (wie er mich nannte), das ihn so arg mitgenommen hatte, zog er mich nur bei den Ohren und ging wieder; aber er legte am gleichen Abend sein Amt nieder und verließ die Stadt für immer. Der Schneider kam mit seinem Bügeleisen und einer Tuchschere; aber auch er verachtete mich und machte sich noch in der Nacht nach dem Süden davon. Die beiden geschmähten Bürger kamen mit Drohungen, mich zu verklagen, und zogen ab, wütend über meine Nichtigkeit. Der Herausgeber vom Lande tanzte am nächsten Tage dicktuerisch mit indianischem Kriegsgeschrei an, nach Blut dürstend; aber am Ende vergab er mir herzlich und lud mich in eine Schankstube ein, um alle Feindseligkeit bei einem gemütlichen Glase »Fahnestock’s Wurmabtreiber« wegzuspülen. Das war sein Witzchen.
Mein Onkel war sehr böse, als er zurückkehrte – ohne Grund, wie ich dachte, wenn man betrachtete, welchen Schwung ich der Zeitung gegeben hatte, und wenn man sich weiter überlegte, dass er vor allem für seine Gesunderhaltung hätte dankbar sein sollen, war er doch durch seine Abwesenheit so wunderbar darum herumgekommen,verklagt, seziert, erschossen und mit dem Tomahawk erschlagen zu werden. Aber er regte sich ab, als er die Abrechnungen sah und feststellte, dass ich tatsächlich die beispiellose Anzahl von dreiunddreißig neuen Abonnenten gewonnen hatte und das Gemüse zum Beweise dessen vorweisen konnte: Klafterholz, Kohl, Bohnen und unverkaufbare Rüben genug auf zwei Jahre für die ganze Familie.
In meinem ersten Lehrjahr beim Courier tat ich etwas, was ich seit fünfundfünfzig Jahren zu bereuen versuche. Es war ein Sommernachmittag und genau das richtige Wetter für kostbare Ausflüge an den Fluss und andere Vergnügungen, aber ich war ein Gefangener. Alle anderen hatten frei. Ich war allein und traurig. Ich hatte irgendein Verbrechen begangen, und das war meine Strafe. Ich sollte meinen freien Tag verlieren und noch dazu den Nachmittag in Einsamkeit verbringen. Die Druckerei oben im zweiten Stock hatte ich ganz für mich allein. Ein einziger Trost war mir beschieden, und der war freundlich, solange er vorhielt. Es bestand in der Hälfte einer länglichen dicken Wassermelone, frisch und rot und reif. Ich höhlte sie mit einem Messer aus und konnte sie restlos in mir unterbringen – bis ich so voll war, dass mir der
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