Lavendel-Glorias Letzter Wille ROTE LATERNE Band 7 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
sie nicht bemerkt.
Hinter einer Hecke blieben sie stehen. Hier konnte er sie nicht mehr sehen. Sie beide jedoch hatten einen Überblick auf das Haus.
Wagner ging durch das Gittertor, die Stufen hinauf und blieb dann vor der Haustür stehen. Die Mädchen sahen, wie er die Klingel drückte. Sie erkannten, dass er redete. Er gestikulierte dabei heftig.
Schließlich aber sanken seine Schultern herab. Offensichtlich wurde ihm nicht geöffnet.
»Los, lass uns abhauen«, schlug Karin vor. Sie winkte ein Taxi heran, das eben gefahren kam. Es hielt an, sie stiegen ein und ließen sich zu ihrer Pension bringen.
Dann saßen sie wieder in ihrem Zimmer. Karin starrte auf das Telefon. Doch es schwieg hartnäckig. »Was hat sie denn gesagt, die Alte,«
»Sie ist die Mutter von diesem Nägele«, murmelte Karin. »Sie sagte, dass ich hier in der Pension warten soll. Man wird mir eine Nachricht zukommen lassen. Ich nehme an, dass man mich anruft. Mensch, die ganze Sache wird immer verzwickter. Übrigens, die Chinesin ist auch schon bei der Alten gewesen. Ma-Lei-Tsung hat einen Riecher für Geld. Das wissen alle, die sie kennen. Umsonst fliegt die nicht nach Zürich.«
An diesem Tag geschah überhaupt nichts mehr. Karin wagte es nicht, das Zimmer zu verlassen. So ging Anita später zu einer Imbissbude, um dort etwas zu essen zu holen.
Um Mitternacht legten sie sich schlafen. Es war kein Anruf gekommen. Am nächsten Morgen gingen sie zum Frühstück in den kleinen Gesellschaftsraum in der Pension. Dort saß ein Herr an einem Tisch, der in einer Zeitung las.
»Du, guck mal«, flüsterte Karin plötzlich und gab Anita einen Knuff in die Seite.
»Was denn?«
»Da, die Zeitung!«
»Dreister Einbruch in Professorenvilla!«, stand da zu lesen. Abgebildet war das Haus der Nägeles.
»Diese Haie sind also schon dagewesen«, murmelte Karin und fröstelte dabei ein wenig. »Sie haben wohl gehofft, das Geld bei diesem Nägele zu finden.«
Sie hatten kein besonders gutes Gefühl in der Magengegend, während sie frühstückten. Sie waren beinahe fertig, als sich die Tür öffnete und zwei Männer in hellen Trenchcoats eintraten.
Bullen! Schoss es Karin durch den Kopf. Sie steuerten direkt auf den Tisch der Mädchen zu.
»Fräulein Clemens und Fräulein Köster?«
»Ja - das sind wir«, stotterte Karin.
»Mein Name ist Robert Suttner«, sagte der Hochgewachsene mit den Geheimratsecken. »Ich bin von den Schweizer Sicherheitsbehörden. Wir möchten Sie bitten, mit uns zu kommen.«
»Sagen Sie mal«, brauste Anita auf, »Sie haben wohl 'nen Vogel. Was hat denn das zu bedeuten?«
»Bitte machen Sie kein Aufsehen, Fräulein Köster!«
»Soll das vielleicht 'ne Verhaftung sein?«, fragte Karin scharf.
»So eng sollten Sie das nicht sehen«, sagte, Suttner. »Bitte machen Sie hier keinen Aufstand, sondern kommen Sie mit. Wir werden Ihnen alles erklären.«
Unterwegs im Auto bestürmte ihn Karin mit Fragen. Doch er schwieg. Man brachte sie zum Präsidium.
»Die Fragen stelle hier ich«, erklärte Suttner.
»Also gut«, sagte Karin seufzend, nachdem sie auf dem angebotenen Stuhl Platz genommen hatte. »Dann schießen Sie mal los.«
»Weshalb sind Sie in Zürich, meine Damen?«
»Darf man nicht in Zürich sein?«, erkundigte sich Karin.
»Schon. Sie sind gestern im Hause des Professor Nägele gewesen!«
»Na und?«, fragte Karin.
»Heute Nacht wurde dort eingebrochen!«
»Wir haben es in der Zeitung gelesen«, sagte Anita. »Aber was geht das uns an?«
»Was wollten Sie bei Nägele?«
»Hat Ihnen denn das Frau Nägele nicht erzählt?«, erkundigte sich Karin.
»Nein, Frau Nägele hat uns nur über die Besucher der letzten beiden Tage informiert. Es ist doch sehr merkwürdig, Fräulein Clemens, dass all diese Besucher aus Ihrem Umfeld stammen!«
Verwirrt blickten sich die Mädchen an.
»Sie glauben doch nicht etwa, dass wir was mit diesem Einbruch zu tun haben?«, fragte Karin schließlich entsetzt.
»Direkt nicht, Fräulein Clemens. Aber vielleicht indirekt.«
»Also, hören Sie zu, jetzt reicht es mir!«, rief Anita nun aus. »Wir haben mit dieser Sache überhaupt nichts zu tun. Es ist richtig, dass Karin bei Frau Nägele gewesen ist. Karin wollte nicht zu Frau Nägele, sondern ...«
»Sei still!«, unterbrach Karin.
»Zu wem wollten Sie?«, fragte Suttner nun.
»Zu Johann Nägele«, antwortete Karin ein wenig gequält.
»Es wäre gut, wenn Sie die Karten auf den Tisch legten, Fräulein Clemens.« „
Karin
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