Lavendel-Glorias Letzter Wille ROTE LATERNE Band 7 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
zögerte. Dann zuckte sie die Schultern.
»Also gut«, sagte sie. »Sie werden es ja doch irgendwann rauskriegen, und außerdem sehe ich nicht*in, warum wir daraus ein Geheimnis machen sollten.« Daraufhin berichtete sie ihm, was sie nach Zürich geführt hatte. Sie verschwieg auch nicht, was zuvor in Frankfurt geschehen war.
»So«, meinte Suttner nach einiger Zeit. »Nun sehen wir klarer. Ich muss Ihnen aber sagen, Fräulein Clemens, dass ich meine, dass Sie beide in großer Gefahr sind. Die Leute, die im Hause Nägele eingebrochen haben, suchten offensichtlich etwas. Sie suchten einen Hinweis auf das Vermögen dieser Gloria Frederic.«
»Kann schon sein«, sagte Karin. »Aber sagen Sie mir besser, wer dieser Herr Nägele eigentlich ist.«
Suttner warf seinen Kollegen einen Blick zu. Dann zuckte er die Schultern.
»An sich ist Nägele ein angesehener Professor. In den letzten Jahren allerdings ist er in das Finanzgeschäft eingestiegen. Er betreut das Vermögen verschiedener Leute. Leider ist es so, dass dieses Vermögen nicht immer ganz sauber ist, wenn Sie verstehen, was ich meine. Nägele hilft den Leuten, den Fiskus zu umgehen. Wir vermuten, dass er sogar an bestimmten Straftaten beteiligt gewesen ist.«
»Sie vermuten und sagen mir das so einfach? Ja, dürfen Sie denn das?«
»Wir wissen es sogar mit ziemlicher Sicherheit«, sagte Suttner darauf. »Aber wir können diesem Herrn Nägele nichts nachweisen. Diesmal, so scheint es, hat er sich jedoch ganz schön* in die Nesseln gesetzt. Diese Leute werden nicht lockerlassen, und wir haben auch überhaupt keine Möglichkeit, sie ihm vom Hals zu halten. Nägele ist bei Nacht und Nebel verschwunden. Seine Spur verlor sich in Genf. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, meine Damen, dann reisen Sie unverzüglich nach Deutschland zurück. Lassen Sie den Dingen ihren Lauf.«
»Aber ich habe den Auftrag, mich mit Nägele in Verbindung zu setzen«, erklärte Karin.
»Das mag sein. Aber unter den derzeitigen Umständen halte ich das für viel zu gefährlich, Fräulein Clemens. Sie selbst wissen doch, wie viele Leute hinter dem Geld dieser Gloria Frederic her sind. Leute, die ihr Ziel um jeden Preis verfolgen. Fräulein Clemens, seien Sie klug. Oder gehören Sie auch zu denjenigen, die hinter dem Geld her sind?«
Da lächelte Karin.
»Wer ist wohl nicht hinter dem Geld her?«, fragte sie. »Die Aussicht, einmal ein bisschen mehr zu haben, ist doch recht verlockend, oder nicht? Sind Sie da vielleicht anderer Meinung, Herr Kommissar?«
Suttner blieb ihr darauf die Antwort schuldig.
»Ich habe Sie gewarnt«, sagte er statt dessen. »Wenn Sie möchten, können Sie wieder gehen. Lassen Sie sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Vielleicht nehmen Sie die nächste Maschine und fliegen nach Frankfurt zurück. Es wäre besser.«
»Ein Idiot«, meinte Anita später, als sie wieder draußen waren.
»Ich weiß nicht«, sagte Karin. »So idiotisch klang das gar nicht, was er sagte. Wagner ist hier, Ma-Lei-Tsung ist hier, dieser schmierige Lüthers hat sich auch bei Nägele gemeldet. Dann sind noch ein paar Leute hinter dem Geld her, die ich überhaupt nicht kenne. Mensch, das ist wirklich eine heiße Angelegenheit.«
»Das heißt also, dass du aufgeben willst?«
»Nein«, entgegnete Karin. »Aufgeben werde ich nicht. Aber zunächst mal stillhalten, verstehst du? Vielleicht meldet sich Nägele auch bei mir. Dann sehe ich ja weiter.«
Wie elektrisiert sprangen die beiden Mädchen in die Höhe, als an die Hotelzimmertür geklopft wurde. Sie blickten einander erschrocken an.
»Geh du«, raunte Karin Anita zu.
»Nein, geh doch du«, flüsterte Anita.
Da gab sich Karin Clemens einen Ruck. Sie stand auf und trat auf die Tür zu.
»Wer ist da, bitte?«, fragte sie und versuchte dabei ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen.
»Die Pensionswirtin«, sagte draußen eine wohlbekannt klingende Stimme. Da öffnete Karin. Ein Seufzer der Erleichterung kam über ihre Lippen.
Die rundliche Wirtin hielt ein längliches Kuvert in den Händen.
»Dies ist vor ein paar Minuten für Sie abgegeben worden«, sagte sie. »Es hieß, ich soll Ihnen das persönlich übergeben. Bitte schön!«
»Danke«, sagte Karin. Dann nahm sie den Umschlag an sich, trat in das Zimmer zurück und schloss die Tür.
»Von Nägele?«, fragte Anita und richtete sich interessiert auf.
»Ich weiß es nicht. Aber das werden wir ja gleich sehen«, sagte Karin und holte ihre Nagelfeile aus dem
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