Lavendel-Glorias Letzter Wille ROTE LATERNE Band 7 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
die Tür auf.
»O nein! Nein!«, stammelte sie.
Auf den Fliesen des Badezimmers lag Gloria. Ihre Augen waren geschlossen. Im Arm steckte noch die Spritze. Die Chinesin beugte sich hinunter und tastete nach dem Puls der jungen Dirne. Dann sprang sie auf, stürzte in den Salon und riß den Hörer vom elfenbeinfarbenen Telefon. Sie wählte den Notruf und sagte, sobald sich jemand meldete: »Kommen Sie schnell. Hier liegt eine Verletzte.« Ma-Lei-Tsung gab die Adresse an und legte rasch auf.
Sie blickte sich suchend um, ob sie denn ja nichts vergessen hätte, und stürzte dann zur Tür. Als sie sie öffnete, stand Charly draußen. Sie kannte den Mann nicht. Aber sie ahnte, dass es ein Kunde von Gloria war.
»Gehen Sie!«, stieß sie hervor. »Verschwinden Sie, rasch! Sie haben nichts gesehen und nichts gehört. Da drinnen ist etwas passiert. Hören Sie, Sie haben niemanden gesehen.«
Die Chinesin trippelte zum Fahrstuhl, verschwand darin und fuhr nach unten, noch ehe Charly ihr folgen konnte. Er betrat das Appartement.
»Gloria!«, rief er mit gedämpft klingender Stimme. »Gloria, wo steckst du denn? Gloria, gib doch Antwort!«
Der Mann ging auf die angelehnte Badezimmertür zu. Mit dem Fuß stieß er sie auf. Seine Augen weiteten sich nun vor Entsetzen.
»Meine Güte, Gloria!«, stieß er hervor und beugte sich hinunter.
Schon in diesem Augenblick hörte er das Martinshorn vor dem Haus. Hastig richtete er sich auf und stolperte den Gang entlang. Als er die Wohnung verlassen wollte, kamen bereits ein paar uniformierte Polizeibeamte mit Sanitätern aus dem Fahrstuhl.
»Bleiben Sie stehen«, sagte einer der Beamten. »Was ist hier los?«'
»Ich - ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Ich ...«
»Können Sie sich ausweisen?«, fragte der Beamte, während die Sanitäter und zwei weitere Polizeibeamte in die Wohnung stürmten.
»Ja, ja, natürlich, selbstverständlich. Aber - aber ich muss Sie um Diskretion bitten. Sie verstehen.«
»Wir verstehen«, sagte der Beamte. »Trotzdem bitten wir Sie um Aufklärung.«
Kurz darauf wurde Gloria aus dem Appartement getragen. Der Mann, der sich Charly nannte, starrte auf die einst so blühende Schönheit. Gloria sah entsetzlich aus.
»Ich verstehe das nicht«, murmelte er. »Ich habe heute Morgen noch mit ihr telefoniert. Sie wirkte ganz normal. Ich ...«
»Kommen Sie öfter in dieses Appartement?«
»Was heißt öfter!«, stieß er ungehalten hervor. »Zwei- dreimal im Jahr. Je nachdem, wann ich einmal in Frankfurt bin. Muss ich Ihnen das sagen?«
»Selbstverständlich nicht. Wir möchten Sie bitten, mit auf die Wache zu kommen!«
»Hören Sie, ich will nicht als Zeuge in irgendeine solche dumme Geschichte hineingezogen werden. Wegen meiner Firma könnte ich mir das gar nicht leisten. Außerdem habe ich Familie. Eine gut funktionierende Familie. «
»Das sieht man«, sagte der Uniformierte und grinste anzüglich.
Der Mann hieß Karl-Heinz Baumann und war Manager einer großen Computerfirma, die ihren Sitz in Frankfurt hatte. Meistens war Baumann jedoch im Ausland unterwegs.
»Sie müssen mir versichern, dass das, was ich Ihnen sage, unter uns bleibt. Es käme zu einer Katastrophe für mich, würde das alles bekannt werden.«
»Gut, Herr Baumann, wir sichern Ihnen Diskretion zu. Stand denn die Tür schon offen, als Sie zu dem Appartement gingen?«
Karl-Heinz Baumann dachte an die warnenden Worte des Mädchens, das ihm an der Tür begegnet war. Um aus der Sache herauszukommen, be schloss er, die Wahrheit zu sagen.
»Ich war nicht allein oben«, sagte er plötzlich.
»Ach, das ist ja interessant. War vielleicht ein Kollege bei Ihnen, und Sie wollten sich ein gemeinsames Vergnügen gönnen?«
»Unsinn!«, wehrte Baumann schroff ab. »Ein Mädchen war vor mir im Appartement. Sie begegnete mir genau an der Tür. Sie wirkte gehetzt und wohl auch ein wenig verzweifelt.«
»Können Sie sie beschreiben?«
»Nun, das dürfte nicht allzu schwer sein. Meiner Schätzung nach war dieses Mädchen Chinesin. Sie war nicht allzu groß, trug ein orangefarbenes Kleid mit langen Seitenschlitzen und … »
»Das genügt uns schon«, sagte der Beamte und warf seinen Kollegen einen bedeutsamen Blick zu. »Ma-Lei-Tsung«, sagte er. »Wann und wo immer Rauschgift auftaucht, hat die ihre Finger im Spiel, und dabei ist sie so aalglatt, dass man sie nicht erwischt.«
Daraufhin wandte sich der Polizist wieder an Karl-Heinz Baumann.
»Es ist gut, Herr Baumann. Wir bedanken uns
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