Lavendel und Blütenstaub
hatte, beiden Kindern die Situation so gut es ging zu erklären. Auch Sebastian sah mit großen Augen auf seine Uroma, die klein und schmal in diesem großen Bett lag.
"Komm her, mein Großer."
Aurelia streckte die Hand nach Sebastian und zog ihn zu sich heran. Christopher nahm Marina auf den Arm.
"Ihr wisst doch, was ich euch gesagt habe. Uroma ist leider sehr krank. Deshalb schläft sie auch sehr viel."
"Wird sie wieder gesund, wenn sie viel schläft?", fragte Sebastian und sah seine Uroma mit großen blauen Augen an.
"Nein, mein Schatz, sie wird leider nicht mehr gesund. Sie wird irgendwann ganz tief einschlafen, dann geht es ihr besser."
"Wird sie dann ein Engel sein?"
Marinas kindliche Stimme klang so surreal in dieser schrecklich traurigen Situation. Aurelia kämpfte gegen die Tränen an.
"Ja, sie wird dann ein Engel sein."
"So wie Uropa?", fragte Sebastian. "Wird sie dann auch mein Schutzengel sein?"
Aurelia lächelte. "Ja, sie wird dann auch ein Schutzengel sein. So wie Uropa."
Sie hatte den Kindern von ganz klein auf von ihrem Uropa erzählt, auch wenn sie selbst nicht mehr allzu viel von ihm wusste. So waren sie in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass sie einen ganz besonderen Schutzengel hatten.
"Mein Opa, also euer Uropa, wird genauso für immer unser aller Schutzengel sein, wie Uroma. Da bin ich mir ganz sicher." Sie drückte Sebastian fest an sich.
Sein Gesicht lag an Aurelias Schultern, mit Blick auf Anna.
Diese öffnete plötzlich ihre Augen und sah Sebastian unvermittelt an.
"Justus", sagte sie. "Justus!", rief sie nun lauter und wollte sich im Bett aufrichten. Eine Hand griff nach Sebastians Arm und hielt in fest.
Aurelia, die völlig überfordert war, wollte ihren Sohn wegziehen, weg von Anna, die nun völlig losgelöst immer lauter nach Justus rief und Sebastian fest umklammert hielt. Sie schien völlig verwirrt.
Christopher reagierte als einziger und stellte Marina vor die Schlafzimmertür, rief nach Stella und ging zu Annas Bett.
Sebastian, der nicht wusste, wie ihm geschah, weinte und klammerte sich seinerseits an Aurelia.
Christopher begann beruhigend auf Anna einzusprechen. "Anna. Beruhige dich doch. Anna!", sagte er mit lauter werdender Stimme. "Das ist Sebastian. Das ist nicht Justus. Sieh ihn dir an!"
Anna, die Sebastian entkräftet losgelassen hatte, sah ungläubig auf diesen blonden Jungen mit diesen strahlend blauen Augen.
"Aber ... aber ... Justus ..."
"Nein, Anna, das ist nicht Justus. Das ist Sebastian, dein Urenkel! Erkennst du ihn denn nicht?"
Verwirrt blickte Anna um sich. Von Christopher auf Aurelia und schließlich immer wieder auf Sebastian.
"Aber ... du siehst aus wie er."
"Wie wer?", schluchzte Aurelia, immer noch geschockt von der Situation. Ihr Herz raste, als würde es jeden Moment aus den Brustkorb galoppieren. "Wie Justus? Du meinst, dass er aussieht wie dein Bruder?"
Anna nickte, legte ihren Kopf in ihr Kissen und weinte. "Gerade noch war er hier, dann ist er hier ..." Sie deutete mit den Händen um sich herum. "Ich wusste nicht ... die Ähnlichkeit." Wieder sah sie Sebastian an, der sich immer noch ängstlich an Aurelia geklammert hatte.
Mittlerweile hatte Stella die kleine Marina beruhigt, die, von der Situation ebenfalls überfordert, herzerweichend geweint hatte. Mit ihr auf dem Arm stand sie an der Tür. Tränen rannen ihr über die Wangen.
"Sebastian sieht aus wie Justus?", wiederholte sie ungläubig.
Anna nickte. Sie schien erschöpft und verwirrt.
Wo war die Klarheit von vorhin? Aurelia konnte nur noch eine kranke alte Frau sehen, die verzweifelt immer wieder "Justus" murmelte.
"Die gleichen Haare, die gleichen Augen, ... Justus ... er ist wie Justus."
"Nein, Oma, das ist Sebastian. Erkennst du ihn denn nicht? Sieh ihn dir an!"
"Doch ... Sebastian ... aber Justus ... er ist hier ...", sie deutete mit der Hand rechts von ihrem Bett, "und hier", dann zeigte sie links auf Sebastian. "Sie sind sich so gleich", murmelte sie und sank in ihr Kissen. Bevor sie einschlief, flüsterte sie noch zwei Namen.
Aurelia und Christopher sahen sich an.
Anna
"Du hast mich gesehen, stimmt's?"
Er blickte neckisch. Seine Augen waren zu kleinen Schlitzen gepresst und der Mund war breit vor lauter schelmischen Grinsen. Der Schalk blitzte aus seinen Augen.
"Ja, hab ich. Das war gemein."
Sie saß auf der Bank unter ihrem Nussbaum. Mit den nackten Füßen spielte sie mit dem Laub, das im Gras lag.
Es war warm und der Boden schön weich. Sie
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