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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
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vielem gerechnet, aber nicht mit einer Entschuldigung.
    "Warum?", sagte sie nur. Ihre Stimme war fast tonlos.
    "Weil ich dich all die Jahre falsch eingeschätzt habe", antwortete Anna. "Ich konnte erst jetzt erkennen, wie wundervoll du eigentlich an Erwins Seite bist. Ohne dich wäre er nicht so, wie er jetzt ist. Er ist ein guter Vater, ein guter Ehemann und ein hervorragender Sohn. Er sorgt sich um seine Mitmenschen und will auch für seine Familie nur das Beste. Das alles wäre er jedoch nicht, wenn er dich nicht hätte. Danke."
    Anna lächelte. Sie wirkte erschöpft und ihre Stimme zitterte ein wenig.
    "Ach Anna, ..."
    Gabriela war sprachlos. Was sollte sie tun? Was sollte sie sagen?
    "Du musst nichts sagen. Es ist alles gesagt", sagte Anna und zog Gabriela ein wenig zu sich. Dann streckte sie ihre Hand aus und wischte eine Träne, die an Gabrielas Wange herunterfloss, weg und nickte ihr zu.
    "Du musst nicht weinen. Es ist alles in Ordnung. Die Dinge sind gut so, wie sie sind." Sie lächelte.
    "Danke." Gabriela lächelte zurück.
    All ihr Unbehagen war plötzlich weg. Es war, als wäre ein steifer Umhang von ihr genommen worden.
    "Danke, Anna", sagte sie noch einmal und drückte die Hand ihrer Schwiegermutter.
     
     
    Erwin
     
    Es war mittlerweile völlig dunkel draußen. Das kleine Licht an der Wand des Geräteschuppens leuchtete in den Garten und warf gespenstische Schatten.
    Irgendwo dort draußen werkelte Stella im Dunkeln herum. Sie musste sich ablenken, hatte sie gesagt und war nach draußen gegangen. Sie würde das ständige Warten und Warten nicht mehr aushalten.
    Erwin war mit Erni in der Küche zurückgeblieben. Schweigend saßen sie einander gegenüber.
    "Meinen Sie nicht, ich soll mal nach oben sehen?", sagte er schließlich in die Stille.
    Erni schüttelte den Kopf. "Nein, lassen Sie ihnen Zeit. Es war Anna wichtig, mit Ihrer Frau zu sprechen."
    "Aber warum?" Er verstand nicht.
    Erni zog die Schultern hoch. "Ich weiß es nicht", sagte sie und rührte mit dem Löffel in ihrer Kaffeetasse. "Aber sie werden es wohl bald erfahren." Sie blickte hinter Erwin.
    Er drehte sich um. Gabriela stand in der Tür. Sie hatte rote Augen und ihre Wimperntusche war verschmiert.
    "Schatz! Was ist mit dir? Alles in Ordnung? Wie geht es Mutter?"
    Sie schnäuzte sich. "Ja, ja. Alles klar. Ich bin nur ..." Sie wischte sich mit dem Taschentuch die Augen ab. Dann sah sie Erwin an und versuchte ein Lächeln. "Du kannst jetzt nach oben gehen. Ich warte hier."
    Er erhob sich und schluckte. Seine Kehle fühlte sich plötzlich trocken und eng an.
    Er kam sich vor wie beim Arzt, wo seine Nummer nun aufgerufen wurde. Jetzt war er dran. Nun würde er sich stellen müssen.
    Aurelia war mit ihrer Familie heute hier gewesen, Jonathan mit seiner Freundin bereits gestern, jetzt waren Gabriela und er herbestellt worden ... Was das wohl zu bedeuten hatte? Waren dies Abschiede? Abschiede für immer? Spürte Anna, dass es zu Ende ging?
    Er verdrängte den Gedanken. Nein, daran wollte er jetzt nicht denken. Wollte das Ende nicht vor Augen haben. Es würde auch so schrecklich genug sein.
    "Erwin! Da bist du ja!"
    Wider Erwarten saß Anna fast aufrecht in ihrem Bett und sah Erwin entgegen, der zur Tür hereinkam.
    "Ja, da bin ich." Er lächelte und nahm sie in den Arm, die kleine, schmale Mutter. Er drückte sie fest an sich und schloss die Augen. Genoss den Moment. Zu selten hatte er sie in den Arm genommen, wurde ihm bewusst.
    "Es ist schön, euch alle noch einmal zu sehen." Sie flüsterte und hielt ihn fest umschlungen, so gut es mit ihren dünnen Armen ging.
    "Erwin, ich habe etwas für dich." Sie löste sich aus seiner Umarmung und sah ihm eindringlich in die Augen. "Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dann nimm es an dich."
    Verwundert sah er sie an.
    "Es ist in der Lade im Nachtkästchen."
    Er wollte danach greifen, doch Anna hielt ihn zurück.
    "Jetzt nicht", sagte sie. "Wenn es Zeit ist."
    Erwin sah sie an. Ihre Worte waren so endgültig, so abschließend.
    "Meinst du, es ist bald Zeit?" Er wollte es nicht aussprechen, doch plötzlich waren diese Worte über seine Lippen gekommen. Geflüstert, zaghaft.
    Anna schloss die Augen und lehnte sich zurück. "Ich bin müde. Einfach nur müde."
    Sie atmete ruhig ein und aus.
    Der Schlauch an ihrer Nase, durch den sie frischen Sauerstoff erhielt, war etwas verrutscht. Erwin streckte den Arm und richtete ihn. Dann nahm er ihre Hand, streichelte ihren Handrücken und hielt sie fest.
    Er saß noch

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