Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
nach der Karaffe. »Ich glaube, ich habe eine Medizin für uns gefunden. Wenn Sie sich um das Feuer kümmern würden, Sir, dann werde ich uns beiden ein Glas eingießen.«
»Danke.« Tobias ging zum Kamin hinüber und sank steif auf ein Knie. Sein Gesicht spannte sich an.
Lavinia runzelte die Stirn, die Karaffe mit dem Sherry hielt sie über ein Glas. »Haben Sie sich Ihr Bein verletzt, Sir?«
»Ein kleiner Fehltritt.« Er konzentrierte sich darauf, das Anmachholz zum Brennen zu bringen. »Das Bein ist sehr gut geheilt, doch an Tagen wie diesem werde ich mir ab und an meines Fehlers wieder bewusst.«
»Ihres Fehlers?«
»Bitte machen Sie sich keine Gedanken, Mrs. Lake.« Er beendete seine Aufgabe, umklammerte den Kaminsims und zog sich wieder auf die Füße. Als er sich zu ihr umwandte, war sein Gesicht höflich und ausdruckslos. »Ich versichere Ihnen, es ist nichts.«
Es war deutlich, dass er ihr keine weiteren Erklärungen geben wollte, und der Zustand seines Beines ging sie auch eigentlich gar nichts an. Außerdem hatte sie keinen Grund, auch nur das geringste Mitleid mit Tobias March zu haben. Dennoch konnte sie ihre Besorgnis nicht verbergen.
Er musste etwas davon in ihren Augen gelesen haben, denn sein Gesicht verhärtete sich ärgerlich. »Der Sherry wird das Problem schon lösen.«
»Es gibt keinen Grund, mich anzufahren, Sir.« Sie goss auch das zweite Glas voll. »Ich war ganz einfach nur höflich.«
»Zwischen uns beiden, Madam, gibt es keinen Grund für Nettigkeiten. Wir sind Partner, das wissen Sie doch.«
Sie reichte ihm eines der Gläser. »Gibt es eine Regel im Geschäft der privaten Nachforschungen, in der steht, dass Partner nicht höflich miteinander umgehen sollten?«
»Ja.« Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. »Die habe ich gerade eingeführt.«
»Ich verstehe.«
Auch sie trank einen großen Schluck aus ihrem Glas. Die Wärme des Sherrys hatte einen belebenden Effekt auf ihren Geist und ihre Laune. Wenn der Mann schon nicht höflich sein wollte, dann würde sie sich auch nicht weiter bemühen.
Sie ging zu einem der Sessel vor dem Feuer und sank mit einem Seufzer der Erleichterung hinein. Die Wärme der Flammen vertrieb die feuchte Kälte, die sie nicht verlassen hatte, seit sie aus Mrs. Vaughns Galerie gekommen waren.
Tobias setzte sich in den großen Sessel ihr gegenüber, ohne darauf zu warten, von ihr dazu aufgefordert zu werden. Schweigend saßen sie einander einige Minuten gegenüber und nippten an ihren Gläsern. Tobias begann, sein linkes Bein zu reiben.
Nach einer Weile wurde Lavinia ruhelos.
»Wenn Ihr Bein Ihnen so große Schmerzen bereitet, Sir, dann könnte ich vielleicht den Schmerz mit einer hypnotischen Behandlung ein wenig vertreiben.«
»Mit solchen Gedanken sollten Sie keinen Augenblick spielen«, meinte er. »Ich will Sie nicht beleidigen, Mrs. Lake, aber ich habe absolut nicht die Absicht, Ihnen zu erlauben, mich in Trance zu versetzen.«
Sie erstarrte. »Wie Sie wünschen, Sir. Es gibt keinen Grund, unhöflich zu sein.«
Er verzog den Mund. »Verzeihen Sie mir, Madam, aber ich glaube nicht an die so genannten Kräfte des Mesmerismus. Meine Eltern waren beide Wissenschaftler. Sie stimmten den Ergebnissen der öffentlichen Untersuchung zu, die Dr. Franklin und Lavoisier gemacht haben. Die ganze Geschichte, therapeutische Trance mit der Macht des Blickes oder mit Magneten herbeizuführen, ist reiner Unsinn. Demonstrationen dieser Art sind höchstens dazu geeignet, die Leichtgläubigen zu unterhalten.«
»Bah. Diese Forschung ist über dreißig Jahre alt, denken Sie daran, sie stammt aus Paris. Ich würde ihr an Ihrer Stelle nicht zu viel Bedeutung beimessen. Sie werden feststellen, dass diese Untersuchung nicht dazu beigetragen hat, das öffentliche Interesse an animalischem Magnetismus zu mindern.«
»Diese Tatsache ist mir nicht entgangen«, stimmte ihr Tobias zu. »Sie zeugt nicht gerade sehr für die Intelligenz der Öffentlichkeit.«
Wenn sie klug wäre, dann würde sie diese Unterhaltung jetzt sofort beenden, überlegte Lavinia. Doch sie konnte dem Wunsch nicht widerstehen, noch ein wenig weiter zu bohren . »Ihre Eltern waren Wissenschaftler?«
»Mein Vater hat Forschungen in der Elektrizität gemacht, unter anderem. Meine Mutter war sehr damit beschäftigt, Studien der Chemie durchzuführen.«
»Wie interessant. Machen sie beide noch immer Experimente?«
»Sie wurden beide bei einer Explosion in ihrem Labor getötet.«
Sie zog
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