Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
fest in der Hand gehalten hätte. »Wie bitte, Sir?«
»Sie haben mich richtig verstanden.«
»Ich verstehe nicht, was Sie damit bezwecken wollen«, murmelte sie.
»Das verstehe ich auch nicht.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Verachten Sie mich für die Dinge, die in Rom passiert sind?«
»Sie hätten die Angelegenheit auch in einer weniger verabscheuungswürdigen Art regeln können.«
»Dazu hatte ich keine Zeit. Ich habe Ihnen erklärt, dass ich erst kurz zuvor die Warnung bekommen hatte, dass Carlisle die Absicht hatte, in dieser Nacht zuzuschlagen.«
»Entschuldigungen, Sir. Nichts als Entschuldigungen.«
»Verachten Sie mich dafür?«
Sie hob beide Hände. »Nein. Ich verachte Sie nicht. Allerdings glaube ich, dass Sie die Dinge auf etwas anständigere Art hätten regeln können, aber ich sehe, dass gute Manieren nicht gerade Ihre Stärke sind.«
Er strich mit dem Daumen über ihre Unterlippe. »Sagen Sie mir noch einmal, dass Sie mich nicht verachten.«
»Oh, also gut. Ich verachte Sie nicht, Sir. Mir ist klar, dass Sie in dieser Nacht in Rom überreizt waren.«
» Überreizt ?«
Sie fühlte sich noch immer ein wenig schwindelig. Zu viel Sherry auf einen leeren Magen, zweifellos. Sie leckte sich über die Lippen.
»Mir ist klar, dass Sie auf Ihre eigene verrückte Art entschieden hatten, dass Emeline und ich irgendwie in Gefahr waren. Ich nehme an, dass Sie damals in einem Ausnahmezustand waren«, versicherte sie ihm.
»Und was ist mit meinem Zustand jetzt in diesem Augenblick?«
»Wie bitte?«
»Ich muss heute Nachmittag genauso verrückt sein wie in dieser Nacht in Italien.« Er beugte sich näher zu ihr. »Aber aus vollkommen anderen Gründen.«
Seine Lippen schlössen sich über ihren.
Sie hätte wirklich den Schritt zurück machen sollen, überlegte sie. Doch jetzt war es dafür zu spät.
Seine starken Hände schlössen sich fester um ihr Gesicht.
Der Kuss schien in ihren Sinnen zu explodieren. Er vertiefte ihn noch. Eindringliche Gefühle ergriffen von ihr Besitz. Sie konnte kaum noch stehen. Es war, als wäre sie eine Wachsskulptur, die zu nahe ans Feuer gestellt worden war. Etwas in ihrem Inneren drohte zu schmelzen. Um sich aufrecht zu halten, war sie gezwungen, die Finger in seine Schultern zu krallen.
Als er fühlte, wie sie sich an ihn klammerte, stöhnte er auf und zog sie in seine Arme, so fest, dass ihre Brüste gegen seinen Oberkörper gedrückt wurden.
»Gott helfe mir, ich weiß nicht warum, aber den Wunsch, dies hier zu tun, habe ich schon seit Italien«, murmelte er an ihrem Mund.
Die Worte waren wohl kaum poetisch, dachte Lavinia. Aber aus irgendeinem Grund fand sie sie unerträglich erregend. Sie war benommen von der heftigen Macht der Gefühle, die sie in sich fühlte.
»Das ist Wahnsinn.« Sie wäre gefallen, hätte sie sich nicht an ihn geklammert. »Vollkommener Wahnsinn.«
»Ja.« Er vergrub die Finger in ihrem Haar und bog ihren Kopf zurück, damit er an ihrem Ohrläppchen knabbern konnte.
»Aber wir waren uns ja einig, dass wir wahrscheinlich verrückt sind.«
Sie keuchte auf, als sie fühlte, dass er ihren Hals küsste. »Nein, nein, ich glaube, es ist der Sherry.«
»Es ist nicht der Sherry.« Er schob sein Knie zwischen ihre Schenkel.
»Es muss der Sherry sein.« Sie zitterte unter der Woge des wilden Verlangens, das sie in ihm fühlte. »Wir werden es zweifellos beide bedauern, wenn wir uns von der Wirkung des Weines erholt haben.«
»Es ist nicht der Sherry«, widersprach er noch einmal.
»Doch, natürlich ist er das. Was sonst... autsch.« Sie wich zurück, als sich seine Zähne vorsichtig und doch entschlossen in ihr Ohrläppchen gruben. »Gütiger Himmel, Sir. Was tun Sie denn da?«
»Es ist nicht der verdammte Sherry.«
Sie war jetzt recht atemlos. »Ich kann mir keinen anderen Grund dafür vorstellen, dass wir uns auf eine so eigenartige Weise benehmen. Es ist doch nicht so, als würden wir einander wirklich mögen.«
Er hob abrupt den Kopf. In seinen Augen kämpfte der Ärger mit einem anderen, hitzigeren Gefühl.
»Müssen Sie denn über jeden verdammten Punkt argumentieren, Lavinia?«
Endlich machte sie den Schritt zurück, den sie schon vor ein paar Minuten hätte machen sollen. Sie bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen. Sie fühlte, dass einige Haarsträhnen in ihren Nacken hingen. Ihr Schultertuch war verrutscht.
»Mir scheint, Sir, dass Sie und ich diese Sache nicht in einer höflichen und zivilen Art tun können«,
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