LaVyrle Spencer
Fehler, ihn abzuweisen. Doch jetzt habe ich
meine Meinung geändert.«
»Und was
sagt Clay dazu?«
»Taten sind überzeugender als Worte. Sicherlich wissen Sie, wo
er im letzten Winter eine warme Schulter fand, als Sie ihm Ihre kalte zeigten.«
»Was wollen
Sie eigentlich von mir?« fragte sie kalt. »Ich möchte, daß Sie das Richtige tun
und Clay freigeben, ehe er sich in seine Tochter verliebt und aus den falschen
Gründen bei Ihnen bleibt.«
»Er hat mich Ihnen vorgezogen. Das
können Sie nicht verkraften, nicht wahr?«
Jill warf den Kopf in den Nacken.
»Meine Kleine, mich konnten Sie mit dieser Farce von Hochzeitsfeier nicht täuschen. Ich war dabei, und es
war keineswegs eine Halluzination, daß Clay mich viel
leidenschaftlicher küßte, als es von einem Bräutigam erwartet wird.« Jill legte
eine dramatische Pause ein. »Und er sagte mir, daß er
mich noch immer liebt. Ein merkwürdiges Geständnis von einem Mann in seiner
Hochzeitsnacht, wie?«
Catherine konnte sich nur zu lebhaft
an jenen Abend erinnern, aber sie verbarg ihren Ärger hinter einer Maske der
Gleichgültigkeit. Sie blickte zu Clay, der sich auf der Terrasse mit Jills
Vater unterhielt.
Jill sprach weiter. »Es besteht kein
Zweifel, daß, wenn dieses ... Versehen«, die kleine Pause unterstrich das
Wort, »nicht passiert wäre, Clay und ich
jetzt unsere Hochzeit vorbereiten würden. Wir haben schon
als Kinder nackt im Swimmingpool gebadet. Es war immer eine unumstößliche Tatsache, daß wir eines Tages
heiraten würden. Als er mich im Oktober bat, ihn zu heiraten, gab er zu, daß
Sie für ihn nicht mehr als ein tragischer Fehler seien. Warum tun Sie ihm nicht
den Gefallen und verschwinden aus seinem Leben?«
Es war offensichtlich, daß Jill
Magnusson gewöhnlich bekam, was sie haben wollte und dafür auch vor keiner
Gemeinheit zurückschreckte. Ihr Benehmen war unverschämt.
Sie ist so kalt wie Inellas
Tomatenaspik dort oben auf dem Eis, dachte Catherine. Und sie konnte
Tomatenaspik nicht ausstehen.
»Sie sind sehr anmaßend, Jill«,
sagte Catherine mit frostiger Stimme.
»Ich bin nicht anmaßend. Ich weiß
gewisse Dinge, die Clay mir anvertraut hat. Ich weiß, daß Sie ihn aus seinem
eigenen Bett vertrieben haben, daß Sie ihn dazu ermutigt haben, sein Leben so
weiterzuführen wie zuvor – mit seinen alten Freunden. Das Kind ist jetzt auf
der Welt, es hat einen Namen, und Clay ist dazu verpflichtet, es finanziell zu
unterstützen. Sie haben von ihm bekommen, was Sie haben wollten. Warum geben
Sie ihn nicht frei?«
Catherine stand auf, strich über
ihren Rock und hob die Hand, um Clay demonstrativ zuzuwinken, der die Geste
erwiderte. Ohne Jill anzusehen, sagte sie: »Er ist ein großer Junge. Wenn er
frei sein möchte, würde er mich dann nicht darum bitten?«
Catherine entfernte sich in Richtung
Terrasse, aber Jill feuerte noch einen Schuß ab, der ins Mark traf. »Wo,
glauben Sie, war Clay, während Sie im Krankenhaus sein Kind entbunden haben?«
Verrückte Gedanken voller Rachsucht
schossen Catherine durch den Kopf. Sie wünschte, Inellas Tomatenaspik wäre aus
Jills Blut. Sie wollte Jills Haar abrasieren, ihren nackten Körper in giftigem
Efeu wälzen, ihr Rizinusöl einflößen. Diese Gedanken kamen Catherine keineswegs
kindisch vor. Sie war verletzt und gedemütigt worden. Sie wollte sich rächen
und wußte nicht wie.
Und Clay! Am liebsten hätte sie eine
Handvoll Eisstücke genommen und sie ihm ins Gesicht geschleudert. Sie wollte
laut herausschreien, was für ein Lügner und Wüstling er war! Wie konnte er das
nur tun! Wie konnte er es wagen! Es war schlimm genug, daß er seine sexuelle
Beziehung zu Jill fortführte, doch der Gedanke, daß er ihr die intimsten Dinge
ihrer Ehe anvertraut hatte, verletzte Catherine tiefer, als sie je für möglich
gehalten hätte. Quälende Erinnerungen kamen zurück, drängten sich ihr mit
grausamer Deutlichkeit auf: der Silvesterball. Clay küßt Jill, während er ihre
nackten Schultern streichelt. Die Nacht, als er nicht nach Hause gekommen war.
Und jetzt das Schlimmste – die vier Nächte, die sie im Krankenhaus verbracht
hatte.
Mehrere Tage waren seit der Examensfeier
vergangen. Catherine hatte ihre Wut unterdrückt, bis sie ihr wie bittere Galle
auf der Zunge brannte, die ausgespuckt werden mußte. Clay hatte gespürt, daß
sie innerlich vor Zorn kochte und irgendwann explodieren würde. Aber er konnte
nicht wissen, was die Explosion auslösen würde.
Er stand vor dem Kinderbett
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