LaVyrle Spencer
willst du dich
von einem Mann wie Clay scheiden lassen? Er ist ... er ist ... perfekt.«
»Nein, Mutter, weder er ist perfekt,
noch bin ich es.«
»Aber die schöne Hochzeit, die sie
dir ausgerichtet haben, und das wunderbare Haus ... und Clay gab dir doch
alles, was du haben wolltest.«
»Mutter, bitte verstehe mich. Es war
ein Fehler, daß wir überhaupt geheiratet haben.«
»Aber wenn Melissa seine ...« Ada
legte ihre zitternden Finger an ihre Lippen und wisperte: »Sie ist doch sein
Kind, nicht wahr?«
»Ja, Mutter. Sie ist seine Tochter.«
»Ja, natürlich«, überlegte Ada laut.
»Sie hat seine Nase und sein Kinn. Warum habt ihr euch getrennt?«
»Wir haben um Melissas willen
versucht, die Ehe weiterzuführen, aber es hat einfach nicht geklappt. Gerade
du solltest verstehen, daß ich nicht bei einem Mann bleiben will, der mich
nicht liebt.«
»Nein ... nein, du hast wohl recht.
Liebes, es bricht mir das Herz, daß du dieses schöne Leben aufgeben willst. Ich
war so glücklich, dich wohlversorgt zu wissen. Du hattest alles, was ich nie
hatte. Immer hatte ich gehofft, daß es meinem kleinen Mädchen einmal
bessergehen würde ...« Ada begann zu weinen. Wie verloren saß sie in ihrem
alten, schäbigen Wohnzimmersessel.
»Mom, du kannst mich und Melissa
jederzeit besuchen. Und Clay kommt für unseren Lebensunterhalt auf, damit ich
im Frühjahr mein Studium wiederaufnehmen kann.«
»Und das ist dir lieber, als mit ihm
verheiratet zu sein?« fragte Ada traurig.
»Mutter, darum geht es nicht. Für
unsere Scheidung gibt es viele Gründe. Und wenn du ehrlich bist, mußt du
zugeben, daß ich nie wirklich in seine Familie gepaßt habe.«
»Nun, ich denke schon, daß du in
seine Kreise paßt. Angela scheint dich wirklich zu mögen, und ...«
»Mutter, bitte.« Catherine drückte
ihre Hand gegen die Schläfe und wandte sich ab. Der Gedanke an Angela schmerzte
sie beinahe ebenso wie der Gedanke an Clay.
»Ist ja gut, Liebes. Es tut mir
leid. Es kam nur so plötzlich, und ich muß mich erst daran gewöhnen, nachdem
ich mich so wohl gefühlt hatte, weil du versorgt warst.«
Danach machte Ada Catherine
jedesmal, wenn sie zu Besuch kam, Vorwürfe und gab ihr zu bedenken, was sie
alles aufgab, wenn sie sich von Clay scheiden ließ. Catherine versuchte
vergeblich, ihrer Mutter klarzumachen, wie sehr sie im Grunde doch von dieser
Verbindung profitiert hatte. Doch Ada weigerte sich eigensinnig, Catherines
Argumente zu akzeptieren.
Ende Juli kam Clays Vater
überraschend zu Besuch. Als Catherine die Tür öffnete und ihn so unvermutet vor
sich sah, schluckte sie krampfhaft. Da Clay seinem Vater sehr ähnlich sah,
weckte dessen Anblick eine bittersüße Freude in Catherine.
»Hallo, Catherine, darf ich
hereinkommen?«
»Hallo. Ja, natürlich.«
Es gab einen Augenblick des Zögerns,
in dem sie einander abschätzend betrachteten. Jeder sah in den Augen des anderen
das unausgesprochene Leid. Dann nahm Claiborne Catherine in die Arme und küßte
sie auf die Wange. Sie schloß die Augen, fühlte wieder die Geborgenheit, die
sie bei diesem Mann empfand, und kämpfte verzweifelt gegen die Zuneigung an,
die sie für Claiborne empfand, weil er Clays Vater und Melissas Großvater war.
Als sie sich im Wohnzimmer
gegenübersaßen, sagte Claiborne: »Angela und ich sind erschüttert über eure
Trennung.«
»Das tut mir leid.« Catherine
vermied es, Claiborne anzusehen, denn sein Blick erinnerte sie zu sehr an
Clay.
»Wir hatten
gehofft, Clay würde wieder zur Vernunft kommen und zu dir zurückkehren. Aber
da das offensichtlich nicht der Fall ist, wollten wir wissen, wie es dir geht.«
»Gut, sehr gut ... Wie Sie sehen, habe ich alles, was ich brauche. Clay ... und
Sie ... ihr habt dafür gesorgt.«
Er beugte sich vor, verschränkte die
Hände und betrachtete sie prüfend.
»Catherine, ich muß dich um
Verzeihung bitten. Ich habe einen schwerwiegenden Fehler gemacht.«
»Bitte, Mr. Forrester, wenn Sie
damit das Ultimatum meinen, das Sie Clay gestellt haben ... nun, davon wußte
ich. Wir alle haben den Fehler begangen, zu glauben, eine Heirat würde unsere
Probleme lösen. Auch wir waren nicht ehrlich Ihnen gegenüber.«
»Clay hat uns von der Vereinbarung
erzählt, die ihr getroffen habt.«
»Ach?« fragte Catherine erstaunt.
»Du brauchst dich deswegen nicht
schuldig zu fühlen. Keiner von uns hat eine blütenreine Weste.«
»Ich wollte es Ihnen schon vor
langer Zeit sagen, brachte es aber nicht fertig.«
»Angela
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