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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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murmelte. Einmal sah er, wie sie Melissas winzige Zehen mit den Lippen
liebkoste. Wenn sie das Baby badete, plauderte und lachte sie unaufhörlich
dabei. Wenn das Baby zu lange schlief, wartete Catherine schon ungeduldig
darauf, ihm wieder die Brust geben zu können. Catherine sang jetzt oft fröhlich
vor sich hin, zuerst nur für Melissa und dann auch, während sie ihre Hausarbeiten
erledigte. Sie schien ihre Fröhlichkeit wiedergefunden zu haben, und auch Clay
wurde jedesmal mit einem Lächeln begrüßt, wenn er nach Hause kam.
    Doch in dem Maße, wie Catherines
Zufriedenheit wuchs, schwand Clays Ausgeglichenheit. Er weigerte sich halsstarrig,
von dem Baby Notiz zu nehmen, obwohl Melissas Anwesenheit ihn zunehmend
beeinflußte. Beim geringsten Anlaß bekam er einen Wutanfall, den weder
Catherine noch Melissa zur Kenntnis nahmen. Melissa war ein ruhiges,
zufriedenes Baby, das prächtig gedieh. Clay entschuldigte seine Nervosität und
schlechte Laune mit dem bevorstehenden Examen.
    Angela rief an und bat ihn um
Erlaubnis, eine kleine Examensfeier für ihn ausrichten zu dürfen. Als sie
sagte, daß Catherine schon damit einverstanden sei, bellte Clay ins Telefon:
»Nachdem ihr beide die ganze Sache ja schon beschlossen habt, warum fragt ihr
mich überhaupt noch?«
    Worauf er etwas Mühe hatte, seiner
Mutter diesen Wutanfall zu erklären.
    Clay bestand sein Examen an der
Juristischen Fakultät der Universität von Minnesota mit Auszeichnung, als
Melissa zwei Monate alt war. Jetzt hatte er die Urkunde in den Händen, aber
seine Tochter hatte er noch nie auf dem Arm gehabt.

27
    Die Examensfeier fand an einem herrlichen Junitag
statt. Der ausgedehnte Garten hinter dem Forrester-Haus erstrahlte in voller
Blütenpracht. Die Terrasse schmückten Blumen und Ziersträucher in elegant
geformten Behältern. Der Rosengarten stand in voller Blüte und verströmte
einen betörenden Duft. Breitkronige Ahornbäume und hohe Linden spendeten
wohltuenden Schatten. Die Idylle erinnerte an Bilder der Impressionisten: Damen
in duftigen Kleidern promenierten über den Rasen; Herren in hellen
Sommeranzügen unterhielten sich auf der Terrasse.
    Catherine saß ihm Gras, als ein
Schatten über sie fiel. Sie blickte hoch, blinzelte und konnte gegen die Sonne
nicht erkennen, wer da stand.
    »So ganz allein?« erklang Jill
Magnussons volltönende Stimme. »Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?«
    Catherine bedeckte die Augen mit
ihrem Unterarm. »Natürlich. Nehmen Sie sich einen Stuhl.«
    Jill ließ sich mit einer anmutigen
Bewegung ins Gras sinken. Wie die Ballerina im Schwanensee, dachte
Catherine. Jill warf ihre üppige Haarmähne in den Nacken und schenkte Catherine
ihr bezauberndstes Lächeln.
    »Ich sollte mich wohl entschuldigen,
daß ich Ihnen zur Geburt Ihres Kindes kein Geschenk schickte. Aber Sie wissen
ja, wie es ist.«
    »Ach, tatsächlich?« entgegnete Catherine
liebenswürdig – etwas zu liebenswürdig.
    Jill betrachtete Catherine von Kopf
bis Fuß, ehe sie antwortete: »Nun, wissen Sie's nicht?«
    »Ich weiß
nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Das wissen Sie sehr genau – und ich
bin keine Heuchlerin. Ich bin wahnsinnig eifersüchtig auf Ihr und Clays Kind.
Nicht, daß ich eins haben möchte, verstehen Sie mich nicht falsch, aber
eigentlich sollte es mein Kind sein.«
    Catherine
unterdrückte den Impuls, Jill zu ohrfeigen. »Es sollte Ihres sein? Was für eine
taktlose Bemerkung.«
    »Taktlos – vielleicht. Aber wir beide wissen, daß es wahr
ist. Jetzt habe ich beschlossen, mit offenen Karten zu spielen. Ich will Clay
haben. So einfach ist das.«
    Ihr Stolz ließ Catherine antworten:
»Ich fürchte, er ist nicht mehr zu haben.«
    »Sie haben ihn reingelegt. Er hat
mir erzählt, welche Beziehung zwischen Ihnen und ihm besteht. Warum wollen Sie
einen Mann behalten, den Sie nicht lieben und der Sie nicht liebt?«
    »Vielleicht,
damit meine Tochter einen Vater hat?«
    »Kein
überzeugender Grund, wie Sie zugeben müssen.«
    »Ich bin Ihnen keine Rechenschaft
schuldig, Jill.«
    »Nun gut – dann lassen Sie's. Aber
vielleicht sollten Sie sich fragen, warum Clay mich gebeten hat, auf ihn zu
warten, bis er aus diesem Schlamassel heraus
ist.« Jills Stimme klang jetzt wie das Schnurren einer Katze.
»Ach, wie ich sehe, ist Ihnen das neu. Wußten Sie denn nicht, daß Clay mich
bat, ihn zu heiraten, kurz nachdem er
erfuhr, daß Sie schwanger sind? Nun, er hat es getan. Aber mein törichter Stolz
war verletzt, und ich beging den

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