LaVyrle Spencer
die
links neben Catherine saß, und dann zu Grover,
die gerade Milch in Gläser goß. Als Grover Catherine ihr Glas reichte, täuschte
sie eine Ungeschicklichkeit vor und verschüttete es auf ihre Hose. Catherine
sprang auf, aber sie starrte Grover nur schweigend an.
Marie sagte honigsüß: »Kannst du
denn nicht besser aufpassen, Grover?«
Grover nahm eine Serviette und
wischte demonstrativ Catherines Hose ab. Catherine entriß ihr die Serviette
und sagte eisig: »Schon gut, vergiß es.«
Doch als sie sich vorbeugte,
bekleckerte sie von links eine Hand mit Erdbeermarmelade. Die klebrige Substanz
pappte in ihrem Haar und auf ihrer Wange.
»Oh, was
habe ich nur getan?« sagte Vicky unschuldig. Diesmal ließ Catherine ihrem Zorn
freien Lauf. »Was soll diese Verschwörung? Was habe ich euch getan?«
Doch da stand Marie auf und legte
ihre Arme um Catherine. »Wir wollen dir nur helfen.«
»Da habt
ihr aber eine seltsame Art, es mir zu zeigen.«
Und da erst
sah Catherine, daß alle Mädchen grinsten, und merkte, aus welchem Grund sie
diese Verschwörung angezettelt hatten. Sie wollten unbedingt, daß sie sich
schön machte. »Ihr seid verrückt«, meinte sie, jetzt lachend. »Ich habe euch
doch schon gesagt, daß das kein Rendezvous ist.«
»Wenn wir erst mit dir fertig sind,
wird es eins sein«, orakelte Marie.
Und dann machten sie sich ans Werk, wuschen Catherine
das Haar, föhnten es, schminkten sie und lackierten ihr die Nägel. Als
Catherine vor den Spiegel trat, war sie über ihre Verwandlung erstaunt. Eine
schöne junge Frau blickte ihr entgegen.
Mein Gott,
dachte sie, was wird Clay Forrester von mir halten?
Die Mädchen standen im Halbkreis
hinter ihr und beobachteten sie. Sie wollte nicht die Hoffnungen der anderen
verkörpern. Sie wollte nicht, daß Clay glaubte, sie hätte sich für ihn schön
gemacht. Da löste sich die häßliche Francie aus der Gruppe und
trat zu ihr.
Francie hatte bisher noch nie das
Wort an Catherine gerichtet. Jetzt reichte sie Catherine eine kleine Flasche
Parfüm und sagte: »Hier, das habe ich dir gestohlen.«
Catherine nahm das Fläschchen und
lächelte Francie an. »Ich hab noch mehr davon. Warum behältst du es nicht?«
»Ich glaube, dies ist dein
Lieblingsparfüm, denn es war nicht mehr viel in der Flasche.«
Catherine spritzte sich etwas davon
hinter die Ohren und auf die Handgelenke. Dann sagte sie: »Du hast recht,
Francie. Es ist mein Lieblingsparfüm. Aber du kannst es trotzdem behalten.
Wenn ich es benutzen will, komme ich einfach in dein Zimmer und
nehme mir etwas.«
»Wirklich?« fragte Francie mit vor
Überraschung und Dankbarkeit großen Augen. Sie sah Catherine bewundernd an.
Das ist
einfach lächerlich, dachte Catherine. Ich bin doch nicht Aschenputtel. Ich bin
nicht die, die sie in mir sehen wollen. Dann drückte sie Francie das Fläschchen
wieder in die Hand, und alle lachten und ließen sie mit Marie allein. »Du gehst
für uns alle, Catherine.«
»Das weiß
ich.«
»Sei nett
zu ihm.«
»Er kommt nicht, weil er um meine
Hand anhalten will. Wir haben ...«
»Sei nur nett zu ihm. Mach den
Mädchen ein bißchen Hoffnung. Laß ihnen ihre Illusionen. Versprochen? Nur heute
abend?«
»Okay, Marie«, stimmte Catherine zu.
»Ich tu's für euch alle. Aber was wird, wenn sich ihre Hoffnungen nicht erfüllen?«
»Das ist das erste Mal, daß jemand
von einem Mann hier abgeholt wird. Das bringt sie zum Träumen. Laß ihnen ihre
Träume.«
Marie fragte sich, wie ein Mann
einer so schönen Frau wie Catherine widerstehen konnte. Da sie klein war,
bewunderte sie Catherines hohen Wuchs. Da sie dunkles Haar hatte, bewunderte
sie das blonde Haar ihrer Freundin. Da sie geschwätzig war, bewunderte sie
deren Reserviertheit. Kurzum: Catherine war all das, was Marie nicht war.
Vielleicht verstanden sie sich deshalb so gut.
»Du siehst
einfach umwerfend aus«, sagte Marie.
»Nein,
wirklich nicht. Du willst nur, daß ich so aussehe.«
»Das muß ein irrer Typ
sein, der dich abholt.«
Und in dem Moment rief jemand von
unten: »Was fährt er denn für einen Wagen?«
Catherine
wußte, daß ihre Antwort mächtigen Wirbel auslösen würde, aber sie rief zurück:
»Eine silberne Corvette.« Marie sah aus, als hätte sie gerade einen Fisch
verschluckt. »Eine was?«
»Du hast
richtig gehört.«
»Und dann
willst du ihn nicht haben?«
Die Mädchen unten machten einen
ziemlichen Lärm und kicherten aufgeregt durcheinander.
»Zu schade, daß du nicht hören
kannst, was
Weitere Kostenlose Bücher