LaVyrle Spencer
gesorgt.«
»Aber du
bist doch mein kleines Mädchen. Ich muß ...«
»Mutter, die Forresters wollen
sich um alles kümmern, wirklich. Mrs. Forrester besteht darauf. Ich habe noch
nie jemanden wie sie kennengelernt.«
»Oh, sie
ist wirklich eine Lady.«
»Mom, ich
möchte, daß du zur Hochzeit kommst.«
»0 nein, Liebes. Ich passe nicht in
diese Gesellschaft«, sagte Ada erschrocken.
»Steve
kommt auch, Mom.«
Überrascht wiederholte sie: »Steve?
Du hast mit Steve geredet?«
»Ja. Und er
kommt.«
»Hierher?«
»Ja, Mom. Und er sagte, daß er dich
zu meiner Hochzeit begleiten möchte.«
»Steve ... kommt nach Hause?« fragte
Ada wieder ungläubig. Dann fiel ihr etwas ein. »Ach, das gibt nur Ärger. Herb
und Steve ...« Sie senkte den Blick.
»Daddy wird nichts davon erfahren.
Nur ihr beide kommt zur Hochzeit, Daddy nicht.«
»Ich weiß
nicht, wie sich das machen ließe.«
»Hör mir zu, Mom. Du sagst ihm, daß
du Bingo spielen gehst, wie du das manchmal samstags tust. Ich will dich an
diesem Tag dabeihaben, aber wenn er käme, würde er uns nur Ärger machen.«
»Er wird es
rauskriegen, Liebes. Du kennst ihn.«
»Er wird
nichts wissen, wenn du ihm nichts erzählst.«
»Er hat einen sechsten Sinn. Den hat
er schon immer gehabt.«
»Mama, Steve kommt nicht in euer
Haus. Soviel ist dir doch klar, oder? Als er ging, hat er geschworen, nie
wieder einen Fuß dorthin zu setzen. Und er hat seine Meinung nicht geändert.
Wenn du Steve sehen willst, mußt du zur Hochzeit kommen.«
»Geht's ihm
gut?«
»Ja. Er
sagte, ich soll dich schön von ihm grüßen.«
»Steve ist jetzt zweiundzwanzig.«
Ada verlor sich in Erinnerungen an ihren Sohn. Zusammengesunken hockte sie auf
der Treppe und wirkte sehr müde. Doch ihre Gedanken schienen ihr neue Kraft zu
verleihen, denn es trat ein entschlossener Zug um ihren Mund. Sie sah ihre
Tochter an und sagte: »Ich könnte hier einen sehr schönen Stoff für ein Kleid
mit Angestelltenrabatt kaufen und es mir von Twyla schneidern lassen.«
»Meinst du
wirklich, Mom?« fragte Catherine lächelnd. »Ich will Steve sehen, und ich will
auf die Hochzeit von meinem kleinen Mädchen gehen.«
»Danke.« Catherine beugte sich
impulsiv vor, umarmte ihre Mutter und küßte sie auf die Wange.
»Ich gehe jetzt besser wieder an die
Arbeit, sonst wird meine tägliche Quote zu niedrig.«
Catherine
nickte.
»Diesmal
sage ich Herb kein einziges Wort.«
»Gut. Und
ich benachrichtige dich, wenn Steve angerufen hat.«
Ada erhob
sich schwerfällig. »Ich bin froh, daß du gekommen bist,
Liebes. Mir gefiel der Gedanke nicht, dich so weit weg zu wissen wie
Steve.«
Sie wandte
sich zum Gehen und drehte sich dann noch einmal um.
»Wird das
so eine großartige Angelegenheit mit Blumen und du ganz in
Weiß?«
»Ja, Mama.«
»Das muß
man sich mal vorstellen«, murmelte sie.
Und zum
ersten Mal war Catherine wegen der bevorstehenden
Hochzeit vollständig glücklich.
Die Einladungskarten waren aus hellblauem gehämmerten
Büttenpapier, von dem sich die elfenbeinfarbene, kunstvoll verschnörkelte
Schrift abhob. Catherine fuhr mit dem Finger darüber, als würde sie
Blindenschrift lesen. Man kann die Worte richtig fühlen, dachte sie. Darauf
stand:
Claiborne
und Angela Forrester
geben sich
die Ehre
zur
Vermählung ihres Sohnes
Clay Elgin
Forrester
mit
Catherine
Marie Anderson
um 19 Uhr
am 15. November
in ihr
Haus, Highview Place 79
in Edina,
Minnesota
einzuladen.
Wieder berührte Catherine die Buchstaben
und dachte mit schmerzlicher Sehnsucht: Ja, man kann die Worte fühlen, aber das
allein genügt nicht.
13
Wenn Clay Catherine jetzt im Horizons abholte, gingen sie ungezwungener als die ersten Male miteinander um. Wie
immer war Clay modisch gekleidet, und ihm gefiel auch Catherines Erscheinung.
An diesem Abend trug sie ein pflaumenblaues Wollkleid von klassischem Schnitt,
das sie selber genäht hatte.
»Ein
hübsches Kleid hast du an«, sagte er bewundernd. »Danke.«
»Heute
abend wirst du meine Großeltern kennenlernen.« Inzwischen erschreckten sie
solche Ankündigungen weniger. Trotzdem fürchtete sie noch diese Begegnungen.
»Muß das
sein?«
»Tut mir
leid, aber sie gehören nun mal zur Familie.« Als Clay vor dem Haus seiner
Eltern hielt und Catherine aussteigen wollte, legte er ihr die Hand auf den Arm
und sagte : »Warte einen Moment.«
»Was ist
denn?«
»Nur ein technisches Problem.« Er
nahm ihre Hand und betrachtete sie. »Du trägst keinen Ring, und
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