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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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Großmütter
neigen dazu, argwöhnisch zu werden, wenn sie nicht sehen, was sie erwarten zu
sehen«, bemerkte er trocken.
    »Und was
erwarten sie zu sehen?«
    »Das.«
    Er hielt
noch immer ihre Hand, mit der anderen griff er in die Tasche und holte einen kostbaren Ring
hervor, dessen Steine funkelten, und streifte ihn ihr über den Finger. Wie
gebannt starrte sie das Kleinod an. Ihr Mund wurde trocken.
    »Muß ich
ihn tragen?« fragte sie verstört.
    »Ich fürchte, ja. Er gehört zur
Familientradition. Du bist die vierte Generation, die ihn trägt.«
    »Das Spiel
geht zu weit«, flüsterte sie.
    »Ein Ring hat nur soviel Bedeutung,
wie seine Trägerin ihm zubilligt, Catherine.«
    »Aber wie kann ich ihn tragen, wenn
er schon seit Generationen in deiner Familie ist?«
    »Tu einfach so, als hättest du ihn
auf dem Jahrmarkt gewonnen«, meinte er obenhin.
    »Clay, dieser Ring ist Tausende von
Dollar wert. Ich habe kein Recht, ihn zu tragen.«
    »Du mußt es. Außerdem sind die
Forresters seit Jahrzehnten im Schmuckgeschäft. Mein Vater war der erste, der
mit der Familientradition brach und Anwalt wurde. Großmutter Forrester
betätigt sich noch immer sehr erfolgreich in dieser Branche. Sie führt das
Unternehmen nach dem Tod ihres Mannes weiter. Wo dieser Ring herstammt, gibt es
noch Hunderte davon.«
    »Aber
keinen mit dieser Bedeutung.«
    »Mach doch einer alten Dame die
Freude«, sagte Clay lächelnd.
    Sie hatte keine andere Wahl. Sie
mußte es auch zulassen, daß er sie – mit der ihm eigenen lässigen Art – in den
Salon führte.
    Sie näherten sich zuerst einem
verblühten alten Paar, das auf einem Sofa saß. Der Mann trug einen schwarzen
Anzug und sah wie ein Dirigent aus. Die Frau an seiner Seite war in violette
Spitze gehüllt; sie lächelte. Clay umfaßte das Gesicht der kleinen alten Frau mit
beiden Händen und gab ihr einen schmatzenden Kuß auf den Mund.
    »Hallo, Herzchen«, sagte er
respektlos. Catherine hätte schwören können, daß sie errötete, als sie Clay
ansah. Dann zwinkerte sie ihm zu und drohte ihm mit ihrem arthritischen
Zeigefinger. Das war ihre ganze Begrüßung.
    »Hallo, Sonny«, sagte dann der
Großvater. »Mit diesem einzigen Wort bringst du das Blut deiner Großmutter mehr
in Wallung, als ich es jemals konnte.«
    Clay lachte.
    »Dann bist du also eifersüchtig,
Großvater«, sagte er und umarmte den Alten.
    »Ich möchte euch Catherine
vorstellen.« Clay drehte sich um und nahm ihre Hand. »Catherine, dies sind
Großmutter und Großvater Elgin, die wir jedoch immer Sophie und Granddad
nennen.«
    »Guten Abend«, sagte Catherine lächelnd
und gab beiden die Hand. Sophie und Granddad erwiderten ihr Lächeln.
    Dann steuerte Clay sie am Ellbogen
zu einer alten Dame, die in königlicher Pose auf ihrem Sessel wie auf einem
Thron saß. Doch diese Attitüde war nicht allein Pose, eine eisige, alles
beherrschende Aura der Dominanz umgab sie.
    Die alte Dame durchbohrte ihren
Enkel mit einem amüsierten, spöttischen Blick.
    »Mit mir brauchst du nicht zu
flirten, junger Mann. Ich bin keine Närrin wie deine Großmutter Sophie.«
    »Wie könnte ich es wagen,
Großmutter?« sagte Clay mit einem schelmischen Grinsen. Dann hob er eine ihrer
juwelengeschmückten Hände und küßte sie wie ein vollendeter Gentleman.
    Dieses Katz-und-Maus-Spiel amüsierte
Catherine. Die alte Dame konnte sich nur mühsam ein Grinsen verkneifen. »Darf
ich dir Catherine vorstellen?« sagte Clay und ließ ihre Hand los, doch er
lächelte noch immer. »Catherine, das ist meine Großmutter Forrester. Aus einem
bestimmten Grund nennen wir sie nie bei ihrem Vornamen.«
    »Mrs. Forrester«, sagte Catherine
und gab ihr die Hand. »Mein Enkel ist ein frühreifer Snob. Deshalb sollten Sie
auf der Hut sein, junge Dame.«
    »Das bin ich, Ma'am«, entgegnete
Catherine und fragte sich, was die alte Dame von ihr denken würde, wenn sie
wüßte, was geschehen war.
    Mrs. Forrester hob ihren
Spazierstock mit dem Griff aus Elfenbein, berührte leicht Catherines Schulter
und sah sie prüfend aus grauen Augen unter spöttisch gehobenen Brauen an.
    »Das gefällt mir. Ich hätte wohl
genauso geantwortet.« Sie senkte den Spazierstock wieder, kreuzte die Hände
über einem aus Elfenbein geschnitzten Elefanten mit Augen aus Saphiren und
fragte ihren Enkel amüsiert: »Wo hast du diese scharfsichtige junge Dame
gefunden?«
    Clay streichelte Catherines
Ellbogen, sah sie an und antwortete: »Ich fand sie nicht, sondern sie mich.«
Dann glitt

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