LaVyrle Spencer
seine Hand zu ihrer und umschloß sie. Elizabeth Forrester bemerkte
die Geste und registrierte, daß die junge Frau den Händedruck nicht erwiderte.
Darauf ging das Paar zu Angela und Claiborne, die Portwein ausschenkten. Im
selben Augenblick brachte Inella ein silbernes Tablett mit Appetithäppchen
herein.
Clay legte Inella eine Hand auf die
Schulter, als sie das Tablett abstellte: »Und mit welch köstlichen Speisen
verwöhnst du uns heute abend, Inella? Weißt du nicht, daß Vater auf seine Linie
achten muß?«
Alle lachten.
»Ach was, köstliche Speisen«,
brummte das Mädchen, aber es lächelte dabei geschmeichelt. Dann umarmte Clay
seine Eltern. Auch Catherine wurde warmherzig begrüßt.
»Kommen Sie, junge Frau, und setzen
Sie sich zu mir«, befahl Elizabeth Forrester.
Catherine blieb nichts anderes
übrig, als dem Befehl zu folgen. Sie nahm auf einem Sofa Platz, das im rechten
Winkel zum Stuhl der alten Dame stand, und war dankbar, daß Clay sich neben sie
setzte. Seine Gegenwart gab ihr irgendwie Kraft. Während Elizabeth Forrester
Konversation machte, ruhten ihre Adleraugen unablässig auf Catherine.
»Catherine ...« murmelte sie, »was
für ein altmodischer und schöner Name. Nicht so oberflächlich und modisch wie
die Vornamen heutzutage. Die meisten finde ich widerwärtig. Doch wir beide
tragen die Namen englischer Königinnen, denn ich heiße Elizabeth, müssen Sie
wissen.«
Catherine war zu klug, um das als
eine Aufforderung zu betrachten, Clays Großmutter bei ihrem Vornamen zu nennen.
Mit dieser Bemerkung wollte die alte Dame sie sicher nur auf die Probe stellen.
»Ich glaube, Mrs. Forrester, der
Name > Elizabeth < bedeutet > die Gottgeweihte < .«
Eine königliche Braue hob sich
erstaunt. Das Mädchen ist klug, dachte Elizabeth Forrester. »Ja, das stimmt.
Und Catherine stammt aus dem Griechischen und bedeutet > rein < .«
Catherine spürte einen Druck im Magen. Weiß sie es, oder will sie
es wissen, fragte Catherine sich. Nur mit Mühe bewahrte sie ihre Fassung.
»Dann sind Sie also die nächste in
der Generation der Forresters«, bemerkte sie.
Der Druck in Catherines Magen wurde
stärker. Doch Clay schwieg. Er kam ihr nicht zu Hilfe, sondern preßte seine
Hüfte gegen ihre und sah seine Großmutter unverwandt an. Schließlich bequemte
er sich zu sagen: »Ja, das ist sie. Aber ich mußte sie erst dazu überreden. Wir
sind nicht auf die gleiche Weise aufgewachsen, und ich hatte einige Mühe, ihr
klarzumachen, daß das bei unserer Verbindung, verdammt noch mal, keine Rolle
spielt.«
Mein Gott, dachte Catherine, er
wirft ihr einfach den Fehdehandschuh hin!
Elizabeth Forrester verstand die
Kampfansage wohl, aber sie entgegnete nur tadelnd: »Dein Großvater gebrauchte
nie Schimpfwörter.«
Clay grinste. »Die Sitten haben sich
heutzutage geändert.« Sie runzelte nur spöttisch die Brauen.
»Vater«,
rief Clay, »bring deiner Mutter ein Glas Portwein. Sie ist heute abend gereizt.
Und du weißt, daß Portwein immer ihre Stimmung bessert. Catherine, möchtest du
Portwein?«
»Ich weiß
nicht.«
Elizabeth
Forrester entging kein einziges Wort.
»Dann eben
Weißwein«, schlug er vor. Die Reaktion des Mädchens war merkwürdig. Sie
versuchte, den Körperkontakt mit ihm zu vermeiden. Doch Clay wartete
Catherines Antwort nicht ab, sondern stand auf, um den Wein zu holen. »Wie
lange kennen Sie Clay schon?« fragte da Großmutter Sophie und beugte sich wie
ein neugieriger kleiner Vogel vor. »Seit diesem Sommer.«
»Angela
sagt, Sie nähen sich Ihr Hochzeitskleid selbst.«
»Ja, aber ich habe viel Hilfe
dabei«, antwortete Catherine und merkte zu spät, daß ihre Antwort eine
Einladung für weitere Fragen war.
»Wie schön. Ich kann nicht nähen.
Hilft Ihre Mutter Ihnen?« Sophie war das Gegenteil von Elizabeth, schüchtern
und verhuscht. Trotzdem kam sich Catherine wie bei einem Verhör vor.
»Nein, ein paar Freundinnen helfen
mir. Ich nähe auch, um mir etwas zum Studium dazuzuverdienen.«
»Clay hat
mir gar nicht gesagt, daß Sie studieren.«
Da kam er und rettete sie. Er hatte
ein Glas Weißwein mitgebracht und reichte es ihr. Als sie danach griff,
glitzerten die Steine ihres Rings mit dem
geschliffenen Kristallglas um die Wette.
»Ja, das tut sie. Sie ist ein kluges
Mädchen und hat auch das Kleid geschneidert, das sie jetzt trägt. Ist sie nicht
geschickt mit den Händen, Großmutter?«
Catherine wäre am liebsten in den
Boden versunken. Schnell sagte sie: »Ich tippe auch
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