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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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gemacht hatten. Während eines der seltenen Besuche Golchacks in Salzburg waren sie mit Nachschlüsseln in seine Wohnung eingestiegen und hatten seinen Reisepaß fotografiert, einen Paß, der anschließend im Labor im obersten Stockwerk der sowjetischen Botschaft kopiert worden war. Nur das Paßfoto war ausgetauscht worden. Heinz Golchack war jetzt ein verkohlter Leichnam im Wienerwald. Heinz Golchack war aber auch ein Passagier des Fluges 433 der Swissair nach Zürich.

9. Mailand und Zürich
     
     
     
    Caspar ist an Bord.
    »Mein Gott!« flüsterte Julian Haller vor sich hin, als er den Funkspruch las, den Oberst Molinari ihm eben im Tower des Mailänder Flughafens gereicht hatte, den Funkspruch, den Wargrave soeben aus seinem anfliegenden Jet gefunkt hatte. Vor dem Abflug des Engländers hatten sie auf einen Vorschlag Wargraves hin eine Liste sämtlicher Mitglieder des sowjetischen Politbüros angefertigt und ihnen Codenamen gegeben. »Wir gehen davon aus«, hatte Wargrave betont, »daß Sarubin Angelo ist – aber wenn es nun jemand anders sein sollte? Ich möchte dir so früh wie möglich Bescheid geben…« Und Caspar war General Sergej Marenkow.
    »Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie«, fuhr Molinari fort. »Der Fluglotse sagt, es sei unmöglich, Ihre Maschine bei diesem Wetter herunterzubringen.«
    Sie standen etwas abseits, außer Hörweite des Towerpersonals. Haller traf eine rasche Entscheidung. Sämtliche Abwehrchefs der Länder, deren Territorium Angelo passieren würde, mußten unvermeidlich über seine Identität aufgeklärt werden. Er sah Molinari fest an. »Ich kann Ihnen jetzt sagen, daß Wargrave ein wichtiges Mitglied des sowjetischen Politbüros herbringt. Wir müssen den Mann in die Vereinigten Staaten bringen. Der Fluggast, von dem ich spreche, ist General Sergej Marenkow, der Chef des KGB.«
    Der hartgesottene italienische SIFAR-Offizier starrte Haller an, nickte und ging direkt zum Chefcontroller hinüber, einem Mann Anfang der Vierzig mit klaren Augen. »Sie werden diesen Jet heruntersprechen…«
    »Unmöglich!«
    Molinari war nicht der Mann, der unter normalen Umständen zum Dramatisieren neigte, aber die jetzige Situation konnte kaum als normal bezeichnet werden. Er holte seinen Revolver hervor und legte ihn auf den Tisch des Fluglotsen. »Dieses Ding sagt, daß Sie die Maschine heruntersprechen werden. Dies ist ein nationaler Notstand. Oder haben Sie nicht den Mumm?« fragte er sanft.
    »Das ist eine Beleidigung«, brauste der Controller auf.
    »Für die ich mich in aller Form entschuldigen werde – wenn Sie diese Maschine sicher heruntergebracht haben.«
    »Ich kann es nur versuchen…«
    »Tun Sie mehr als das – schaffen Sie’s…«
    Wargrave verringerte den Anflugwinkel ein wenig, mehr, als er hätte tun mögen, aber es bestand die große Gefahr, daß die Maschine überzog. Der Mailänder Fluglotse war noch immer dabei, ihn herunterzusprechen, und sah ihn dabei nur als absinkendes Pünktchen auf dem Radarschirm. Die Knöchel der linken Hand, die der Fluglotse unter dem Tisch hielt, waren weiß. Hinter ihm stand der völlig reglose Molinari und fixierte das Pünktchen auf dem Radarschirm, das drei Menschenleben in höchster Gefahr darstellte. Neben ihm stand Julian Haller mit vorgezogenen Schultern und einer nicht angezündeten Zigarette im Mund. Haller hatte sich gezwungen, im Tower zu bleiben – viel lieber hätte er in dem für die Abwehr reservierten Raum gewartet, in dem er nicht hätte sehen können, was sich ereignete. Zum zwanzigsten Mal verfluchte er sich selbst, weil er Elsa Lang erlaubt hatte, Wargrave zu begleiten.
    Auf dem Kopilotensitz erstarrte Elsa zu Eis. Normalerweise hätte der große Schluck Wodka, den ihr Marenkow aus seiner Hasche angeboten hatte, sie zur Besinnung gebracht. Der Wodka zeigte aber keinerlei Wirkung; sie hätte ebensogut Wasser trinken können. Der Russe hatte ihre Angst vorm Fliegen intuitiv erfaßt und beugte sich jetzt vor, um ihr beruhigend die Schulter zu drücken. Er beobachtete ebenfalls den Höhenmesser. Sie spürten ein heftiges Rumpeln. Die Maschine hatte aufgesetzt. Wieder diese vorübersausenden verschwommenen Lichter, die weit nebelhafter wirkten als auf der Landebahn bei Bukarest und erst vorüberrasten, dann vorüberglitten. Der Jet wurde langsamer, stand. Sie lösten ihre Sicherheitsgurte. Wargrave fuhr herum und langte nach dem Sten-Gewehr.
    »Legen Sie sich flach auf den Boden«, befahl er dem Russen.
    »Was ist denn

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