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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Geheimpolizei, sich vor, eine offizielle Untersuchung einzuleiten. Sein Bericht würde zeigen, daß unbekannte kapitalistische Agenten den Russen aus Rumänien ausgeflogen hätten. Manescu, der es eilig hatte, in die Hauptstadt zurückzukehren, saß hinterm Lenkrad des führenden Wagens. Er war für seine halsbrecherische Fahrweise bekannt und hatte die anderen Fahrzeuge bald abgeschüttelt.
    Im letzten Wagen saß einer seiner Untergebenen, Leo Ionita. Der hielt vor einer Villa, die von einer mit Stahldraht bewehrten Mauer umgeben war, rannte hinein, machte ein kurzes Telefonat, lief dann zu seinem Wagen zurück. Er beschleunigte das Tempo, erreichte Bukarest nur wenig später als Manescu, hielt wiederum an und rannte in die Eingangshalle eines großen Mietshauses. Dort wechselte er wenige Worte mit einem Angehörigen der sowjetischen Botschaft, der sich nach Ionitas Anruf hier eingefunden hatte. Minuten später fuhr der Russe auf direktem Weg zu seiner Botschaft.
    Wie in Jugoslawien gibt es auch in Rumänien in der KP einen Bodensatz von Stalinisten, die insgeheim die Sowjetunion unterstützen. Leo Ionita war einer dieser heimlichen Stalinisten. Nur Minuten nachdem der russische Kontaktmann Ionitas seine Botschaft erreicht hatte, wurde ein dringender Funkspruch nach Moskau übermittelt, der die Flucht General Marenkows meldete. Wiederum nur Minuten nach dem Eingang dieses Funkspruchs in Moskau ging vom KGB-Hauptquartier am Dscherschinskij-Platz 2 ein neuer Funkspruch nach Wien ab, wo Oberst Igor Scharpinsky sich zu einem seiner häufigen Besuche der österreichischen Hauptstadt aufhielt. Er erfuhr von Marenkows Flucht aus Rumänien, als Wargrave sich noch weit entfernt von Mailand in der Luft befand.
    Es war 11 Uhr Wiener Zeit – eine Stunde früher als in Bukarest –, als der Moskauer Funkspruch die sowjetische Botschaft in der österreichischen Hauptstadt erreichte. Wie gewöhnlich war Scharpinsky mit einem Diplomatenpaß, der auf einen falschen Namen lautete, in Wien eingetroffen. Der Funkspruch lag auf dem Schreibtisch vor ihm, als er in seinem Büro im zweiten Stock saß und durch die Spitzenvorhänge auf die Straße starrte. Es herrschte schweres Schneetreiben, und in dicke Mäntel und Schals gehüllte Passanten stapften mit gesenkten Köpfen durch den Schnee.
    Oberst Igor Scharpinsky war ein kleiner, gutgebauter Mann von fünfzig Jahren, über dessen gewölbter Stirn sich das Haar zu lichten begann. Der hohlwangige Scharpinsky hatte ein unentschlossen wirkendes Kinn, das nichts von seiner ungeheuren Willenskraft ahnen ließ. Im Augenblick trug er eine randlose Brille, und die blassen Augen hinter den Brillengläsern waren reglos und zeigten keinerlei Ausdruck, was wiederum nichts davon erkennen ließ, mit welchem Hochdruck er überlegte. Nach dem Empfang des brutalen Funkspruchs – ›ausfindig machen und vernichten‹ – hätte ein unfähiger Mann sofort etwas unternommen und eine Flut von Befehlen erlassen. Scharpinsky blieb zehn Minuten ruhig am Schreibtisch sitzen und dachte nach, bis er seinen Plan ausgearbeitet hatte.
    Dann drückte er auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch, mit dem er seinen Stellvertreter herbeirief, Rudi Bühler, einen DDR-Bürger, der im Auftrag des GRU die in Westeuropa tätigen Sabotageeinheiten leitete. Scharpinsky gab Bühler leise einige Anweisungen, die dieser sofort per Telefon weiterleitete. Nach einer Reihe von Anrufen legte Bühler auf und sah Scharpinsky an, der noch immer aus dem Fenster starrte.
    »Er befindet sich immer noch in der Annagasse 821. Ein Team ist dorthin unterwegs. Für den Flug nach Zürich sind Plätze gebucht. Aber warum Zürich?«
    Rudi Bühler, vierzig Jahre alt – zehn Jahre jünger als sein Chef –, war ein schwer gebauter Mann von mittlerer Größe, aber anders als Scharpinsky hatte der Ostdeutsche ein Neigung zur Fülle. Und anders als der glatthäutige Russe hatte der stupsnasige Bühler einen lederartigen Teint. Bevor er die Frage beantwortete, stand Scharpinsky von seinem Schreibtisch auf und ging mit wenigen elastischen Schritten zu einer Wandkarte, auf der eine Reihe von Stecknadeln eine Linie quer durch Jugoslawien markierten.
    »Erstens: Unter einigen Routineberichten, die heute morgen aus Mailand eintrafen, befand sich auch einer, der den Start eines britischen Düsenflugzeugs in östlicher Richtung meldete. Zweitens: In dem Bericht eines Belgrader Agenten war von dem Überfliegen der Stadt durch eine Düsenmaschine die Rede –

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