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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Spaziergang vom Präsidium entfernt wohnte. Diesmal begleitete ihn Bettina Berg. Während sie den Seerhein überquerten, berichtete Thal im Stenogrammstil von den beiden vorherigen Befragungen. Anschließend erzählte er ausführlicher von seinem Gespräch mit Stephanie Bohlmann.
    »Wenn sie ein bisschen deines Selbstvertrauens hätte, wäre sie eine Spitzenkriminalistin.«
    »Gut, dass du das auch so siehst. Gerth hat sie bisher nicht zur Entfaltung kommen lassen. Sie war die Rennmaus, die Kaffee holte, Kopien machte, zur Poststelle lief. Das ganze Praktikantenprogramm, dabei war sie die beste ihres Jahrgangs auf der Polizeiakademie.«
    »Wir müssen die Büroaufteilung umorganisieren, ich möchte, dass sie zu dir kommt.«
    »Herzlich gerne. An Wagners Gebrummel liegt mir nun wirklich nichts.«
    Inzwischen hatten sie das Haus erreicht, in dem die Anruferin wohnte. Es war ein vierstöckiges, hellblau verputztes, gepflegt wirkendes Gebäude mit acht Klingelknöpfen an der Haustür.
    »Wie heißt die Zeugin«, fragte Bettina Berg.
    Thal blickte auf den Zettel.
    »Pech. Claudia Pech.«
    Bettina Berg klingelte. Nach ein paar Sekunden ertönte der Summer. Schnellen Schrittes gingen sie hinauf in den ersten Stock, wo sie an der Wohnungstür von einer schlanken, elegant gekleideten Mittvierzigerin empfangen wurden.
    Schon wieder falscher Alarm. Thal ärgerte sich, dass der Kollege in der Zentrale die Anruferin nicht wie besprochen nach dem Alter gefragt hatte.
    Die Frau trat auf Bettina Berg zu.
    »Danke, dass Sie so schnell gekommen sind. Meine Name ist Annemarie Pech. Kommen Sie herein, meine Tochter wartet auf Sie.«
    Thal entschuldigte sich in Gedanken bei dem Kollegen der Zentrale und betrat, nachdem er sich vorgestellt hatte, als Letzter die Wohnung. Annemarie Pech führte sie direkt in einen hellen Wohnraum, dessen Wände in Orange gestrichen bzw. gewischt waren, wie er es von toskanischen Landhäusern kannte. Im ganzen Raum dominierten leuchtende Farben: Auf dem weißen Sofa lag eine gelbe Decke, zwei Bilder zeigten farbenfrohe, mediterrane Sommerlandschaften, und selbst die Bücher in dem raumhohen Regal, das die rechte Wand des Raums einnahm, waren danach ausgesucht, dass sie helle, fröhliche Buchrücken hatten.
    Auf der Couch saß Claudia Pech mit einer Tasse Tee in der Hand. Sie trug einen Hausanzug und hatte die Beine untergeschlagen. Bettina Berg schaute Thal halb fragend, halb wissend an. Er nickte. Es war die Frau auf den letzten Fotos.
    Nachdem er sich und seine Kollegin vorgestellt hatte, setzte sich Thal auf den freien Platz gegenüber dem Sofa. Bettina Berg legte die Decke auf die Lehne des zweiten Sessels und nahm ebenfalls Platz, während Annemarie Pech in der Nähe der Tür stehen blieb. Thal kam sofort zur Sache.
    »Frau Pech, Sie haben die Polizei angerufen, weil Sie gestern Abend überfallen worden sind. Was genau ist passiert?«
    Die junge Frau fuhr sich mit der Hand durch ihr ungeschminktes Gesicht.
    »Ich kann mich an die genauen Einzelheiten nicht erinnern. Auf jeden Fall zog ich am Nachmittag mit ein paar Freunden und Bekannten durch die Stadt. Wir waren in ein paar Kneipen und Weinstuben.«
    Sie schaute ängstlich ihre Mutter an, schluckte und setzte ihren Bericht fort.
    »Gegen sechs Uhr am Nachmittag sind wir zum Münster gegangen, um uns den Umzug anzuschauen. Um halb acht habe ich mich von den anderen verabschiedet und wollte nach Hause gehen, weil ich mich nicht gut fühlte.«
    Ihre Mutter räusperte sich:
    »Normalerweise trinkt sie keinen Alkohol. Kein Wunder, das es ihr übel wurde.«
    Claudia Pech beugte sich vor und nahm ihre Teetasse in beide Hände, als wolle sie sich daran wärmen.
    Bettina Berg spürte, dass sie eine Aufmunterung brauchte. Sie nickte ihr zu:
    »Und dann? Was geschah weiter?«
    Claudia Pech setzte die Tasse ab.
    »Ich dachte, dass ich es nicht mehr nach Hause schaffe, und ich hatte ja den Schlüssel von der Praxis. Also ging ich dorthin.«
    »Claudia macht eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin bei Dr. Scheffel«, unterbrach ihre Mutter erneut.
    Langsam ging sie Thal auf die Nerven.
    »Frau Pech, es ist wichtig, dass uns Ihre Tochter so genau wie möglich erzählt, was sich gestern ereignet hat. Ich denke, es wäre besser, wenn Sie uns mit ihr alleine ließen. Andernfalls können wir sie auch mit aufs Präsidium nehmen.«
    Claudia Pech schaute Thal dankbar an, als ihre Mutter hoch erhobenen Hauptes das Zimmer verließ und die Tür lauter als notwendig schloss.

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