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Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Titel: Leander und der tiefe Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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deren Verschwinden von der Insel sämtlich vom alten Jessen gekauft worden.
Die Preise waren nicht hoch, aber auch nicht besonders unanständig niedrig,
angesichts der Zeiten und Rechtslage angemessen, würde ich vermuten. Das Geld
dazu wird von Petersen gekommen sein, jedenfalls hat der Leiter des Grundbuchamtes
so etwas angedeutet – inoffiziell, versteht sich, und sicher nicht zitierbar.
Ich wette, dass das der Grundstein für die Immobilienfirma war, von der du nun
Anteile besitzt.«
    »Wenn das so astrein gelaufen ist, warum hat mein Vater sich
dann mit meinem Großvater zerstritten? Ich kann nicht glauben, dass er so
borniert war, dass quasi nichts ein Auslöser für einen jahrelangen Streit
gewesen sein soll.«
    »Tja, der Stein des Anstoßes könnte tatsächlich die Verbindung
zu Roeloffs gewesen sein«, erklärte Brodersen und beugte sich nun vor, als habe
er eine Sensation zu verkünden. »Wir haben ja schon vermutet, dass die Liaison
mit der Macht profitabel gewesen sein könnte. Das war damals nicht anders als
heute. Deshalb habe ich auch gezielt nach der Veränderung von
Eigentumsverhältnissen gesucht, bei denen der Name Roeloffs auftaucht. Und ich
bin fündig geworden. Roeloffs hat über Strohmänner zahlreiche Häuser und
Grundstücke gekauft – man könnte vielleicht sogar sagen erpresst, denn die Kaufpreise
waren niedrig, aber beweisen lässt sich da natürlich nichts mehr.«
    »Und die Strohmänner?«, fragte Leander, der befürchtete, dass
jetzt unangenehme Wahrheiten ans Licht kämen.
    »Claus Petersen, Enno Jessen und in einem Fall …« – Brodersen
machte eine bedeutungsschwere Pause, in der Leanders Knie weich wurden – »Ocko
Hansen. Die Übertragung auf Roeloffs erfolgte dann immer ein halbes Jahr später
zu genau den Preisen, die die Strohmänner bezahlt haben. Dadurch ist zwischen
den Ausreisen der früheren Grundstücksbesitzer und Roeloffs nie eine Verbindung
entstanden, zumal die meisten ohnehin nicht auf Föhr gelebt haben, sondern
überall verstreut in Schleswig-Holstein.«
    »Was ist mit Hinnerk und Wilhelm Jörgensen?«, fragte Leander
mit heiserer Stimme.
    »Keinerlei Hinweise«, erklärte Brodersen und lehnte sich wieder
zurück. »Nach dem Krieg sind die Grundstücke, wie wir ja bereits vermutet
haben, perfiderweise wieder an die Strohmänner zurückgegangen und nicht an die
ehemaligen Eigentümer, denn Jessen und Petersen haben dank Petersens
Verbindungen zur Gerichtsbarkeit glaubhaft machen können, dass sie selbst Opfer
nationalsozialistischer Erpressung geworden und von Roeloffs nachgerade
bestohlen worden seien.«
    »Wahnsinn«, stöhnte Leander.
    »Tja, so hat der bundesdeutsche Rechtsstaat am Anfang
funktioniert. Ocko Hansens Kauf ist übrigens eine Ausnahme bei den Ankäufen,
denn sein Geschäft liegt heute auf eben jenem Grundstück, das er als Strohmann
für Roeloffs einem alten Sozialdemokraten abgepresst hat, der dann später in
Ravensbrück gelandet und dort umgekommen ist.«
    »Warum war mein Vater dann so wütend auf meinen Großvater, wenn
es doch nur drei seiner Freunde waren, die derart zweifelhaft verstrickt
waren?«
    »Ich nehme an, das lag an den Zeiten damals. Die Achtundsechziger
waren so unbedingt und moralisch. Dein Vater hat vielleicht eine eindeutige
Trennung deines Großvaters von den anderen erwartet. Außerdem hatte er als junger
Mann bestimmt nicht die Einblicke in amtliche Papiere wie wir heute. Und dein
Großvater hat indirekt ja tatsächlich profitiert – als Fluchthelfer durch das
Augenzudrücken Roeloffs und später durch seine Anteile an den Geschäften
Jessens und Petersens. Wenn dein Vater noch leben würde, sähe er das Ganze
heute vielleicht unverkniffener. Schau dir doch all die Altachtundsechziger an:
Nach ihrem Marsch durch die Institutionen sind sie genauso satt und fett geworden
wie das Establishment, gegen das sie damals gekämpft haben. Oder hättest du dir
einmal träumen lassen, dass unser Joschka nach seiner ach so friedensbewegten
Zeit zuerst Außenminister wird und einem Kriegseinsatz der Bundeswehr zustimmt
und dann sogar als Lobbyist für Energiekonzerne und fragwürdige Regime tätig
ist? Ich will nicht sagen, dass dein Vater genauso einer wäre, aber sicher wäre
er auch nicht mehr so unnachgiebig und selbstsicher wie damals.«
    »Da hast du vielleicht recht«, sagte Leander und dachte an die
heftigen Diskussionen, die es in seiner Kindheit zwischen den Erwachsenen
gegeben hatte, die häufig bei seinem Vater zu Besuch

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