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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Rickmers machte nun einen fast entspannten Eindruck, so als habe sie mit dem Erscheinen Arfstens die Regie für alles Weitere abgegeben.
    »Gut«, sagte Arfsten gnädig. »Dann noch mal ganz langsam zum Mitschreiben. Wir Bauern haben auf einer Insel nur eine begrenzte Fläche zur Verfügung, die wir landwirtschaftlich nutzen können. Wenn dann diese Ökospinner kommen und das bisschen Land aufkaufen, unter Wasser setzen und verwildern lassen, damit sich dort Gänse und anderes Flatterzeug fröhlich vermehren können, bleibt für die Landwirtschaft nichts mehr übrig. Das bedroht unsere Existenz und die Versorgungssicherheit der Insel.«
    »Aha«, reagierte Bennings, um die Richtung des Gespräches wieder in die Hand zu nehmen. »Und dieser Herr Wiese ist so ein Ökospinner?«
    »Genau. Der sammelt Spenden von ahnungslosen Urlaubern, die ganz begeistert sind von so viel Natur und dann auch noch Mitglieder in seinem Verein werden. Und von dem Geld kauft er eine Fläche nach der anderen auf. Demnächst gehört denen die ganze Insel und wir können sehen, wo wir bleiben.«
    »Wer verkauft ihm das Land denn, wenn es sich um knappes Bauernland handelt?«
    »Sagen Sie mal, Sie verstehen wirklich absolut gar nichts von Ackerbau und Viehzucht, was?«, empörte sich Arfsten, wurde aber gleich wieder zahmer, als sich Dernau einen Schritt auf ihn zu bewegte. »Auf Föhr hat es früher über hundert Landwirte gegeben. Naturgemäß fast alles kleine Höfe. Aber von so einem Kleinbetrieb kann heute niemand mehr existieren, also wandern die Bauern ab aufs Festland oder funktionieren ihre Höfe um zu Ferienhöfen. Für die paar Ponys, mit denen die dann Urlauberbälger durch die Gegend führen, brauchen sie nicht mehr als eine Weide. Dann werden die übrigen Acker- und Weideflächen halt zum Kauf angeboten. Will sich ja niemand mehr die Finger dreckig machen, wenn man statt der Kühe heute die Touristen so viel leichter melken kann. Und dann kommt Elmeere und kauft das Land auf.«
    »Warum kaufen Sie die Flächen nicht, ich meine die Landwirte, die weitermachen wollen?«
    »Weil wir keine milden Spender haben, die uns das Geld dafür geben. Wir können nicht jeden Preis zahlen. Außerdem muss das Land dann ja auch bestellt werden, und dazu braucht man Leute.«
    »Das heißt also, das Land ist für euch Landwirte eh zu viel«, erklärte Dernau mit provokantem Unterton. »Worüber regt ihr euch dann auf?«
    »Mann«, fuhr Arfsten ihn an, »weil dieses Land dann für uns für alle Zeiten verloren ist. Wenn es erst einmal von der Entwässerung abgeklemmt ist und unter Wasser steht, werden wir es uns nie mehr leisten können, es wieder trockenzulegen und zu bewirtschaften. Und es sind ja nicht nur die Landwirte, die dadurch geschädigt werden, die Jäger sind auch stinksauer. Fragen Sie Hilke mal – ich meine Frau Rickmers – fragen Sie sie mal, was ihr Mann für ein Theater hatte, wenn er in seinem eigenen Revier jagen wollte.«
    Bennings sah Hilke Rickmers herausfordernd an.
    »Na ja«, ging die auf seinen Blick ein, »es stimmt schon, was Brar sagt. Die Entenjagd ist traditionelles Kulturgut auf Föhr. Aber in letzter Zeit flüchten sich die Tiere in die sicheren renaturierten Bereiche. Und wenn die Jäger sie über den angrenzenden Wiesen abschießen, gibt es Ärger, weil das angeblich die brütenden Vögel aufscheucht und vertreibt.«
    »Sie hätten mal erleben müssen, was ich für ein Theater wegen meiner Kanonen gehabt habe. Die Viecher gehen gerne mal ins Saatgut; klar, ist ja leichtes Futter. Also habe ich Druckkanonen auf meinen Äckern aufgestellt, um die Biester zu verjagen. Angezeigt hat der Wiese mich, der Dreckskerl. Das Ordnungsamt war da. Wenn ich weiterhin die brütenden Vögel auf den angrenzenden Flächen aufscheuche, muss ich hunderttausend Euro Strafe zahlen. Hunderttausend Euro! Das ist doch irre! Dass wir demnächst verhungern, weil wir kein Korn mehr ernten, ist egal, solange die Austernfischer nur ausreichend Nachwuchs kriegen.«
    »Tja, das ist ja alles ganz interessant«, erklärte Dernau, »aber was hat das mit dem Mord zu tun? Warum sollte dieser Herr Wiese Ihren Freund Rickmers erschlagen? So wie Sie die Sachlage schildern, war er doch klar im Vorteil und hatte überhaupt kein Motiv.«
    »Dem ist alles zuzutrauen!«, antwortete Brar Arfsten zunächst ganz allgemein, fuhr dann aber fort, als er Bennings’ Stirnrunzeln sah: »Weil Nahmen sich das nicht gefallen lassen hat. Der hat mit seinen Leuten

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