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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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schnappte sich seine Uniformjacke und rauschte an dem erstaunten Hauptkommissar vorbei und zur Vordertür hinaus.
    »Da habe ich aber jemandem auf die Füße getreten«, bemerkte Bennings, woraufhin die beiden übrig gebliebenen Polizisten nur die Schultern hochzogen und wieder fallen ließen, als wollten sie sagen: ›Was geht uns das an?‹ oder: ›Das kommt gelegentlich vor.‹
    Bennings griff nach den beiden Zetteln und verließ ebenfalls, gefolgt von dem grinsenden Dernau, die Zentralstation.

5
    Das Haus von Nahmen und Hilke Rickmers befand sich in Oldsum am Rande der Marsch, umgeben von einem üppigen Bauerngarten, der um diese Jahreszeit in voller Blütenpracht stand, und einem Friesenwall, der von einer sauber gestutzten Wildrosenhecke gekrönt wurde. Alles sah aus wie für die Zeitschriften Landliebe , Landlust oder Liebes Land gestylt und konnte unmöglich von den Besitzern allein in Schuss gehalten werden. Die Zufahrt hatte etwas Herrschaftliches. Statt über Pflaster oder Asphalt rollte der Wagen der Kriminalbeamten über weißen Kies. Das Haus selbst war groß, aber nicht protzig, und gediegen, aber nicht altmodisch. Es ruhte in seinem roten Backstein unter einem relativ frisch gedeckten, noch recht hellen Reetdach. Die Bewohner schienen ein gutes Gespür für den Balance-Akt zwischen Luxus und Bodenständigkeit zu haben. Alles hier strahlte Ruhe und Ordnung aus und ein angenehmes Gefühl von Sicherheit, was so gar nicht zu dem Anlass des Besuches der Kriminalbeamten passte.
    Der Kies knirschte unter ihren Schuhen, als sie aus dem Auto stiegen und auf die Haustür zusteuerten. Bennings drückte auf den Messingknopf neben der Friesentür und trat wieder einen Schritt zurück. Nur Sekunden später öffnete eine blonde Frau mittleren Alters und sah sie aus verweinten Augen an.
    »Guten Tag«, begann Bennings vorsichtig. »Frau Rickmers?«
    Die Frau nickte und trat wortlos zur Seite. Offensichtlich hatte sie mit ihrem Besuch gerechnet.
    »Mein Name ist Bennings, das ist mein Kollege Dernau. Wir sind von der Mordkommission aus Flensburg.«
    »Ich weiß, Torben hat mich eben angerufen und mir gesagt, dass Sie kommen.«
    »Torben?«, hakte Dernau nach.
    »Ja, Kommissar Hinrichs, Ihr Chef.«
    Dernau wollte die Dienstgrade und Vorgesetztenverhältnisse korrigieren, aber Bennings, der seinen Kollegen nur zu gut kannte, gab ihm ein Zeichen, das jetzt zu unterlassen. Die Kriminalbeamten betraten das Haus und folgten Frau Rickmers durch eine marmorgeflieste Diele in ein geräumiges Wohnzimmer mit ebensolchem Bodenbelag. Der Raum war taghell und wies mit seinem bodenständigen Panoramafenster auf die Marsch hinaus. Von hier aus sah man nur ins Grüne, nichts verstellte den Blick.
    »Was hat Ihnen unser Chef denn noch erzählt?«, erkundigte sich Bennings beiläufig, als sie auf dem Sofa gegenüber der Witwe Platz nahmen.
    »Nichts sonst. Er war ja erst letzte Nacht hier und hat mir vom Tod meines Mannes …« Sie brach ab und mühte sich sichtlich, ihre Tränen in Schach zu halten.
    »Wir werden Sie nicht lange stören, Frau Rickmers«, versprach Bennings, »aber wir haben ein paar dringende Fragen. Die ersten vierundzwanzig Stunden nach einer Tat sind nicht selten ausschlaggebend für den Gang und den Erfolg der Ermittlungen. Deshalb können wir Sie auch nicht länger schonen.«
    »Ich verstehe das. Haben Sie denn schon eine Spur oder einen Verdacht?«
    »Deshalb sind wir hier, Frau Rickmers. Wir brauchen Ihre Hilfe. Zum Beispiel wüssten wir gerne, warum Ihr Mann letzte Nacht in der Vogelkoje war.«
    »Genau weiß ich das auch nicht. Er hat gesagt, er habe noch einen wichtigen Termin.«
    »Einen Geschäftstermin?«
    Hilke Rickmers zuckte mit den Schultern und antwortete zögernd: »Ja, vielleicht. Es kann aber auch sein, dass es mit seinem Posten im Hegering zu tun hatte. Er hatte oft abends Termine, und ehrlich gesagt, hat es mich nicht sehr interessiert, was das für welche waren. Aus geschäftlichen Dingen habe ich mich herausgehalten, und die Jagd interessiert mich nun wirklich nicht.«
    »Hat sich Ihr Mann zu solchen Terminen immer an derart merkwürdigen Orten getroffen?«, schaltete sich nun Dernau in das Gespräch ein.
    »Wieso merkwürdig?«
    »Ja nun, so eine Vogelkoje ist spät abends doch eher ein ungewöhnlicher Ort für einen Geschäftstermin.«
    »Wenn es ein Geschäftstermin war. Ich sagte doch, ich weiß nicht, was für einen Termin er hatte. Vielleicht war es ein Jagdtermin, und der könnte ja

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