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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Gatter, lief mit wild fuchtelnden Armen auf seine beiden Tiere zu und rief: »Zorro! Killer! Kommt hierher!«
    Aber die Tiere hätten selbst dann nicht auf ihn hören können, wenn sie es gewollt hätten, denn sie steckten inzwischen bis zu ihren Bäuchen im Matsch. Auch Frerich musste kurz darauf aufgeben und mühsam auf einem Bein stehend seinen rechten Stiefel, der in vollem Lauf glatt stecken geblieben war, aus dem Morast ziehen. Fluchend kehrte er zu den drei Männern zurück, die ihn lachend hinter dem Gatter empfingen.
    Zerknirscht trollte er sich einige Meter zur Seite und beobachtete die beiden Polizisten und Günter Wiese, wie sie schweigend auf dem Gatter lehnten und auf die Ankunft der Jäger warteten. Nach einer knappen Viertelstunde näherte sich langsam ein Geländewagen und kam hinter dem Streifenwagen zum Stehen. Zwei Männer in jagdgrüner Kleidung stiegen aus, holten ihre Gewehre vom Rücksitz und legten sie sich aufgeklappt über ihre linken Unterarme, um so gerüstet auf die Wartenden zuzugehen. Es handelte sich um Nahmen Rickmers, den Ersten Vorsitzenden der Föhrer Jägerschaft, und seinen Stellvertreter Ole Paulsen. Die beiden nickten den Anwesenden zu und ließen sich von Polizeiobermeister Vedder ins Bild setzen, während sie den demonstrativ gelassenen Günter Wiese hasserfüllt beobachteten.
    »Hein«, knurrte Nahmen Rickmers dann und winkte den Landwirt zu sich, um ungehört von den anderen etwas abseits mit ihm reden zu können. »Was soll der Scheiß? Du weißt doch, was du da riskierst.«
    »Der Wiese glaubt, er kann sich alles rausnehmen«, erklärte Frerich kleinlaut. »Ich wollte ihm einen Denkzettel verpassen.«
    »Tja, dumm gelaufen. Kannst du den Bullen da rausholen oder nicht?«
    Frerich schüttelte resignierend den Kopf und erklärte: »Ohne Traktor nicht. Aber den darf ich ja nicht einsetzen.«
    »Scheiße, Hein. Du weißt, wie mir das stinkt, aber da kann ich leider nichts machen.«
    Rickmers ging zurück ans Gatter, lud sein Gewehr mit Patronen, die er aus der Jackentasche zog, und ließ es zuschnacken. Dann legte er langsam und ruhig auf den Bullen an.
    »Nein!«, schrie Hein Frerich. »Das wagst du nicht! Du gehörst doch zu uns!«
    Rickmers legte den rechten Zeigefinger auf den Abzug und zog ihn langsam durch. Der Knall war ohrenbetäubend und das Ergebnis durchschlagend. Der Bulle steckte zu tief im Matsch, um umzufallen, aber er ließ den Kopf sinken und war offensichtlich auf der Stelle tot. Killer aber schien durch den Schuss seine Lebensgeister zurückgewonnen zu haben. Er warf sich mit aller Kraft zurück, befreite sich mühsam aus dem Morast und schlich mit eingeklemmtem Schwanz auf das Gatter zu. Als er festen Boden gewonnen hatte, schüttelte er sich kräftig und zottelte dann mit gesenktem Kopf an seinem Herrchen vorbei und auf den eigenen Bauernhof auf der anderen Straßenseite zu. So sah ein Verlierer aus!
    »Rickmers!«, sagte Hein Frerich leise, aber so, dass nicht nur der Adressat ihn gut verstehen konnte. »Das wirst du mir büßen!«
    Dann trollte er sich ebenso wie Killer in Richtung seines Hofes.
    »Ich schicke dir die Rechnung für die Bergung des Bullen«, rief Günter Wiese dem Landwirt noch nach, bevor der hinter seiner Scheune verschwunden war.
    Nahmen Rickmers nickte den Polizeibeamten zu, Wiese ignorierte er, und ging zusammen mit Ole Paulsen zurück zu seinem Wagen.
    »Verdammt, Nahmen«, schimpfte Paulsen. »Wenn du nicht bald dafür sorgst, dass dieser Wiese mit seinem Verein eins auf den Deckel kriegt, dann bist du die längste Zeit unser Vorsitzender gewesen. Glaubst du, die Kollegen sehen sich seelenruhig mit an, wie du ihre Tiere abknallst?«
    Rickmers blieb stehen, blickte Paulsen mit gerunzelter Stirn an und antwortete schließlich: »Und du trittst dann meinen Posten an, was?«
    Ole Paulsen zog bedauernd die Schultern hoch, machte dabei aber ein zufriedenes Gesicht.
    »Sei unbesorgt, Ole«, erklärte Rickmers mit gefährlichem Unterton, »heute Abend mache ich Nägel mit Köpfen. Ich sorge dafür, dass auf der Insel wieder Ruhe einkehrt. Und danach pinkelt mir keiner von euch mehr ans Bein, das schwöre ich dir.«
    Die Polizeibeamten und Günter Wiese sahen zu, wie die Jäger wieder abfuhren. Dann deutete Jörn Vedder auf den toten Bullen. »Wie kriegen Sie den jetzt da raus, Herr Wiese?«
    »Ich arbeite mich mit Brettern vor und lege dem Tier ein Seil um«, antwortete Wiese.
    »Und dann?«, hakte der Polizeibeamte nach.
    »Mit dem

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