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Leaving Paradise (German Edition)

Leaving Paradise (German Edition)

Titel: Leaving Paradise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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ankomme.
    Als ich in meinem Zimmer bin, verkrieche ich mich in meinem Wandschrank und schließe die Tür hinter mir, wie ich es früher gemacht habe, wenn ich vor den Streitereien meiner Eltern geflohen bin. Alles, was ich tun musste, war, die Augen zu schließen und mir die Ohren zuzuhalten … und zu summen.
    Ich schließe die Augen. Das Bild von Caleb, wie er vor mir steht und mich mit seinen durchdringenden blauen Augen ansieht, hat sich mir eingebrannt. Obwohl er nicht in der Nähe ist, kann ich noch immer seine dunkle Stimme hören. Die Nacht des Unfalls, die Schmerzen, die ich durchlitten habe, mein Leben, das sich von Grund auf verändert hat, alles stürmt wieder auf mich ein und quält mich.
    Ich fange an zu summen.

 
    7 Caleb
    Ich werde auf die Probe gestellt. Das Gefängnis. Mom. Leah. Dad. Und jetzt Maggie. Als ich Moms lächerliche Party verlassen habe, war das Letzte, was ich brauchte, eine Begegnung mit Maggie. Sie sah mich an, als würde ich sie sofort noch einmal überfahren, wenn ich die Gelegenheit dazu bekäme. Ich habe nur mit ihr geredet, weil … weil ich ihr irgendwie beweisen wollte, dass ich nicht das grausame Monster bin, für das sie mich offenbar hält.
    Ich stehe noch immer wie ein Idiot im Park. Der Wind lässt die Blätter der Bäume rascheln, es ist fast, als redeten sie miteinander. Ich gucke an der alten Eiche hoch. In ein paar Monaten werden diese sprechenden Blätter zu Boden fallen und sterben, nur um von neuen Blättern und neuem Klatsch ersetzt zu werden.
    Im Moment komme ich mir vor wie ein altes Blatt. Ich bin weggegangen und tief in mir ist etwas gestorben. Ich habe geschworen, ich würde nach Paradise zurückkommen und mir mein Leben zurückholen. Das alte Leben, in dem alles so leicht war.
    Ich lehne an der Eiche, ihr Stamm ist so dick, dass nur ein Bulldozer ihn zerstören könnte. Wenn ich wie der Baum wäre und nicht wie eins seiner abertausend Blätter, würde ich mit meiner Mom reden, mit Maggie, mit Leah … Ich wäre stark genug, sie zu überzeugen, dass der Unfall nicht zwangsläufig alles verändert haben muss.
    Es war ein Unfall, verdammt noch mal.
    Der Junge im Knast, der auf das Mädchen eingestochen hat … das war kein Unfall. Julio, der mit Drogen gedealt hat … das war kein Unfall. Ich sage nicht, betrunken Auto zu fahren sei kein Verbrechen – es ist eins. Und als ich mich schuldig bekannt habe, war ich bereit, jedes Strafmaß zu akzeptieren, das der Richter verhängen würde, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Ich wurde eines Verbrechens angeklagt, ich habe meine Zeit abgesessen. Es ist vorbei.
    Es gibt nur einen Haken: Maggie Armstrong ist nicht bereit, mir zu vergeben.
    Sie meint, ich hätte meine Schuld ihr gegenüber noch nicht beglichen.
    Wird diese Prüfung, die ich mir selbst auferlegt habe, irgendwann ein Ende nehmen?
    Ich werde nicht zulassen, dass Maggie oder meine Familie mich von meinem Ziel abbringen. Ich habe es geschafft, nicht kaputtzugehen, als ich im DOC festsaß. Da werde ich mich von den Leuten aus Paradise erst recht nicht kaputtmachen lassen. Meine Schwester wird sich darüber klar werden müssen, warum sie glaubt, ein verfluchter, schräger Vogel zu sein sei besser, als zu unserem alten Leben zurückzukehren. Und meine Mom wird sich irgendwie der Realität stellen und aufhören müssen, sich zu benehmen, als spiele sie in einem Hollywoodstreifen mit. Mein Dad … mein Dad wird sich früher oder später ein paar Eier zulegen müssen. Und Maggie …
    Maggie wird erkennen müssen, dass der Unfall nichts anderes war als … ein Unfall.
    Egal was passiert, ich werde Paradise nicht verlassen. Sie kann sich genauso gut an mich gewöhnen.
    Sie sollten sich besser alle an mich gewöhnen.

 
    8 Maggie
    »Wie war die Party?«, fragt Mom mich, während sie ihre Uniform für die Arbeit am nächsten Tag bügelt.
    »Gut.«
    »Was macht dein Bein?«
    »Dem geht es bestens.« Ich habe heute Morgen nicht einmal an mein Bein gedacht; es ist die letzte meiner Sorgen. Alles, woran ich denken kann, ist Spanien. Der gestrige Abend, das Wiedersehen mit Caleb, hat mich in meiner Entschlossenheit bestärkt, diese Stadt zu verlassen. »Sind die Unterlagen vom Internationalen Schüleraustauschprogramm schon gekommen?« Laut Webseite hätte das Material schon vor einer Woche eintreffen müssen.
    Mom bügelt weiter. »Ich habe sie nicht gesehen. Ich hoffe, sie informieren darin auch über die barrierefreien Zugänge zur Uni. Falls dein Bein anfängt, Probleme

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