Leaving Paradise (German Edition)
Mädchen wieder. Okay, ich gebe zu, es ist irgendwie komisch zwischen uns. Ihre Haare sind unecht, ihre Lippen schmecken anders und ihre Küsse sind hungrig statt sexy.
»Ich habe gesehen, wie du gestern im Gang mit Samantha Hunter geredet hast«, sagt sie und blickt über die Schulter zurück zu mir.
Ich richte mich auf und lehne mich mit immer noch nacktem Oberkörper an das Kopfende meines Bettes. »Hm, sie wollte wissen, ob ich dieses Jahr ringen werde.«
Kendra stößt ein entnervtes Schnauben aus. »Du findest sie doch nicht etwa süß, oder?«
Ich zucke mit den Schultern. »Sie ist ganz okay, schätze ich.«
»Mädchen wie sie wollen, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen.«
»Andere Mädchen interessieren mich nicht, Kend, wenn es das ist, worum du dir Sorgen machst.«
»Das ist gut.« Ihre Mundwinkel verziehen sich nach oben, doch dann beißt sie sich auf die Unterlippe. »Ich bin froh, dass du wieder da bist, aber …«
»Aber was?«
»Kann das mit uns ein Geheimnis bleiben, Caleb? Die Leute in der Schule warten nur darauf, dass wir ihnen eine große Show liefern, und ich möchte nicht, dass es komisch wird. Außerdem stellt sich mein Dad im November zur Wiederwahl und er hat mir jeden Kontakt zu dir verboten. Im Moment ist es das Beste, wenn niemand von uns weiß.«
Ihre Bitte sollte mich nicht überraschen, aber sie tut es. Ich sage nur: »Geht klar.« Denn was sollte ich sonst sagen?
Während ich Kendra nach draußen zu ihrem Wagen folge, frage ich mich, wie unser Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht eingesperrt worden wäre. Ich müsste aus unserer Beziehung kein verdammtes Geheimnis machen, so viel steht fest.
Als wir vor dem Haus ankommen, steigt Kendra in ihren Wagen. Dann öffnet sie ihre Handtasche und zieht eine Tube Lipgloss heraus. Nachdem sie den Rückspiegel verstellt hat, legt sie sorgfältig neues Kirschgloss auf, hauptsächlich um unsere heiße Knutscherei auszuradieren. Als ihre Lippen wieder so feucht glänzen wie vorhin, als sie hier ankam, fährt sie davon.
Kopfschüttelnd kehre ich ins Haus zurück. Mein Blick fällt auf das Foto von Kendra, als ich in mein Zimmer komme. Ich löse es von meinem Kopfende und starre es an.
Es ist schwer, alles beim Alten zu belassen, wenn die alten Dinge so anders aussehen und sich so anders anfühlen.
18 Maggie
Ich trage ein langes, gemustertes Kleid, das bis zum Boden reicht, und darüber einen taubenblauen Pullover. Mom hat mir das Kleid gekauft, weil sie weiß, wie ich dazu stehe, irgendeinen Teil meines linken Beins in der Öffentlichkeit zu zeigen. Tief drinnen weiß ich, dass sie auch darauf hofft, die Jungen würden mich als Maggie Armstrong wahrnehmen und nicht als das Mädchen, das von Caleb Becker anfahren wurde . Doch vergesst es, das wird nicht passieren.
Ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihr zu sagen, dass ein hübsches Kleid die Narben, die darunter verborgen sind, nicht verschwinden lassen kann.
Wir sind auf dem Weg zur Festwiese von Paradise. Sie haben die Wiese in einen Jahrmarkt mit einem Riesenrad und einer Wurfbude verwandelt. Die Hilfreichen Engel unterstützen das Herbstfestival jedes Jahr. Normalerweise nimmt die ganze Stadt daran teil.
Der Stand mit dem Essen ist mit Lichterketten geschmückt, die mich irgendwie an Weihnachten erinnern.
Mom stellt die Brownies, die sie gemacht hat, auf den Tisch zu den anderen Sachen, dann lässt sie den Blick über die Menge schweifen. »Guck mal, da ist Lou«, sagt sie und zeigt mit dem Finger auf ihn.
Neben ihm sitzt seine Mutter, meine Chefin. »Sollen wir hallo sagen gehen?«, frage ich.
Mum zuckt mit den Schultern. »Das wäre eine nette Geste.«
Als wir den Tisch erreichen, steht Mr Reynolds lächelnd auf. »Linda, schön, dass du es geschafft hast. Hallo, Maggie.«
»Hallo, Mr Reynolds. Hallo, Mrs Reynolds.«
Mr Reynolds beugt sich näher und flüstert in mein Ohr: »Wir sind nicht im Diner. Nenn mich doch Lou wie deine Mutter.«
»Das wäre komisch«, sage ich. Moms Boss zu duzen, kommt mir zu … ich weiß auch nicht … vertraulich vor.
»Na schön, dann probier es einfach mal aus, wenn es dir nicht mehr komisch vorkommt.«
Mom setzt sich neben ihren Boss und ich gehe um den Tisch herum und lasse mich neben Mrs Reynolds fallen.
»Mrs Reynolds, es war sehr großzügig von Ihnen, meiner Tochter einen Job anzubieten«, sagt Mom. »Wie ich Ihnen schon am Telefon sagte, bin ich Ihnen sehr dankbar.«
»Ich bin die Dankbare«, sagt Mrs Reynolds. »Hinter
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