Leaving Paradise (German Edition)
verzogen. Auf mein Bett. Caleb löst sich von mir und stöhnt: »Wir müssen damit aufhören, sonst wird mein Körper noch tagelang unter den Nachwirkungen leiden.«
Ich entspanne mich und schmiege den Kopf an seine Brust. »Das war schön.«
»Ja, zu schön.«
Er atmet schwer. Das tun wir beide. Ich hole tief und langsam Luft und schwelge in dem Moment. Ich könnte für immer so hier liegen bleiben. Und träumend vor mich hin starren. Mich begehrt fühlen. Beschützt. Normal.
»Ich sollte dich hassen, weil du mich gezwungen hast, Tennis zu spielen.«
»Hm. Aber das kannst du nicht, oder? Außerdem hatten wir eine Knutschsession, von der du noch wochenlang träumen wirst.«
»Du hast ein Ego-Problem.«
»Nur, wenn ich mit dir zusammen bin.« Er grinst, dann gähnt er.
»Langweile ich dich?«, frage ich.
»Überhaupt nicht«, sagt er und streichelt mein Haar. »Es ist nur … ich schlafe nicht so gut. Und gerade bin ich so entspannt und zufrieden, dass ich auf der Stelle einpennen könnte.
Ich stütze mich auf meinen Ellbogen. »Dann schlaf.«
»Hier?«
»Klar. Meine Mom kommt noch lange nicht nach Hause.« Ich will aufstehen, um ihm das ganze Bett zu überlassen, damit er in Ruhe schlafen kann.
»Bleib bei mir«, sagt er. »Leg dich neben mich.« Er zieht mich zu sich runter. »Du bist so anders«, sagt er beinah bei sich.
»Sag das nicht«, bitte ich ihn und wende den Blick ab. Ich möchte die Illusion weiter aufrechterhalten, dass ich so bin wie andere Mädchen, wenigstens eine Weile.
»Anders auf eine gute Art.« Er runzelt die Augenbrauen. »Eine wirklich gute Art.«
Dann zieht er mich eng an sich. Wir liegen aneinandergeschmiegt auf dem Bett, als wären wir schon seit Jahren zusammen. Wir teilen sogar das Kissen, auf dem ich schlafe, seit ich zehn bin. Das letzte, an das ich mich erinnere, bevor ich wieder aufwache, sind Calebs langsame, gleichmäßige Atemzüge hinter mir, als er eindöst.
Aber jetzt höre ich, wie sich die Haustür öffnet, und bin sofort hellwach. »Caleb, wach auf. Meine Mutter ist zu Hause.«
Es dauert eine Sekunde, bis er wieder weiß, wo er ist, denn wir haben mehr als fünf Stunden geschlafen.
»Warte hier und sei leise«, sage ich und drücke einen Kuss auf seine verschlafenen Lippen.
Ich befreie mich von dem Arm, der mich an ihn gedrückt hält, schließe die Zimmertür hinter mir und gehe nach unten. »Hallo, Mom«, sage ich. Meine Stimme klingt schlaftrunken.
»Ich wollte dich nicht wecken, Süße. Ich hasse diese Spätschichten am Sonntag, aber so kann ich die Morgende mit dir verbringen. In letzter Zeit scheinen wir kaum noch Zeit füreinander zu haben.« Sie stellt ihre Handtasche ab und nimmt die ersten Treppenstufen. Ich bete, dass sie nicht mit in mein Zimmer kommen und eins dieser Mutter-Tochter-Gespräche führen möchte. Nicht ausgerechnet jetzt. Aber ich schätze, wenn sie es täte, käme die Wahrheit ans Licht. Vielleicht wäre das sogar ein Segen, aber ich würde lieber nicht darauf setzen.
»Mach dir deswegen keine Gedanken, Mom. Du machst dir immer wegen irgendwelcher Kleinigkeiten Sorgen.«
Sie hört das Knarzen des Bettes hinter meiner Zimmertür nicht. Aber ich schon.
Mom runzelt die Stirn. »Wieso schläfst du in deinen Klamotten?«
Ups. »Ich war in meinem Zimmer und muss eingedöst sein.«
»Nun, ich bin auch fix und alle. Geh wieder ins Bett. Du hast morgen Schule. Und zieh diese Sachen aus.«
»Klar. Gute Nacht.« Ich hoffe, ihr fällt nicht auf, dass ich mit angehaltenem Atem den Moment erwarte, in dem sie die Tür ihre Zimmers hinter sich schließt.
Als sie die Tür endlich zuzieht, husche ich zurück in mein Zimmer. Caleb sitzt völlig verwirrt auf meinem Bett. »Es tut mir so leid«, flüstert er und sieht sogar halbschlafend so gefährlich und cool aus wie eh und je. »Ich habe die Zeit vergessen.«
»Ich auch.«
Er geht rüber zum Fenster.
»Caleb, was machst du da?«, flüstere ich.
»Einen Weg aus dem Haus suchen.«
Ich lege ihm die Hand auf den Arm und ziehe daran. »Du wirst auf keinen Fall aus meinem Fenster springen. Wir warten fünfzehn Minuten und dann bringe ich dich zur Haustür. Meine Mutter schläft wie eine Tote und sie schläft immer superschnell ein. Außerdem, wenn wir geschnappt werden, dann stehen wir das gemeinsam durch. Richtig?«
Es dauert eine Weile, bis er antwortet. Beinah so, als könne er nicht glauben, was ich da gerade gesagt habe. »Ja, richtig«, murmelt er schließlich.
33 Caleb
Ich
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