Leaving Paradise (German Edition)
habe mich heute Morgen mit Damon getroffen, nachdem ich meine Eltern überzeugt hatte, dass ich gestern erst so spät nach Hause gekommen bin, weil ich bei Brian war und wir die Zeit vergessen haben. Sie haben es mir abgekauft. Damon hat irgendeine Befragung für den Staat Illinois durchgeführt. Er hat meine ganze Familie interviewt, sogar Leah, und dann sind wir in mein Zimmer gegangen, wo er mich mit Fragen gelöchert hat.
Ich habe Damon erzählt, dass ich Maggie gebeten habe, mir ihr Bein zu zeigen. Den Teil, dass wir jeden Tag nach der Schule zusammen arbeiten und sie der einzige Mensch ist, der mich das vergangene Jahr vergessen lässt, habe ich ausgelassen. Erst recht würde ich ihm niemals erzählen, dass ich vergangene Nacht mit ihr geschlafen habe, im rein wörtlichen Sinne.
Damon schüttelt den Kopf. »Es ist verboten, sein Opfer zu konfrontieren, Caleb.«
»Ich habe sie nicht konfrontiert.«
Damon marschiert quer durch mein Zimmer und fasst sich an die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen. »Stehst du auf sie?«
»Auf wen?«
»Maggie.«
»Nein. Auf gar keinen Fall«, lüge ich.
»Ihr Kleinstadttypen seid ein ganz eigener Haufen. Okay, hier ist der Deal: Halte dich von ihr fern.«
»Habe ich eine Wahl?«
»Nein.« Damon öffnet seine Mappe und klickt mit dem Kuli. »Du hast deine Sozialstunden fast abgeleistet. Ein Pavillon für Mrs Dorothy Reynolds. Wie ich sehe, arbeitest du seit drei Wochen daran.«
»Wenn alles gut geht, sollte ich Ende nächster Woche damit fertig sein.«
Damon scheint beeindruckt. »Gute Arbeit, Caleb. Du hast einen holprigen Start hingelegt, aber du bist ein anständiger Junge. Lass uns nächste Woche wieder treffen und darüber sprechen, was kommt, wenn du deine Strafe abgeleistet hast.«
Nach Damons Besuch fühle ich mich wie elektrisiert, weil ich weiß, dass die Knastbedrohung fast hinter mir liegt. Ich muss bloß die Tatsache, dass ich mit Maggie zusammen bin, geheim halten.
Ich klopfe an die Tür meiner Schwester. Sie ist da drin. Ihr Zimmer ist ihre Höhle. Leah hält Winterschlaf, außer zu Schul-und Mahlzeiten.
Sie antwortet nicht, also klopfe ich lauter. »Leah, mach auf.«
»Was willst du?«, sagt sie durch die Tür.
Ich seufze. Das hier ist schwerer, als ich gedacht hatte. »Öffne einfach die verdammte Tür.«
Sie öffnet sie einen Spalt. Ich stoße sie ganz auf und spaziere hinein. Es ist zu düster hier drin, daher ziehe ich das Rollo hoch.
»Lass es unten.«
»Keine Chance. Wir müssen uns unterhalten und ich kann die Hand vor Augen nicht sehen.«
»Ich will mich nicht unterhalten.«
»Pech gehabt«, sage ich und kreuze die Hände vor der Brust.
Leah packt die Türklinke, als sei sie zur Flucht bereit.
»Sind Mom und Dad zu Hause?«, fragt sie nervös.
»Sie sind nicht da.«
Leah atmet erleichtert auf.
Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll. Ich weiß nur, dass ich so weit bin, es laut auszusprechen. Die Worte sind seit über einem Jahr in mir gefangen. Der Dämon muss befreit werden. Im Leben geht es nicht darum, für den Mist anderer Leute gradezustehen oder in einer Fantasiewelt zu leben.
Ich hole tief Luft und sage zu meiner Schwester: »Du hast Maggie mit dem Auto angefahren und ich habe die Schuld dafür auf mich genommen. Es war zum Kotzen, aber es ist vorbei. Ich hätte es nicht getan, wenn ich geahnt hätte, dass du dich den Rest deines Lebens wie ein verdammter Zombie aufführst.«
Ihre Augen sind weit aufgerissen, so als würde ihr Hirn die Wahrheit zum ersten Mal registrieren.
»Rede mit mir, Leah«, befehle ich. »Sag etwas … irgendwas!«
»Ich pack das nicht«, schreit sie, dann wirft sie sich mit dem Gesicht nach unten auf ihr Bett.
Ich greife mir eine Schachtel Taschentücher von ihrem Nachttisch und werfe sie zu ihr rüber. Ich stehe neben ihr, während sie hysterisch schluchzt.
»Es tut mir leid, Caleb. Es tut mir so leid«, stößt sie zwischen den Schluchzern hervor. »Ich hätte sie beinah umgebracht, Caleb.«
»Hast du aber nicht.«
»Ich habe daneben gestanden und zugesehen, wie sie dir Handschellen angelegt haben. Ich habe zugelassen, dass sie dich wegbrachten.«
Ich war so daran gewöhnt, der Unruhestifter zu sein, so daran gewöhnt, derjenige zu sein, der ständig Mist baute. Leah war der Zwilling mit der blütenreinen Weste, ich war der Rebell. Sogar betrunken zögerte ich nicht eine Sekunde, die Schuld für den Unfall auf mich zu nehmen. Niemand würde Leah Handschellen verpassen, sie verhaften und
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