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Leaving Paradise (German Edition)

Leaving Paradise (German Edition)

Titel: Leaving Paradise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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verurteilen. Sie hätte das niemals gepackt. Ich schon.
    Die Cops zweifelten nicht an meiner Schuld, als ich ohne Umschweife gestand. Verflucht, nicht mal meine eigenen Eltern bezweifelten meine Schuld.
    Wenn man bedenkt, dass es alles nur geschah, weil Leah einem verdammten Eichhörnchen auswich, das über die Straße flitzte …
    »Es ist vorbei«, sage ich zu ihr.
    »Nein, Caleb, das ist es nicht. Es wird niemals vorbei sein. Ich werde diese Schuld den Rest meines Lebens mit mir herumtragen. Ich kann Maggie nicht mal ansehen. Verdammt, Caleb, ich kann nicht mal dich ansehen. Es ist so schwer für mich, du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist.«
    Sie hat recht, das kann ich nicht.
    Als sie sich zu mir umdreht, holt sie zitternd Luft. »Du wirst es doch niemandem erzählen, oder? Versprich mir, dass du es niemals jemandem erzählen wirst.«
    Ich gucke auf meinen Zwilling hinunter, das Mädchen, mit dem ich mir den Uterus meiner Mutter geteilt habe, meinen Geburtstag; an dessen Seite ich aufgewachsen bin. Sie sollte mich so gut kennen wie ich sie, meinen Schmerz fühlen, so wie ich den ihren spüre. Sie weiß, dass dieses Geheimnis mich von innen her auffrisst. Das spüre ich genau. Umgekehrt weiß ich, wie verkorkst ihre Gedanken inzwischen sind. Aber sie ignoriert mich und konzentriert sich ganz auf sich. Sie ist trotz allem im Grunde eine Fremde für mich.

 
    34 Maggie
    Ich summe ein altes Lied, das meine Mutter mir früher immer vorgesungen hat, wenn sie mich ins Bett gebracht hat. Damals, als ich noch Angst im Dunkeln hatte und mich weigerte, schlafen zu gehen. Zu der Zeit war das Leben noch viel einfacher. Mein Dad lebte bei uns und Moms einziger Job war, nun ja, eine Mom zu sein.
    Jetzt kellnert sie und hat einen Freund. Okay, der letzte Teil ist meine Schuld. Ich kann meiner Mutter noch nicht mal vorwerfen, dass sie heute Abend verabredet ist. Und dank Caleb habe ich mich inzwischen damit abgefunden.
    Jener Abend, an dem er mich zum ersten Mal küsste, war magisch. Ich war bereit, einfach nur mit ihm befreundet zu sein und unsere platonische Beziehung wertzuschätzen, als sie sich plötzlich in sehr viel mehr verwandelte. Wenn ich mit ihm zusammen bin, denke ich nicht über mein Bein nach. Alles, woran ich denke, ist, wie gut es sich anfühlt, mit ihm zu reden, alles miteinander zu teilen und ihn zu küssen.
    Bin ich dabei, mich zum zweiten Mal in Caleb Becker zu verlieben? Ich weiß es nicht. Ich habe so viel Angst davor, erneut verletzt zu werden, dass ich nicht wage, die Mauer einzureißen, mit der ich mein Herz vor allem abschirme.
    Stein für Stein trägt er diese Mauer ab.
    Wir haben uns angewöhnt, nach der Arbeit zwei Blocks zu früh aus dem Bus zu steigen, um uns ein paar extra Minuten gemeinsame Zeit zu stehlen. Blöderweise hat er heute ein Treffen mit irgendeinem Typen vom DOC . Er hat gemeint, es sei wichtig, also wünsche ich ihm, dass alles gut läuft.
    Ich habe ihm den Unfall vergeben. Vor zwei Tagen hat er versucht, das Thema anzuschneiden, und gesagt, er müsse mir etwas Wichtiges darüber erzählen. Ich habe ihm mit einem Kuss und der Versicherung, ihm längst verziehen zu haben, das Wort abgeschnitten.
    Ein frischer Wind weht und die Blätter beginnen zu fallen. Der Sommer ist fast vorüber. Die Bäume, das Gras und die Blumen bereiten sich auf ihren Winterschlaf vor. Während ich die letzten Narzissenzwiebeln für Mrs Reynolds pflanze, denke ich an den Winter, den sie überleben müssen, ehe es taut und sie den ersten Sonnenstrahlen ihres Lebens entgegenwachsen werden.
    Ich hebe den Blick und tauche aus meinen Träumereien über Lieder und Bäume und Caleb auf, als ich Mrs Reynolds entdecke, die neben mir steht und auf mich heruntersieht. Sofort höre ich auf zu summen.
    »Du hast heute aber gute Laune.«
    »Es sind nur noch fünf Blumenzwiebeln, dann bin ich komplett fertig«, berichte ich ihr.
    »Das ist auch eine gute Sache«, sagt sie und blickt zum immer dunkler werdenden Himmel hoch. »Das Wetter schlägt um. Ich spüre bereits eine kühle Winterbrise in der Luft.«
    »Ich auch.« Nachdem ich die letzten Zwiebeln gepflanzt habe, setzen wir uns gemeinsam zum Abendessen.
    »Ich würde dich und deine Mutter demnächst gerne hierher zum Essen einladen. Aber nur, wenn du einverstanden bist.«
    »Wieso sollte ich etwas dagegen haben?«
    »Weil mein Sohn inzwischen öfter mit deiner Mutter ausgegangen ist, als in den letzten drei Jahren überhaupt. Ich habe ihn gecoacht, musst du

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