Leaving Paradise (German Edition)
dreckig zu werden. »Kann ich das hier haben?«, frage ich.
Mr Reynolds scheint überrascht, dass ich es haben möchte, aber er sagt: »Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, was immer du möchtest.«
Es gibt noch zwei Dinge, die ich gerne hätte. Ich gehe in die Küche und durchsuche die Schränke, bis ich es finde. Mom sieht Mr Reynolds an, der ihren Blick verwundert erwidert und ratlos die Schultern zuckt. »Es muss hier irgendwo sein. Aha.« Ich ziehe eine der oberen Schubladen auf und auf einem alten, fleckigen und zerfledderten linierten Blatt Papier steht ihr Lieblingsbutterplätzchenrezept.
»Noch etwas?«
»Eine Sache noch.«
Mom und Mr Reynolds folgen mir auf den Dachboden. Ich gehe auf die Truhe zu und öffne sie. Den Bilderrahmen hochhaltend sage ich: »Das ist das Letzte.«
Mr Reynolds sagt: »Es gehört dir.«
Ich sehe das Bild von zwei wild verliebten Menschen an ihrem Hochzeitstag an.
Mögen sie beide in Frieden ruhen.
39 Caleb
Maggie war gestern nicht in der Schule und ich habe sie den ganzen Vormittag noch nicht gesehen. Ich bin heute schon zweimal an ihrem Spind vorbeigegangen, aber sie ist so flüchtig wie ein Geist.
Während der dritten Stunde kann ich mich nicht konzentrieren. Also nehme ich mir den Toilettenpass und verlasse das Klassenzimmer. Aber ich gehe nicht auf direktem Weg zur Toilette. Ich gehe um die Ecke den Gang hinunter zu ihrem Spind. Ich habe mich in einen Stalker verwandelt.
»Suchst du jemanden, Caleb?« Es ist Kendra, die ebenfalls einen Flurpass in den Händen hält. »Maggie Armstrong vielleicht?«
»Hör auf, Spielchen mit mir zu spielen, Kend.«
Sie wirft mir ein boshaftes Lächeln zu. »Nein, ernsthaft. Ich verstehe einfach nicht, was du in ihr siehst.«
»Nichts«, sage ich, um mir meine Ex vom Hals zu schaffen. »Ich sehe nichts in Maggie Armstrong. Wenn überhaupt, dann war sie nur eine Ablenkung, weil ich dich nicht haben konnte.« Ich rede Müll, weil ich Maggie und Leah um jeden Preis beschützen muss.
Ein Geräusch hinter mir lässt mich herumfahren. Es ist Maggie. Sie hat jedes einzelne verlogene Wort gehört, das aus meinem Mund gekommen ist.
Kendra schlendert auf sie zu. »Caleb, hast du Maggie die Wahrheit über den Unfall erzählt?«
»Kendra. Nicht«, sage ich warnend. »Oder ich stecke Brian, was zwischen dir und mir gelaufen ist. Ist die Wahl deines Vaters nicht nächste Woche?«
Wenn Kendra Klauen hätte, würde sie sie jetzt ausgefahren und dazu benutzen, mich umzubringen.
Maggie humpelt auf mich zu. »Was läuft zwischen dir und Kendra, Caleb?«
Kendra stemmt die Hände in die Hüften, begierig den Kampf zu beginnen. »Ja, Caleb. Erzähl ihr, wie oft wir zusammen waren, seit du wieder da bist.«
Was soll ich sagen? Ich möchte Maggie die Wahrheit erzählen, ich werde ihr die Wahrheit erzählen. Über alles. Aber nicht hier, nicht in Gegenwart von Kendra. Sie hat nichts mit mir und Maggie zu schaffen.
»Sag etwas«, befiehlt Maggie mit blitzenden Augen.
Als ich das nicht tue, gibt sie mir eine Ohrfeige und hinkt davon.
Ich hasse die Jubelveranstaltungen vor Wettkämpfen, bei denen der Teamgeist der Schule beschworen wird. Und ich finde es vollkommen verrückt, dass ich ausgerechnet heute in einer feststecke. Aber hier bin ich nun mal, inmitten der Sportler, während die Cheerleader die Stimmung ordentlich aufpeppen und die übrigen Schüler in Schwung bringen.
Als ob ein Haufen Ringer daran interessiert wäre, aufgepeppt zu werden. Aber den Jungs wäre jede Ausrede recht, um dem Unterricht für eine Stunde zu entgehen.
Meyers steht auf dem Podium, als wäre er der Präsident der Vereinigten Staaten und nicht bloß Highschooldirektor in einer Kleinstadt. »Seid bitte leise, Leute. Noch leiser.« Es ist immer noch laut, aber besser wird es nicht werden, und das weiß er. »Heute wollen wir die Schüler feiern, die die Paradise Panthers in den verschiedenen Sportdisziplinen vertreten.«
Die Menge wird unruhig, der Turnhallenboden vibriert von dem Lärm.
»Ruhe bitte. Ruhe. Wir werden heute Nachmittag unsere Sportler ehren. Jeder der Trainer wird aufs Podium kommen und die Mitglieder seiner Mannschaft verkünden. Lasst uns mit dem größten Team anfangen … den Footballern!«
Wie aufs Stichwort beginnen die Cheerleader auszuflippen, sie hüpfen und schlagen Räder quer durch die Turnhalle.
»Hebt eure Hand, wenn ich euren Namen aufrufe«, sagt der Footballtrainer. »Adam Alberts, Nate Atkins, Max Ballinski, Ty Edmonds
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