Lebe die Liebe
dass sie ihre Klage nicht zurückzieht und sich endlich von diesem Mann trennt.«
Caine warf einen Blick auf den Aktenkoffer, der neben Dianas Füßen stand. »Willst du daran nachher arbeiten, wenn ich die Großtante vernehme?«
»Ja, ich will mir ein Konzept für die Befragung dieses Mannes ausarbeiten. Ich schwöre dir, am Ende wird der sich wünschen, seine Frau nie geschlagen zu haben. Solche Fälle häufen sich bei mir.«
Schmunzelnd sah Caine sie von der Seite an. »Der wird keinen leichten Stand bei dir haben, nehme ich an.«
Diana drehte sich etwas in ihrem Sitz herum und legte einen Arm über die Lehne des hellen Lederpolsters. »Sag mal, wie lange hast du dieses Auto eigentlich schon?«
Caine zog überrascht die Brauen hoch. »Das Auto?«, fragte er, irritiert von diesem plötzlichen Themenwechsel.
»Ja. Ich will mir nämlich demnächst auch ein neues kaufen.«
»Einen Jaguar?«
»Eines Tages bestimmt«, antwortete Diana und strich mit der Hand über das weiche Leder. »Oder meinst du etwa, diese Autotypen wären nur für Männer reserviert?«
»Nein, das nicht«, antwortete Caine lachend. »Aber ich hätte eher gedacht, ein eleganter Mercedes wäre das Richtige für dich.«
»Nein, dieser hier würde mir besser gefallen.«
Ohne noch einen Ton zu sagen, lenkte Caine den Wagen an den Straßenrand und hielt an. Er stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. »Komm, dann fahr ihn ein Stück.«
»Ich?«
Caine schmunzelte, als er ihr überraschtes Gesicht sah. »Bevor man sich ein Auto kauft, sollte man es zumindest mal Probe fahren. Es sei denn«, fügte er immer noch schmunzelnd hinzu, »du kennst dich mit Fünfganggetrieben nicht aus.«
»Das ist doch kein Problem für mich«, antwortete Diana gekränkt und stieg aus.
»Na, dann ist ja alles in Ordnung.« Caine setzte sich auf den Beifahrersitz und sah zu, wie sie hinter dem Lenkrad Platz nahm. »Ich sag dir, wann du abbiegen musst«, meinte er und lehnte sich bequem zurück.
Diana legte den ersten Gang ein, warf einen Blick in den Rückspiegel und gab Gas. Der Motor war leise, und doch spürte sie die Kraft, die in diesem schweren Wagen steckte.
»Oh, es ist herrlich«, jubelte sie, nahm aber dann sofort nach einem Blick auf den Tacho das Gas zurück. »Ich fürchte nur, dass ich mich bald selbst vor dem Verkehrsrichter verteidigen muss, wenn ich mir ein solches Auto kaufen sollte«, meinte sie und lachte.
»Daran gewöhnst du dich. Nach einer Weile genügt es schon zu wissen, dass man alle anderen überholen kann, wenn man nur will. Ein schnelles Auto gibt einem ein Gefühl der Sicherheit. Man muss es ja nicht ständig ausfahren.«
Diana schaltete in den fünften Gang und hielt die Geschwindigkeit. »Ist das der Grund, warum du den Wagen gekauft hast?«
»Nur zum Teil«, antwortete er. »Ich liebe nun einmal Dinge mit Stil.« Er beobachtete sie von der Seite. Das schöne Gesicht, das jetzt so voller Begeisterung war, die schmalen Hände, die leicht und doch sicher das Lenkrad umfassten. »Diana, du bist eine faszinierende Frau.«
Mit einem ironischen Lächeln fragte sie: »Warum? Weil ich einen Jaguar fahren kann?«
»Nein, weil du ebenfalls Stil hast«, gab er ganz ruhig zurück. »Die nächste Ausfahrt musst du raus. Ich lass mich gern chauffieren.«
Diana hatte es sich in einem der Aufenthaltsräume des Krankenhauses bequem gemacht, während sich Caine auf die Suche nach Agatha Grants Zimmer begab.
Die alte Dame saß aufrecht in ihrem Bett, ein hellrosa Bettjäckchen um die Schultern gelegt, die weißen Haare umrahmten ein schmales Gesicht mit lebhaften Augen und Rouge auf den Wangen. Sie war umgeben von Stapeln von Zeitschriften und Magazinen. Als Caine eintrat, legte sie das Sportmagazin zur Seite, in dem sie gerade gelesen hatte, und sah ihn aufmerksam an.
»Mrs. Grant, ich bin Caine MacGregor.«
»Ah, Ginnies Rechtsanwalt.« Sie wies mit dem Kopf auf einen Sessel neben ihrem Bett. »Nehmen Sie Platz, junger Mann. Es tut gut, endlich einmal wieder einen gut aussehenden Mann zu sehen – und dazu noch einen ohne weißen Kittel.«
Caine lächelte der alten Dame zu. »Ich hoffe sehr, dass Sie mir bei Ginnies Verteidigung helfen können, Mrs. Grant.«
»Scheint, als ob die Kleine diesmal wirklich in der Patsche steckt, nicht wahr? Okay, sagen Sie mir, was Sie wissen wollen.«
»Sie werden wohl erfahren haben, dass Ginnie angeklagt ist, Francis Day umgebracht zu haben, oder?«, fragte Caine. Als Mrs.
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