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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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sexy Blondine schimmerte über knorriger brauner Haut und grünlichem, moosartigem Haar. Offiziell wohnte sie mit Arianna und mir in der Wohnung über dem Diner, in Wirklichkeit aber kehrte sie allabendlich in den Wald zurück, um dort Wurzeln zu schlagen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes –, bis die Sonne aufging. Baumgeister – noch so eine Paranormalen-Gattung, die ich bei meinen Einsackaktionen für die IBKP nicht kennengelernt hatte. Damals war ich ziemlich auf den Bereich Gewalt und Zerstörung festgelegt gewesen.
    Im Vorbeigehen nickte ich abwesend einigen Stammgästen zu, hauptsächlich Vampire und Werwölfe, als mir wieder mal eine neue Paranormale auffiel, der ich noch nie begegnet war und deren Anblick mir einen kleinen Stich ins Herz versetzte – sie sah aus wie eine Kreuzung zwischen Lish und einem Menschen, mit Kiemen am Hals und Flossen, die unter dem Cover ihre nackten Beine säumten. In letzter Zeit ließen sich immer mehr Arten von Paranormalen in dieser Gegend blicken, die weder David noch ich jemals gesehen hatten.
    Als ich länger darüber nachdachte, fiel mir auf, dass viele von den neuen Paranormalen, die keine Vampire oder Werwölfe waren, Nona besuchten. Entweder hingen sie im Diner rum oder trafen sich in der Gasse hinter dem Haus mit ihr. Und der Sylphe war definitiv neu. Vielleicht wusste Nona – Ich kreischte auf und konnte gerade noch verhindern, dass ich über den Küchengnom fiel, einen besonders biestigen Erdgeist namens Grnlllll. Zumindest glaubte ich, dass sie so hieß. Oder er. Bei Gnomen war das schwer zu sagen. Vielleicht war das auch der Grund, warum sie – er? – mich nicht leiden konnte. Der zickige Gesichtsausdruck kam mir auf jeden Fall ziemlich weiblich vor.
    Das Bedürfnis, Grnllllls giftigen Blicken zu entkommen, überwog den Drang, mit Nona zu sprechen, und so schlüpfte ich schnell durch die Küchentür. Endlich oben in der Wohnung angekommen, ließ ich mich auf die Couch mit dem ausgeblichenen Blümchenmuster fallen.
    »Evie?«
    »Hmmhmm.«
    Mit einem Glas in der Hand tänzelte Arianna ins Zimmer. Ich guckte lieber nicht zu genau hin, was sich in dem Glas befand. Aber ich vermied es nie, Arianna anzusehen, auch wenn ihre verschrumpelte Leiche unter dem normalen Cover (wenn man denn käsebleiche Haut und stacheliges rotschwarz gefärbtes Haar als normal bezeichnen wollte) mir wie bei allen Vampiren einen Schauder über den Rücken jagte. Das würde nur ihre Gefühle verletzen und trotz unseres ziemlich holprigen Starts im letzten Frühjahr war sie mittlerweile so was wie eine Freundin für mich. Sie hatte sich schließlich nicht aussuchen können, was sie war, und sie trank auch niemals Menschenblut. Außerdem war sie ziemlich witzig, wenn sie nicht gerade sauer auf mich war.
    »Harten Tag gehabt?« Arianna setzte sich zu mir auf die Couch und griff nach der Fernbedienung, um unsere Serie einzuschalten.
    »Könnte man so sagen.« Ich rieb mir die blessierte Hüfte und fragte mich, ob sie am nächsten Morgen wohl komplett grün und blau sein würde.
    »Okay. Wer verliert, hat eine Woche Spüldienst. Ich wette, Landon und Cheyenne fangen was miteinander an, streiten sich dann aber und machen am Ende der Folge wieder Schluss.«
    Enthusiastischer, als mir insgeheim zumute war, entgegnete ich: »Auf keinen Fall. Cheyenne gibt ihm wegen irgendeines Missverständnisses ’nen Korb und er fängt wieder an zu fixen.«
    »Okay, die Wette gilt.« Arianna beugte sich vor und versank in dem Drama, das sich auf dem Bildschirm vor uns abspielte.
    Ich fühlte mich ziemlich verlassen und blickte an die Decke, bemüht, das leichte Kribbeln in meinen Fingerspitzen zu ignorieren. Ich wusste, ich sollte auf Lend hören, mich von der IBKP fernhalten und dankbar für mein normales, langweiliges Leben sein. Ich sollte mich auf die Wochenenden freuen, wenn ich ihn wiedersah, und den allgegenwärtigen, nagenden Schmerz nicht beachten, der mir sagte, dass, egal, wie viel Zeit ich mit ihm verbrachte, egal, wie sehr ich ihn liebte, er niemals wirklich mir gehören würde, weil ich vergänglich war und er ewig.
    Mir ging es doch gut. Ich war zufrieden mit dem, was ich hatte. Außerdem wollte Lend nicht, dass ich der IBKP half.
    Aber Lend war schließlich nicht hier …

Mit ein bisschen Glitzer sieht alles gleich besser aus
    »Aufwachen«, flüsterte mir eine Stimme, die klang wie Wasser, das über Steine sprudelte, ins Ohr. Lächelnd streckte ich die Arme aus, bis sie Lends Hals

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