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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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den Blick bereits wieder konzentriert auf den Bildschirm gerichtet. »Muss diesen Schlachtzug noch zu Ende bringen.«
    Plötzlich verspürte ich eine unerwartete Zuneigung zu diesem dämlichen Spiel. Ein Hoch auf Rollenspiele und ihre Macht, meinen Anstandswauwau von mir abzulenken!
    Lend nahm meine Hand, als wir hinaus in den kühlen Oktobermorgen spazierten und von einer Windböe begrüßt wurden, sobald wir den Gehweg betraten. Der Sommer war dieses Jahr wirklich lang gewesen, als hätte er sich weigern wollen, das Feld zu räumen. Erst seit ungefähr einer Woche schlich sich eine gewisse Kälte in die Nächte. Das Laub an den Bäumen begann, den Wandel anzukündigen, Rot- und Goldtöne webten sich stellenweise in das Grün. Nachdem ich so lange in der klimatisierten Zentrale gewohnt hatte, war ich definitiv ein Fan dieser ganzen Jahreszeitensache.
    Wovon ich außerdem ein Fan war, war mein Freund. Die Sonne ließ seine Wasseraugen noch mehr glitzern als sonst und das beinahe schwarze Haar seines Covers glänzte wie frisch aus der Shampoowerbung. Perfekter hätte der Tag gar nicht sein können.
    »Ich hab ein Geschenk für dich«, sagte Lend. Hatte ich gerade noch behauptet, der Tag könnte nicht perfekter sein? Tja, falsch gedacht.
    »Wofür denn das?«, quietschte ich aufgeregt. In der Zentrale hatte ich nur alle Jubeljahre mal ein Geschenk bekommen, und da sie alle von Raquel stammten, waren sie ausnahmslos praktischer Natur gewesen. Da war zum Beispiel der Erste-Hilfe-Kasten in Reisegröße zu meinem zwölften Geburtstag, das unselige Weihnachtsfest mit der Enzyklopädie (im Ernst, wer kaufte so was denn überhaupt noch? Schon mal von dieser neumodischen Erfindung namens Internet gehört?) und natürlich der Spitzenreiter der Schrottgeschenke: Socken. Jedes. Verpiepte. Jahr.
    Aber in der kleinen Schachtel, die Lend nun aus der Tasche zog, waren mit Sicherheit keine Socken. »Ist es was Glitzerndes?« Ungeduldig wippte ich auf den Fersen auf und ab, während er die Schachtel öffnete.
    Lachend hob er eine zarte Silberkette heraus, an der ein Anhänger in Herzform baumelte. Die drei rosa Steine, die den einen Rand des Schmuckstücks säumten, hoben sich sehr hübsch von dem dunklen Metall ab, aus dem es gefertigt war. Ich hielt mir das Haar aus dem Nacken und er legte mir die Kette um. Als seine Finger meine Haut streiften, bekam ich eine Gänsehaut.
    Ich betastete das kalte Metall. »Wow, ist das schön!«
    »Puh, Glück gehabt. Ich hab noch nie Schmuck verschenkt.«
    »Tja, da hast du die Latte aber gleich absurd hoch gelegt, mein Lieber. Du hättest mit was Kitschigem anfangen sollen.« Ich legte ihm die Arme um den Hals, zog ihn dicht an mich und atmete seinen kühlen Duft ein.
    »Es ist aber gar nicht nur hübsch.«
    »Nicht?«
    »Nein, auch praktisch. Das Herz ist aus Eisen.«
    Mich durchflutete eine Wärme, eine Woge der Zuneigung, etwas, an das ich eigentlich schon hätte gewöhnt sein müssen, das mich aber doch immer wieder überraschte. Natürlich hatte Lend einen Weg gefunden, mich durch feenabschreckendes Eisen zu beschützen. Das bedeutete zwar, dass er beinahe so praktisch veranlagt war wie Raquel, aber seine praktischen Geschenke waren zumindest hübsch und glitzerten. Ich strich ihm mit den Fingern durchs Haar.
    »Perfekt.«
    »Echt, ist es das?«
    »Ich meinte dich. Aber die Kette ist es auch.«
    Wir küssten uns so lange, bis eine alte Dame, die ihren Hund spazieren führte, sich im Vorbeigehen lautstark räusperte und uns so daran erinnerte, dass wir uns tatsächlich noch mitten auf dem Gehweg befanden und nicht in unserer eigenen kleinen Welt. Ich grinste sie verlegen an, nur um festzustellen, dass sie unter ihrem Cover eine Paranormale war. Ihr fleckig grünes Froschgesicht bildete einen ziemlichen Kontrast zu ihrem geblümten Hauskleid und den Schlappen. Diese Stadt war einfach nur seltsam.
    Sie hörte nicht auf, uns anzustarren. Ich hatte keine Ahnung, was sie war, und wurde plötzlich nervös. Schnell warf ich einen Blick Richtung Himmel, um sicherzugehen, dass dort nicht irgendwelche komisch aussehenden Wolken herumsegelten, aber es war nichts zu sehen. Ich zog an Lends Hand, um ihn zum Weitergehen zu bewegen, schüttelte mein Unbehagen ab und fragte: »Und, was steht für heute Morgen sonst noch so auf dem Plan?«
    »Ich hatte eigentlich gehofft, mit der Kette wäre ich aus dem Schneider und müsste mich um den Rest nicht mehr kümmern.«
    »Na schön, aber das gilt nur für heute.

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