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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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zog einen kleinen, zylinderförmigen Gegenstand aus Eisen hervor. Nach einem lässigen Schwung aus dem Handgelenk verlängerte er sich teleskopisch zu einer Art Schlagstock. »Ich schlage vor, du gehst jetzt wieder.«
    Die Fee musterte sie mit kühlem Blick und verschwand dann rückwärts durch die Wand und aus der Zentrale. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich Raquel an. »Heilige Piep, Raquel, du bist ja ’ne total coole S–«
    »Bitte beende diesen Satz nicht.« Sie schob den Schlagstock wieder auf die kleinstmögliche Größe zusammen und steckte ihn zurück in ihre Jacke. »Du hast nicht zufällig irgendeine Ahnung, was das gerade sollte?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hatte gestern Abend zwar Besuch von Reth, aber er hat keinen Blödsinn gemacht oder versucht, mich mitzunehmen.« Na ja, er hatte es fast nicht versucht. Oder? Dieser blöde Reth. »Aber trotzdem sind es jetzt schon drei – der Sylphe, Reth und dann diese Fee gerade. Und ich hab das Gefühl, bei uns in der Stadt tauchen auch immer mehr seltsame Paranormale auf.« Ich dachte an die Froschfrau in ihrem Hauskleid. Und sie waren nicht nur seltsam, sondern zeigten auch ein seltsames Interesse an mir. Plötzlich nervös, biss ich mir auf die Unterlippe. Das war alles zu viel, um bloß ein Zufall zu sein. Irgendwas stimmte hier nicht.
    »Das macht natürlich alles um einiges komplizierter. Ich dachte, die Feen würden sich nicht mehr für dich interessieren. Mir wäre es lieber, wenn du heute Nacht hier schläfst.«
    »Ich – oh, nein. Nein. Ich will nicht hierbleiben. Jack kann mich doch nach Hause bringen.« Ich drehte mich um, aber von Jack war noch immer weit und breit nichts zu sehen. Raquel lächelte und ich saß in der Zentrale fest.
    Mal wieder.

Auf die Zunge gebissen
    »Hör zu«, fauchte Arianna und bremste so abrupt vor meiner Schule, dass mein Sicherheitsgurt mich fast erwürgte. »Wenn du keine Lust hast, mit mir rumzuhängen, ist das okay. Aber lass mich nicht noch mal vor dem Kino stehen wie bestellt und nicht abgeholt, während du abhaust und zwei Tage bei ’ner Freundin pennst, ohne auch nur mal anzurufen.« Ihre riesige Sonnenbrille verdeckte die Hälfte ihres Gesichts, aber ich konnte mittlerweile gut genug im Rest davon lesen, um zu wissen, dass sie verletzt war.
    »Ich hab doch eine E-Mail geschrieben«, verteidigte ich mich lahm.
    »Ach ja, natürlich! Na, dann ist ja alles in Butter! Ach, weißt du was – hau einfach ab.«
    Ich stieß meine Tür auf und stieg aus. »Danke fürs –« Doch sie brauste schon mit so viel Schwung davon, dass die Beifahrertür von selbst zuknallte.
    Na toll. Was für ein wunderbarer Start in den ersten Morgen, an dem ich wieder da war. Ich hatte sie ja noch nicht mal hängen lassen wollen – ehrlich nicht. Das war alles nicht meine Schuld gewesen. Schließlich hatte Jack mich mehr oder weniger gekidnappt.
    »Evie, alles in Ordnung?«
    Ich sah in Carlees besorgtes Gesicht auf. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich immer noch reglos auf dem Bürgersteig stand, mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf. »Bin bloß müde.«
    Was gnadenlos untertrieben war. In den letzten beiden Nächten, die ich auf Raquels Couch verbracht hatte, hatte ich so gut wie kein Auge zugetan. Nicht nur, weil es mir Angst machte, in der Zentrale festzusitzen, sondern auch, weil Raquel, dieses zierliche Persönchen, schnarchte wie ein ausgewachsenes Nilpferd. Wer hätte das gedacht. Jack, die kleine Ratte, war dann an diesem Morgen endlich wieder aufgetaucht, sodass ich es gerade noch rechtzeitig zur ersten Stunde schaffen würde. Ein einziger, blöder Auftrag und schon fühlte ich mich wieder komplett von der IBKP vereinnahmt – Raquel hatte mich sogar gebeten, einen Stapel Akten über vermisste Elementargeister zu archivieren, während wir darauf warteten, dass der werte Jack sich mal wieder blicken ließ. Ich hatte den leisen Verdacht, dass sie jede einzelne Minute genoss und dass ich, wenn es nach ihr ging, am besten gleich wieder zurück in die Zentrale ziehen würde.
    Das konnte sie sich aber verpiept noch mal abschminken.
    »Denk dran, wir machen heute in Sport den Fitnesstest.« Mit leichtem, federndem Schritt lief Carlee voraus.
    Ich drängte mich durch den Pulk von Schülern. Meine Feenbefürchtungen, meine Sylphenparanoia und, wie immer, mein stetig wachsendes schlechtes Gewissen, weil ich Lend noch immer nicht erzählt hatte, dass er unsterblich war, hatten bereits einen Knoten in meinem Magen

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