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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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gezackte Loch in der Glasscheibe und Lishs lebloser, im Licht schillernder Körper, der auf dem Boden des Aquariums lag.
    Ich öffnete die Augen wieder und stellte fest, dass Raquel schon seit einer ganzen Weile mit mir redete.
    »– verstehst also, warum ich nicht mit dir reinkommen kann.«
    Ich runzelte die Stirn. »Äh, klar.« Ich drückte die Handfläche auf den Scanner an der Tür und … nichts geschah. Es war eigenartig, wie verraten und verlassen ich mich plötzlich fühlte. Sie hatten die Schlösser ausgetauscht?
    »Ach, entschuldige«, sagte Raquel und wartete darauf, dass ich zur Seite trat, damit sie ihre Hand auf den Scanner legen konnte. Die Tür öffnete sich mit einem Zischen und Raquel wich schnell zurück, sodass sie im nächsten Moment schon außer Sichtweite war. »Ich lasse sie einfach unverschlossen.«
    Ich holte tief Luft und ging hinein. Die Leere des großen, weißen, runden Raums traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Das Aquarium war verschwunden. Keine Spur mehr davon, mit Ausnahme eines schwachen, ringförmigen Abdrucks auf dem Boden. Es war, als hätte es Lish nie gegeben. Die Tür schob sich hinter mir zu und ich ließ mich daran hinunter auf den Boden sinken.
    Für das hier war ich definitiv noch nicht bereit.
    Ein eisiger Hauch kribbelte in meinem Nacken.
    Etwas Dunkles huschte am Rande meines Blickfelds vorbei. Ich wandte den Kopf zur Seite, aber es war nichts zu sehen.
    Das Licht flackerte und ging dann ganz aus, bis auf eine einzelne trübe Glühbirne.
    »Ich habe auf dich gewartet«, zischte eine leise Stimme in mein Ohr.
    Ein Kitzeln an meinem Arm lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Spinne mit dem purpurroten, sanduhrförmigen Körper, die daran hinaufkroch. Die letzte Glühbirne ging aus und ein Todesschrei zerriss die Dunkelheit, die nun den Raum verschluckte.

Tödliches Wiedersehen
    Es war stockfinster und das Einzige, was ich spürte, waren die Unheil verheißenden acht Beine der Spinne auf meinem Arm. »Du wirst in diesem Raum sterben«, flüsterte eine Stimme in mein Ohr. Tja, da wäre ich nicht die Erste. Beim Gedanken an Lishs letzte Sekunden wurde mir die Kehle eng. Hatte sie Angst gehabt? Hatte es wehgetan?
    Das Licht ging wieder an und meine Augen wanderten meinen Körper entlang, der über und über von einer krabbelnden Masse Schwarzer Witwen bedeckt war.
    »Ach, leck mich doch«, fauchte ich und stand auf. Klar hätte ich Angst gehabt, panische Angst sogar, wenn ich nicht direkt durch die umherhuschenden kleinen Spinnenviecher hätte hindurchsehen können. Die Projektionen von Poltergeistern sind eine Kombination aus Covern und der Manipulation von Luftströmen, um so die Illusion des Tastbaren zu erschaffen. Kein übler Trick eigentlich.
    Stille, dann verschwanden die Spinnen wieder und stattdessen erhob sich ein heulender Wind. Blut sickerte durch die Ritzen zwischen Wand und Decke und triefte genau vor meinem Gesicht herunter. Ich streckte die Hand aus und ließ die Blutillusion geradewegs hindurchtropfen. »Wie wär’s beim nächsten Mal mit Sirup und roter Farbe?«
    Ein tiefes Grollen hallte durch den Raum, der als Nächstes in Flammen aufging. Knisternd fraßen sie sich an den Wänden empor und umringten mich.
    »Bist du bald mal fertig? Sieht ja alles ganz toll aus, aber ich hab morgen Schule und meine Hausaufgaben sind auch noch nicht fertig.«
    Die Flammen verpufften und ließen den Raum genauso blitzsauber und leer zurück wie vorher. »Ich bringe dich um«, raunte die Stimme jetzt. Irgendwas daran kam mir bekannt vor.
    »Steve?«
    Die Luft vor mir begann zu flimmern und gab den Blick auf das durchscheinende Bild von – tatsächlich – Steve dem Vampir frei. Oder zumindest das, was früher Steve der Vampir gewesen war. Da er ja nun tot-tot war und nicht mehr untot, konnte man ihn schließlich genau genommen nicht mehr als Vampir bezeichnen.
    Schmollend sah er mich an. »Mit dir macht das gar keinen Spaß.«
    »Ja, ja, ich bin ’ne totale Spielverderberin. Was machst du denn hier?«
    »Wonach sieht’s denn aus?« Er hob die Hände und ließ sie wieder brennen.
    »Nach billigen Zaubertricks, wenn du mich fragst. Aber im Ernst, als ich dich das letzte Mal gesehen hab –« Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er so sauer darüber gewesen, dass er hierher in die Zentrale gebracht worden war, dass er sich auf Raquel gestürzt und sie gebissen hatte, obwohl er genau wusste, dass das eine Weihwasserinjektion auslöste, die ihn umbringen

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