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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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kein Eisen mögen, ist, dass es sie zu stark an unsere Welt bindet. Die Pfade sind kein Teil dieser Welt – darum kann man dorthin kein Eisen mitnehmen. Das lässt das Feenreich nicht zu.«
    Ich runzelte die Stirn. »Dir ist schon klar, dass das keinen Sinn ergibt, oder?«
    »Ach, im Gegensatz zu der Möglichkeit, eine Pforte in der Wand zu öffnen und dich innerhalb von Minuten in eine andere Hemisphäre zu bringen? Seltsam aber auch. Wo doch im Feenreich immer alles so logisch ist.«
    Ich konnte das Lächeln nicht mehr unterdrücken und er verdrehte die Augen.
    »Jetzt leg das Ding schon ab, damit wir loskönnen. Mir ist langweilig.«
    Zögernd griff ich in meinen Nacken, um den Verschluss zu öffnen. Es kam mir wie ein kleiner Verrat vor, die Kette abzunehmen, die Lend mir geschenkt hatte, um etwas zu tun, von dem ich wusste, dass er es nicht gutheißen würde. Dabei war es doch etwas Gutes, was ich hier tat. Es gab Menschen, die mich brauchten. Und außerdem würde ich die Kette sofort wieder umlegen, sobald ich nach Hause kam.
    Ich stand auf und verstaute sie in meiner Sockenschublade, wo ich noch ein letztes Mal mit dem Finger über das Herz strich und mich dann wieder zu Jack umwandte.
    »Hast du noch irgendwo anders Eisen an dir?«, fragte er ungeduldig.
    »Nur mein Zungenpiercing.«
    In seinem Blick lag eine Mischung aus Neugier und Entsetzen.
    »War nur ein Witz, du Trottel. Los jetzt.«
    Er öffnete die Pforte und nahm meine Hand, als wir hindurchgingen. Ich versuchte, nicht weiter auf die erdrückende Dunkelheit zu achten. »Und wieso kann ich dann Tasey mit auf die Pfade nehmen?«
    Jack zuckte mit den Schultern. »Alle technischen Geräte der IBKP wurden so konzipiert, dass sie feenmagiefreundlich sind.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Ich bin eben einfach schlauer als du.«
    Ich kniff ihm in die Hand, so fest es ging, und beschloss dann, das Thema zu wechseln. Irgendwie ärgerte es mich, dass Jack mehr über diese Sachen wusste als ich – hätte nicht eigentlich ich die Expertin sein müssen?
    »Wo treibt sich dieser Vampir noch gleich rum?« Es überraschte mich ein bisschen, dass Raquel mich für einen so einfachen Job holen ließ. Personal schien tatsächlich Mangelware zu sein. Sicher, ich war ungefähr tausendmal effizienter als andere, weil ich nicht mit Spiegeln und Weihwasser rumhantieren musste, aber eigentlich konnte so ziemlich jeder, der wusste, wonach er suchen musste, losziehen und dann hieß es bald »Aus die Fledermaus«.
    Jaja, die eigenen Witze sind doch immer noch die besten. Ein verschlagenes Lächeln machte sich auf Jacks Gesicht breit. »Vampir? Wer hat denn was von einem Vampir gesagt?«
    »Äh, du? Ich dachte, Raquel wollte, dass ich einen Vampir einsacke.«
    »Wer hat denn was von Raquel gesagt?«
    »Was redest du da eigentlich? Wo gehen wir hin?«
    »Ich dachte mir, wir beide haben uns mal ein bisschen Spaß verdient.« Jack blieb stehen und sein Grinsen wurde noch breiter, als er eine Pforte öffnete. Nervöser, als ich es jemals zugegeben hätte, sah ich zu und wartete darauf, was dieser Verrückte wohl als Spaß bezeichnete.

Jungfrauenträume
    Ungläubig schüttelte ich den Kopf über das Wesen, das mir mitten auf einer sonnenbeschienenen Blumenwiese gegenüberstand und mich mit traurigen braunen Augen ansah. Der kostbarste Besitz meiner Kindheit (und als Heim- und Pflegekind hatte es den nicht gerade im Überfluss gegeben) war eins dieser Poster zum Selberausmalen gewesen: ein Einhorn, das sich vor einem Wasserfall mit Regenbogen aufbäumte. Ich hatte ihm eine bunte Mähne verpasst, aber sein Fell makellos weiß gelassen, wie sich das für Einhörner nun mal so gehörte. Vermutlich öfter, als gesund für mich gewesen war, hatte ich mich davongeträumt in diese Fantasie, in der das Einhorn mir gehörte, und war auf ihm zu unserem Haus hinter dem Regenbogen geritten, wir beide, glücklich und stark und nie mehr allein. Das Einhorn war für mich der Inbegriff von Kraft und Magie und Schönheit gewesen.
    Davon schien dieses Einhorn hier jedoch nichts mitgekriegt zu haben. Es war hässlich. Potthässlich. Sein Fell hatte eine trostlose graubraune Farbe, sein Horn war ein mickriger Stummel und seine Mähne ein verfilztes Gezottel. Es sah eher aus wie eine Ziege als alles andere, mit seinem schmuddeligen Kinnbärtchen und den viereckigen Pupillen.
    Und dann dieser Gestank. Dagegen konnte jedes Stinktier einpacken.
    Das verdammte Vieh hörte nicht auf, mich mit der Schnauze

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