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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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einen raschen Blick gen Himmel, aber es war kein Sylphe zu sehen. Lend breitete die zweite Decke über uns aus und durchtrennte so meine Verbindung zum Wind. Ich war sowohl erleichtert als auch eigenartig enttäuscht vom Verlust dieses neuen Gefühls.
    »Erzähl mir von der Uni«, sagte ich und verbannte alle Paranormalen aus meinen Gedanken. Außer uns beide natürlich.
    Ich hörte mit halbem Ohr zu, wie er begeistert von seinen Professoren und Vorlesungen berichtete, während ich das Heben und Senken seiner Brust genoss. Er klang immer so glücklich, wenn er von seinem Stundenplan fürs nächste Semester, seinen Seminaren und möglichen Praktika erzählte. Er hatte vor, Abschlüsse in Biologie und Zoologie zu machen und dann einen Masterstudiengang in Zoologie draufzusetzen, mit dem Ziel, sich intensiv der Kryptozoologie zu widmen und die Wesen ganz am Rande der Wissenschaft zu studieren. Wenn man sein bisheriges Wissen mit einrechnete, hatte er einen natürlichen Vorteil. Und es war wirklich die perfekte Wahl für ihn. So konnte er normal sein, aber immer noch den Paranormalen helfen, die er so liebte. Er wollte sich vor allem mit Werwölfen befassen und herausfinden, was ihren Zustand auslöste – und sie so vielleicht sogar davon heilen.
    Er liebte es, über die Zukunft nachzudenken, Pläne für sie zu schmieden und auf sie hinzuarbeiten. So sehr, dass mir das Herz schwer wurde. Wieder fragte ich mich, was sich wohl alles ändern würde, wenn er erfuhr, dass er nicht sterblich war. Würde er immer noch an der Zukunft festhalten, auf die er sich eingestellt hatte? Oder käme sie ihm plötzlich sinnlos vor, im Wissen, dass er die ganze Ewigkeit vor sich hatte? Würde er sich unsterblichentypischeren Beschäftigungen widmen wie … tja, in Teichen zu leben und von dort aus unverständliche Ratschläge zu erteilen?
    Außerdem fragte ich mich, was mit mir eigentlich nicht stimmte. Ich hatte überhaupt keine Ziele. Immer wenn ich versuchte, mir etwas auszumalen, was ich gern für den Rest meines Lebens machen würde, beschlich mich doch nur die Sorge, dass der Rest meines Lebens gar nicht lang genug sein würde, um überhaupt was damit anzufangen. Gut, ich wollte zwar unbedingt an der Georgetown angenommen werden, aber doch nur, um bei Lend sein zu können. Meine Zukunft erschien mir wie eine einzige riesige Leere, abhängig von Variablen, auf die ich keinen Einfluss hatte.
    »Ich hab mich immer noch nicht ganz entschieden, ob ich mich nun an der medizinischen Fakultät einschreiben soll oder nicht. Aber wo soll ich sonst Zellbiologie studieren?« Er seufzte und lachte dann. »Okay, genug davon. Was hast du denn die letzten Tage so getrieben?«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Die Sache mit dem Poltergeist war nicht weiter erwähnenswert. Genauso wie die Sache mit der Fee. Oder dass ich zugestimmt hatte, der IBKP bei einer einzigen, blöden Angelegenheit zu helfen, und gleich in der Zentrale hängen geblieben war. Es würde ihm nicht gefallen, und so eine große Sache war es nun auch wieder nicht gewesen. Aber es wäre schön, mit ihm darüber reden zu können, wie sehr ich Lish in letzter Zeit vermisste und wie seltsam es gewesen war, nicht in meine alte Wohneinheit zu können, und wie froh und gleichzeitig genervt ich gewesen war, wieder mehr Zeit mit Raquel zu verbringen.
    Schade nur, dass es nicht ging.
    »Ach, du weißt schon. Der übliche Trott. Jetzt, wo du weg bist und von Easton Heights nur noch Wiederholungen laufen, ist mein Leben eigentlich nicht mehr als ein riesiges schwarzes Loch aus Langeweile und Verzweiflung.«
    »Also hast du die meiste Zeit Hausaufgaben gemacht.«
    »Sag ich doch, schwarzes Loch.«
    Er streichelte mir übers Haar, während ich mich bemühte, nicht an all das zu denken, was ich ihm nicht erzählte.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Äh, kuschelig warm?«
    »Nein, ich meine, nach der Sache mit dem Sylphen? Keine komischen Symptome?«
    Na ja, das Kribbeln, das ich jetzt in der leichten Brise fühlte, konnte schließlich eine ganze Reihe von Ursachen haben, nicht zuletzt die Tatsache, dass mein unglaublich süßer Freund mit meinem Haar spielte. »Nö.«
    »Und alles andere?«
    Das war eine ziemlich offene Frage, aber ich wusste genau, was er meinte. Reth und Vivian, die Einzigen, die verstanden, was ich war – ein Leeres Wesen –, hatten mich gewarnt, dass meine eigene Seele schnell ausbrennen würde. Seufzend stemmte ich mich auf die Ellbogen hoch. Dann zog ich den Ausschnitt meines

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