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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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letzter Besuch dort hatte alle heimatlichen Gefühle, die einst damit verknüpft gewesen waren, völlig ausgelöscht. Und mein rosa Kabuff war mehr so was wie ein Platzhalter – ein Ort, an dem ich wohnte, bevor ich an einen anderen aufbrach. Lends Haus war ein Zuhause. Aber nicht meines. »Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. So richtig eigentlich nirgends.«
    »Tja, dann haben wir zwei wohl noch was gemeinsam, außer der tollsten Haarfarbe der Welt natürlich. Wir sind beide von niemandem aufgezogen worden und nirgendwo zu Hause.«
    Mit einem unbehaglichen Gefühl öffnete ich die Augen. Irgendwie hatte er ja recht, aber ich konnte auch nicht behaupten, dass mir das sonderlich gefiel. Ich hatte schließlich Verbindungen zu Menschen, zu Orten. Oder etwa nicht? Selbst Jack hatte etwas an sich, das mich mit ihm verknüpfte, auf einer Ebene, die ich noch nicht recht verstand. Manchmal, wenn er sich nicht gerade wie ein Idiot benahm, dann war da so eine … Verzweiflung. Als suchte er nach etwas, wüsste aber noch nicht ganz, was es war. Und das war ein Gefühl, das ich nur zu gut kannte. Vivian würde es auch verstehen. Aber Lend niemals. Doch wenn ich mit Lend zusammen war, verblasste dieses Gefühl ein wenig, als wäre die unbekannte Frage nicht mehr so wichtig, wie sie mal gewesen war, und als würde sie sich eines Tages vielleicht überhaupt nicht mehr stellen.
    Von meinen tatsächlichen Fragen hingegen hatte Jack noch keine einzige beantwortet. »Aber was hast du denn gemacht, bevor du angefangen hast, für die IBKP zu arbeiten?«
    »Überlebt.«
    Ich riss eine Handvoll Grashalme aus und warf sie nach ihm. »Wie wär’s mal mit einer richtigen Antwort?«
    Er lächelte. »Ich bin aus Oregon oder zumindest meine ich, mich daran zu erinnern. Aber leider, leider ist es nicht von Vorteil, ein wunderhübsches Kleinkind zu sein, wenn in der Stadt gerade Feen auf der Pirsch sind. Jetzt lebe ich in dieser dunklen Traumlandschaft, wo Schönheit und Schrecken auf ewig miteinander verwoben sind und blablabla …«
    Verwirrt blinzelte ich ihn an.
    »Na ja, auch im Feenreich brauchen sie Unterhaltung und Sklaven.«
    »Warte mal – du – du lebst im Feenreich?«
    »Im Moment.«
    Das war doch nicht möglich. Feen hatten zwar die fiese Angewohnheit, Sterbliche zu kidnappen und in ihr Reich zu verschleppen. Aber das war eine Einbahnstraße. Sobald man einmal dort war und Feenspeisen gekostet hatte, konnte man nie wieder zurück. Selbst wenn man irgendwie eine Fee auftrieb, die bereit war, einen zurück zur Erde zu bringen, schmeckte einem menschliches Essen nicht mehr und man verhungerte einfach. Aha – so viel also zu der Sache mit dem Apfel, den Jack bei Lend zu Hause wieder ausgespuckt hatte.
    »Dann haben die Feen dich also aufgezogen?«
    Er stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. »So würde ich es nicht gerade nennen, nein.«
    Vivian war von Feen aufgezogen worden, aber soweit ich wusste, hatten sie sie niemals mit in ihr Reich genommen. Manchmal erzählte sie mir davon, wie die Feen sie mitgeschleppt hatten, wo immer sie gerade hinwollten, ganz egal, wie es ihr dabei ging. Einmal war sie fast erfroren, weil sie beschlossen hatten, einen Ball auf einem Gletscher zu veranstalten. Feen – die Kindermädchen, denen Sie vertrauen können.
    Ich war nur zweimal im Feenreich gewesen, beide Male, weil Reth mich dazu gezwungen hatte, und alles war mir dort so seltsam und fremd vorgekommen, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, wie es sein musste, dort aufzuwachsen. Ich bekam einfach nicht in den Kopf, wie Jack zwischen beiden Welten hin- und herreisen und überhaupt im Feenreich hatte überleben können. War er für die Feen so was wie ein Bediensteter? Vielleicht arbeitete er ja auch für sie, so wie ich für die IBKP, und sie hatten ihm selbst beigebracht, wie er die Pfade benutzen konnte.
    Je mehr ich über Jack herausfand, desto rätselhafter erschien er mir. »Aber wie kann das sein? Ich meine, entschuldige, aber es werden reihenweise Leute ins Feenreich entführt und ich hab noch nie gehört, dass irgendwer von denen zurückgekommen ist. Wie hast du das gemacht? Haben sie es dir beigebracht?«
    »Na ja, wenn man dort lebt, dann verändert man sich irgendwie. Und außerdem, wenn du immer wieder allein irgendwo zurückgelassen wirst, wo du nicht wegkannst, es sei denn, eine Fee kommt dich holen – und glaub mir, das kann wirklich lange dauern –, dann würdest du wahrscheinlich mit der Zeit auch ziemlich erfinderisch

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