Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers
zusammenstießen, der mit einem Blick die Feenpforte, Jack und unsere ineinander verschränkten Hände erfasste.
Piep.
Voll erwischt
Mit offenem Mund starrte ich Lend an. Was sollte ich auch schon sagen? Wie sollte ich mich aus dieser Situation herausreden?
»Hey ho! Zum Glück sind heute keine Bratpfannen in Sicht!« Jack grinste, dann sah er von Lend zu mir und wieder zurück, schob die Hände in die Taschen und ging langsam rückwärts durch die Pforte. »Äh, ja dann viel Glück noch«, sagte er, während sie sich schloss.
Ich erwartete schon mehr oder weniger, dass Lend mich anschreien würde, was er noch nie zuvor getan hatte. Aber er stand einfach nur da. Wut und Verletztheit vermischten sich auf seinem Gesicht und es brachte mich fast um.
»Hör mal, Lend, ich kann das erklären. Wir –«
»Wie lange?«
»Was?«
»Wie lange arbeitest du schon für die IBKP?«
»Ehrlich, ich hab nicht viel gemacht! Nur eine einzige Sache mit einem Poltergeist in der Zentrale. Und jetzt gerade hab ich gar nicht gearbeitet!«
»Ach, dann habt ihr zwei euch einfach nur so verabredet, oder wie?«
»Ich – nein – ich dachte -Jack hat behauptet, es gäbe einen Auftrag, aber dann war es gar nicht so.« Lend konnte doch unmöglich auf Jack eifersüchtig sein. Klar hatte das jetzt vielleicht ein bisschen seltsam gewirkt, aber er musste doch wissen, dass es für mich niemand anderen gab. Jack war lustig, ganz süß sogar, aber in mir war rein gar nichts, was sich von diesem kleinen Irren angezogen fühlte.
Lend schüttelte den Kopf und sah zur Decke. Den Blickkontakt mit mir vermied er. »In den zwei Tagen, als ich dich nicht erreichen konnte, hattest du dein Handy gar nicht verloren, oder?«
»Nein«, flüsterte ich.
»Wo warst du?«
»Nachdem ich den Poltergeist losgeworden war, hab ich in der Zentrale festgesessen – keine große Sache.«
Er sah zur Tür hinaus. »Und ich dachte, ich überrasche dich und setze mich ins Diner, während du arbeitest. Ich muss – ich gehe jetzt.«
»Lend, warte!« Ich hielt ihn am Arm fest. »Hör mir zu! Ich habe Raquel vermisst und sie hat meine Hilfe gebraucht und ich tue auch nichts, was gefährlich wäre oder Paranormalen schadet. Außerdem bezahlen sie mich, was bedeutet, dass ich jetzt genug Geld fürs College habe, also muss dein Dad nicht versuchen, mir zu helfen. Es ist wirklich keine so große Sache!«
»Und ob es das ist! Du hast mich angelogen. Die ganze Zeit. Wie kann das keine große Sache sein?«
Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, und kämpfte dagegen an. »Ich wollte nicht, dass du sauer bist.«
Er stieß ein ersticktes Lachen aus, hob an, etwas zu sagen, schüttelte aber dann den Kopf und verließ das Zimmer. Verzweifelt lief ich ihm hinterher und folgte ihm die Treppe hinunter.
»Können wir denn nicht darüber reden?«
An der Tür zur Küche des Diners blieb er stehen und holte tief Luft. »Ja. Aber nicht jetzt. Ich bin immer ehrlich zu dir gewesen und es macht mich fertig, dass du mir nicht genug vertraust, um dasselbe zu tun. Auch wenn du denkst, dass es mir was ausmachen könnte. Besonders dann, wenn du denkst, dass es mir was ausmachen könnte.«
»Lend, ich –«
Er schüttelte den Kopf. »Im Moment bin ich zu wütend, um mit dir zu reden, und ich liebe dich zu sehr, um etwas zu sagen, was ich hinterher bereuen würde.«
»Okay«, gab ich mich mit zittriger Stimme geschlagen. Ich wollte ihn ja nicht bedrängen, aber ich musste einfach wissen, dass es zwischen uns wieder gut werden würde, dass wir diese Sache überstehen würden. Er zögerte, beugte sich dann aber vor und gab mir einen unsanften Kuss auf die Stirn.
»Ich rufe dich später an.« Er zog die Tür auf und sah sich noch einmal zu mir um. »Gibt es sonst noch etwas, was du mir nicht gesagt hast?«
»Nein!«
Er nickte und trat hinaus in die Küche. Und fluchte lauthals. Ich rannte hinterher.
Am Ofen neben Nona und Grnlllll stand Reth und füllte die ganze Küche mit seiner Präsenz. Jetzt sah er zu uns auf und strahlte. »Wie schön, dich wiederzusehen, Evelyn.«
Den Finger auf Reth gerichtet, sah ich Lend an und rief mit einer Stimme, die mindestens eine Oktave höher war als sonst: »Ich wusste nicht, dass er hier ist!«
»Nona?«, fragte Lend angespannt, als wüsste er nicht, ob er sich auf Reth stürzen oder sich umdrehen und uns alle einfach hier stehen lassen sollte.
»Beruhige dich, mein Kind. Die Angelegenheiten der Fee brauchen dich nicht zu
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