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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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mich misstrauisch an. »Woher weißt du, was ich bin, Kind?«
    Was sollte das eigentlich, dass diese Paranormalen mich ständig »Kind« nannten? Im Dezember wurde ich immerhin siebzehn. Wie wär’s mal mit einem höflichen »Ma’am« oder so? »Ich weiß es, weil das mein Job ist. Außerdem ist es mein Job, dir mitzuteilen, dass mit dem Trollejagen jetzt Schluss ist.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte. Es war, als wäre ich direkt in einen kitschigen Vampirfilm hineinspaziert. Als er schließlich mit seiner kleinen Ich-bin-ja-so-düster-und-von-mir-überzeugt-Nummer fertig war, blickte er mir tief in die Augen. »Du wirst mich jetzt zu den Trollen bringen.«
    Die Psychospielchen von Vampiren funktionierten nur in Kombination mit ihren Covern und bei der direkten Aussicht, die ich auf seine weißen Leichenaugen hatte, wirkte er einfach nur lächerlich. Ich setzte einen starren Gesichtsausdruck auf und nickte langsam. »Ja. Die Trolle. Zu ihnen. Mit mir. Kann. Keine. Ganzen. Sätze. Bilden.« Ich schüttelte den Kopf. »Tja, ich fürchte, daraus wird nichts.«
    Verärgert und ratlos, was er jetzt machen sollte, musterte er mich. »Ich töte keine Menschen.«
    »Ich auch nicht! Siehst du, und schon haben wir eine Gemeinsamkeit gefunden.«
    »Dann würde ich sagen, wir gehen beide unserer Wege.«
    Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Nein, tun wir nicht. Ich lasse nicht zu, dass du noch mehr Trollkinder umbringst.«
    Er seufzte. »Nun, dann fürchte ich, da enden unsere Gemeinsamkeiten.« Er entblößte seine Reißzähne und stürzte sich auf mich. Ich winkelte den Arm an und boxte ihm mit voller Wucht ins Gesicht.
    »Aua!«, kreischten wir im Chor, während er sich die Nase hielt und ich meine arme, arme Hand ausschüttelte. Warum hatte mir niemand je gesagt, wie weh es tat, jemandem ins Gesicht zu boxen?
    »Du hast mich gehauen!«
    »Du wolltest mich beißen!«
    Wütend starrten wir einander an, was bei ihm allerdings weniger eindrucksvoll wirkte, weil er sich immer noch die Nase hielt. »Und was jetzt?«, nuschelte er hinter der Hand hervor.
    »So weit hatte ich noch nicht gedacht.« Ich würde ihn nicht einfach gehen lassen, aber ich hatte weder die Waffen noch den Wunsch, ihn zu töten. Nach einer weiteren angespannten Minute hockte er sich auf die Verandastufen. Seufzend setzte ich mich neben ihn und schlang die Arme um die Knie, in einem jämmerlichen Versuch, mich vor der Kälte zu schützen. Es fühlte sich an, als hätten die Blasen an meinen Füßen sich zu Pärchen zusammengefunden und kleine Blasenfamilien gegründet. Was für ein verpiepter Abend.
    Ich wandte mich dem Vampir zu. »Du beißt also keine Menschen, was?«
    Er lehnte sich zurück und starrte in den Nachthimmel hinauf. »Schon lange nicht mehr.«
    »Warum nicht?« Ich kannte viele Vampire wie Arianna, die kein Menschenblut tranken – aber die tranken auch kein Trollblut. Dass ein Blutsauger Paranormale ins Visier nahm, hörte ich heute zum ersten Mal.
    »Weil ich mich noch erinnere, Liebchen, wie es ist, einen Herzschlag zu haben, einen Puls. Ich erinnere mich, wie es war, kein Ungeheuer zu sein. Mich stimmt es zufriedener, der Menschheit zuzusehen, wie sie um mich wächst und altert und sich auf eine Weise verändert, die ich nie erleben werde.«
    »Schön und gut, aber wenn du so ein Pazifist bist, warum tötest du dann die Trollpimpfe?«
    Er drehte sich zu mir um und die Erschöpfung, die er beim Reden über die Menschheit ausgestrahlt hatte, verwandelte sich in beinahe greifbare Wut. »Weil ich unsterblich bin und das Blut mich ruft. Egal, wohin ich gehe, ruft es mich, fleht mich an, es mir zu holen, lähmt mich vor Durst. Was hat mich so werden lassen? Was auf dieser Welt bleibt ebenso unberührt von der Zeit? Diese Wesen und andere, die ihnen gleichen. Wenn ich schon ein Monster sein muss, dann spiele ich meine Rolle. Aber ich mache Jagd auf andere Monster und eines Tages werde ich herausfinden, wie es ihnen gelungen ist, das menschliche Leben dermaßen zu manipulieren, dass Vampire entstanden, und dann werde ich sie alle töten. «
    Ich erschauderte, und das lag ausnahmsweise nicht an meinen nassen Klamotten. Viv auf ihrer Mördertour hatte wenigstens noch geglaubt, sie würde den Paranormalen helfen, indem sie sie befreite. Dieser Vampir dagegen – der war einfach nur voller Hass. Ich kämpfte gegen den Drang an, von ihm abzurücken. »Aber warum solltest du das entscheiden dürfen? Die Trollkinder haben es sich

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