Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers
Nachwuchs und die Trollbaerns lernten erst nach mehreren Jahrzehnten, ihre Unsichtbarkeits-Cover aufzusetzen, und waren bis dahin leichte Beute. Schon zwei von ihnen waren getötet und ein anderes schwer verletzt worden.
Das Ganze machte mich einfach nur krank. Das waren Vampire, wie ich sie kannte. Und das war auch der Grund, warum die IBKP noch eine Existenzberechtigung hatte, egal, was Lend darüber dachte.
Die Trolle hatten sich eine Falle für den Vampir ausgedacht, in die ich, ohne es zu ahnen, geradewegs hineingestolpert war, als ich dem kleinen Trollmädchen folgte, das als Lockvogel diente. Jetzt war es an mir, mir den Hintern abzufrieren und den fiesen Reißzahn ausfindig zu machen. Wie ich unter diesen Umständen irgendwas finden sollte, war mir jedoch schleierhaft. Hulk neben mir schnaufte so laut, dass ich kaum meine eigenen Schritte hörte. Der Typ vermasselte mir noch komplett die Tour.
»Ich fürchte, allein hätte ich mehr Glück.« Ich lächelte, damit er sich nicht beleidigt fühlte.
Er runzelte die Stirn so tief, dass seine Brauen fast seine eng stehenden Augen bedeckten. »Gefährlich.«
»Glaub mir, ich kenn mich aus in dem Geschäft. Mit ’nem Vampir komm ich klar.«
»Unsichtbar.« Er deutete auf sich selbst. Ich schüttelte den Kopf. Ein Vampir würde ihn immer noch riechen können, was zweifellos auch der Grund war, warum sie ihn noch nicht hatten fangen können.
Nach einem letzten argwöhnischen Blick blieb er stehen, dann drehte er sich um und stapfte zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Erleichtert atmete ich auf. Die Trolle in dieser Stadt mochten ja harmlos sein, aber das machte sie nicht weniger einschüchternd.
Die Hände in den Taschen vergraben und die Oberschenkel bereits wund vom vielen Rumlaufen in den feuchten Jeans, wanderte ich durch die Straßen und entschied mich immer völlig willkürlich, welche Richtung ich als Nächstes einschlagen würde. In meinem Kopf spukten jede Menge Sachen herum, über die ich nachdenken musste. Zum Beispiel dieses seltsame, flüssige Gefühl, das mich immer wieder überkam. Die Art, wie der Wind mir zu folgen schien wie ein verirrter Welpe. Die Englischarbeit, für die ich morgen früh viel, viel zu müde sein würde. Was ich zu Lend sagen könnte, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Wie ich ohne Kommunikator nach Hause kommen sollte. Wie feste ich Jack eine reinhauen würde, weil er mich im Stich gelassen hatte.
Beim letzten Gedanken wurde mir gleich etwas wärmer.
Schon die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, Schritte hinter mir zu hören, aber egal, wie oft ich herumfuhr, es war niemand zu sehen. Als ich absolut keine Ahnung mehr hatte, wo ich war, ertönte von einer düsteren Veranda neben mir eine sanfte Stimme mit einem Hauch von fremdländischem Akzent: »Ich glaube, du bist im falschen Stadtteil gelandet.« Ich konnte das Lächeln in der Dunkelheit regelrecht hören.
Ich blieb stehen und sah ihn an. »Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich hier genau richtig bin.«
Er machte einen Schritt ins Licht, die weißen Augen unter dem Cover milchig trüb und die Reißzähne zu einem liebenswürdigen Lächeln entblößt. Jep, ich war genau da, wo ich sein sollte. Dann zeig mal, was du draufhast, toter Mann.
Wie ein schlechter Film
Noch immer lächelnd, schüttelte der Vampir den Kopf. »In dieser Stadt solltest du vorsichtig sein, Liebchen. Monster tragen oft menschliche Gesichter.«
Ich schnaubte. »Was du nicht sagst.« Das war das erste Mal, seit ich acht gewesen war, dass ich ohne Verstärkung und ohne Tasey einem Vampir gegenüberstand. Aber davon würde ich mich nicht einschüchtern lassen. Ich würde es ja wohl mit einem einzelnen Vampir aufnehmen können.
Sein Haar war dunkel und lockig und länger, als die meisten Vampire es trugen, was ihm etwas beinahe Künstlerisches verlieh. Na ja, wenn man mal von seinem Leichen-Look unter dem Cover absah. Er schob die Hände in die Taschen und zuckte mit den Schultern. »Es gibt Dinge auf dieser Welt, von denen du besser nichts wissen solltest. Lauf heim und lass der Nacht ihre Geheimnisse.«
»Wow, geht’s vielleicht noch dramatischer? Dass ihr Vampire euch aber auch immer so schrecklich ernst nehmen müsst.« Er machte vor Überraschung Glupschaugen. »Ja, ja, ich weiß Bescheid, du bist eine Kreatur der Finsternis, todbringend, blutsaugend, sonnenbrandgefährdet und was nicht noch alles. Aber seltsamerweise bin ich immer noch nicht beeindruckt.«
Er sah
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