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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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ihrem Verdacht herausplatzen, aber Noras zorniger Blick stoppt sie. »… eine Routinekontrolle. Egal. Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?«
    »Ich zeig euch was.« Dali grinst.
    »So ’n Grafti-Scheiß?«, stöhnt Maika. »Danke, keinen Bock, zu heiß.«
    Die Hitzewelle liegt selbst jetzt noch wie eine Käseglocke auf der Stadt.
    »Die Zeit ist rum, wo ihr auf dicke Hose und alte St. Paulianer machen könnt. Der Bayer weiß was und wird’s euch zeigen!«

     
    Yolanda verlängert Noras Sperrstunde. Es ist keine Nacht, in der man einer selbstständigen Tochter mit Schlafzwang kommen kann.
    Nora sitzt eingekeilt zwischen Keath und Mehmet auf der Vespa. Maika darf auf Dalis Mountainbike mitfahren. Ab geht’s. Endlich weht ein Lüftlein um die verschwitzten T-Shirts.
    In einer Seitenstraße an der hohen Buchsbaumhecke bremst Dali. »Psst.« Er schleicht an der Hecke entlang, winkt seinen Freunden, legt den Finger auf die Lippen. Konspirativer geht’s nicht. Dali drückt zwei Büsche auseinander und verschwindet.
    Maika hat die Aufregung gepackt, das hier ist eine Aktion ganz in ihrem Sinne. Als Mehmet ihr folgt, nutzt Keath die zwei Sekunden, die ihm bleiben, um Nora an sich zu drücken. Sie presst ihren Kopf an seine Brust, reißt sich los und wird vom Gebüsch verschluckt. Keath folgt ihr, es geht leichter, als er gedacht hat.
    Die Tennisplätze liegen verlassen da.
    »Willst du …« Weiter kommt Maika nicht.
    »Psst!« Dali schleicht auf einen blickdichten Palisadenzaun zu.
    Übermannshoch, keiner kann sehen, was dahinterliegt. Bevor Mehmet auf die Idee kommt, das zu tun, stemmt Keath Nora in die Luft.
    »Wow.« Verheißungsvoll glitzert der Pool in der Dunkelheit. Sie grinst auf die Freunde hinunter, hangelt sich über den Zaun und springt. Der Rasen ist weich.
    Ihre Knie werden es auch. Mist, was hab ich drunter? Bloß ’n Hemd und ’ne Unterhose.
    Kaum überm Zaun, zieht Maika, ohne zu zögern, ihr T-Shirt übern Kopf und die Hose aus. Klar, sie hat einen pinkfarbenen BH plus dazu passenden Minislip an, als hätte sie geahnt, dass sie mitten in der Nacht ins Tenniscenter einbrechen. Oder sie
zieht sich immer so an, dass sie sich jederzeit vor anderen ausziehen kann. Die Jungs tragen Boxershorts. Nora hat’s weniger leicht. Sie hält sich im Hintergrund, lässt das Hemdchen an und die Unterhose sowieso.
    Die anderen sitzen am Poolrand und lassen die Beine baumeln. Nora setzt zum Sprung an und fliegt über ihre Köpfe direkt ins Wasser. Eine Sekunde lang denken Mehmet und Keath: Sie ist nackt!
    Das nächtliche Bad ist genial. Sie lassen sich entspannt auf dem Rücken treiben und zählen Sterne.
    »Kommt mir vor, als würde ich im Pool vom Ciragan Palace in Istanbul abhängen«, schwärmt Mehmet.
    »Geil, was du so kennst«, sagt Nora zu Dali.
    »Meine Eltern spielen hier Tennis.«
    »Dank an die fleißigen Oberschichtler, die uns ihren Pool zur Verfügung stellen«, lobt Maika, taucht ab und zwickt Dali in den Hintern.
    Das Leben ist schön. Sie kühlen ab, schwimmen, blödeln im Flüsterton, und als der Hausmeister trotzdem kommt, hauen sie nach allen Seiten ab. Dali und Maika holen erst das Rad, fahren um die Ecke und ziehen sich dort an. Das ist vorausschauend.
    Kaum sind sie weg, bezieht der Hausmeister Posten bei der Vespa. Stur, er hat Zeit. Klatschnass, wie er ist, muss Keath sie stehen lassen. Auch Nora und Mehmet tropfen vor sich hin.
    An der Stelle, wo Dalis Fahrrad stand, haben Maika und er eine Pfütze hinterlassen. In der schwülen Nacht trocknet sie schnell weg. Nach fünf Minuten ist sie verdampft, und der Hausmeister wartet immer noch. Er will den ungeladenen Badegästen noch was hinter die nassen Ohren schreiben und dreht Runde um Runde um den Roller.

    Sie linsen ein letztes Mal hinter der Ecke vor, dann machen sie sich zu Fuß entlang der Elbe auf den Heimweg.
    Zeit für die Aussprache.
    Einen richtigen Moment gibt es für schlechte Nachrichten nicht. Es riecht verbrannt, nach Holz und Rauch.
    »Sechzehn, siebzehn, achtzehn …« Mehmet zählt die Feuerchen am Elbstrand.
    »Wir müssen dir was sagen«, beginnt Nora zögernd.
    »Ich bin in Nora verliebt.« Keaths Stimme ist rau.
    »Und ich in Keath.«
    Mehmet stoppt abrupt und starrt Nora an.
    »Du bist mein bester Freund, Mehmet. Und der beste Deejay der Welt.« Nora verstummt. »Tut mir leid.«
    »Was tut dir leid?« Mehmets Stimme hört sich fremd an, wie angewurzelt steht er vor den beiden.
    »Das ist ’ne scheiß

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