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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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Knien.
    Keath schüttelt den Kopf. »Spring, meine Kleine.«
    Wie Mehmet sucht auch er den festeren Grund an der Wasserlinie. Nora sitzt auf seiner Schulter und lächelt.
    »Du kannst mich wieder runterlassen. Ich kann jetzt selber gehen.«

Track #04
04 Between Dream and Nightmare
    Dali setzt Maika nach dem Badeausflug zu Hause ab und kehrt in den Club zurück. Eine Sache muss er knacken, bevor auch er heimgeht. An der Decke rechts neben den Toiletten ist eine Dachbodenklappe, gut sichtbar. Aber noch nie hat jemand was von einem Dachboden gesagt. Dali hat es sich zum Ziel gesetzt, herauszufinden, ob sich zwischen Saaldecke und Dach ein Raum befindet, der als Atelier taugt. Einen missglückten Versuch, die Luke zu öffnen, hat er hinter sich und träumt seither so sehr davon, in diesem, seinem Atelier großformatige Bilder zu malen und anschließend mit den Modellen leidenschaftlichen Sex zu haben, dass er geradezu davon besessen ist, den Dachboden endlich zu begehen. Es ist niemand mehr da. Dali setzt zu einem Königsjodler an. Immer wenn er allein im Club ist, platzt er vor Glück, doch Jodeln gehört definitiv nicht zu seiner Königsdisziplin. Gäbe es Ratten im Club, würden sie vor Schreck das Zeitliche segnen.
    Er stellt die Leiter an die Wand. Die Klappe sitzt fest, und Leifs Schlüssel aus der Büroschublade haben sich bei Dalis erstem Begehungsversuch nicht drehen lassen. Ein Lösungsspray soll das
Problem beseitigen. Er kraxelt hoch und sprüht. »Boah!« Teuflisch, wie das Zeug stinkt! Dali kneift die Augen zu, hält sich den Arm vor Mund und Nase und wartet, bis es einwirkt. Er setzt auf die starke Verbindung von Chemie und Magie und sagt feierlich: »Sesam, öffne dich.« Da er sich für alles Gegengeschlechtliche brennend interessiert, weiß Dali, dass der Spruch aus dem Märchen »Tausendundeine Nacht« sich auf das weibliche Geschlecht bezieht. Genau deshalb will er da rein. Aber auch diesmal schafft er es nicht aufzuschließen. Er stemmt sich dagegen, hämmert, rüttelt. Eine erfolglose, frustrierende Schinderei. Das Schloss muss ausgebaut werden, sonst kriegt er die Luke nie auf. Die nötigen Schraubenzieher und Zangen hat er nicht dabei.
    Abstieg. Dali hängt die Leiter wieder seitlich an die Bühne und schleppt sich zum Sofa in der Künstlergarderobe. Kaum liegt er da, keuchend, platt und schlapp, hört er Schritte. Eindeutig! Dali versteckt sich hinterm Sofa. Vermutlich ist es Leif, wenn er ihn erwischt, wer weiß, was dann wieder abgeht. Aber dann hört er Musik. Mehmets Musik und Noras Gesang und Laute, die sich nach Lachen anhören.
    Durch den Türspalt sieht Dali Mehmet. Er lacht nicht. Er weint.
    »Was is los, Alter? Ist wer gestorben?«, fragt Dali geschockt.
    Keine Antwort. Mehmet versucht seine Gesichtszüge zu ordnen und starrt auf die Wand, auf Noras und Keaths Porträt.
    Eine Ahnung beschleicht Dali und er holt ein Bier für sich und ein Glas Wasser für Mehmet an der Bar.
    »Gib her!« Mehmet reißt ihm das Bier aus der Hand.
    Eins macht nicht besoffen, denkt Dali. Normalerweise trinkt Mehmet nie Bier. »Willst du reden?«
    Kopfschütteln und Weiterstarren. Nach einer Weile fragt Mehmet: »Was stinkt hier so?«

    »Ich hab … mein Fahrrad eingesprüht.« Dali will auch nichts erzählen, nichts von dem Dachboden. Das macht er erst, wenn er drin war und herausgefunden hat, ob man da überhaupt stehen kann. »Ist was mit Nora?«
    »Wieso?«
    »Du starrst sie an und dir geht’s nicht gut.« Das erste und einzige Mal hat Dali Mehmet Alkohol trinken sehen, als er dieses Bild gerade fertig gemalt hatte. Mehmet hat es angesehen und ist über die Tatsache ausgeflippt, dass sich die Fingerspitzen von Keath und Nora berühren. Auf einem Bild.
    »Was weißt du? Raus damit!«, fragt Mehmet aggressiv.
    »Ich weiß bloß, was ich sehe, und das, was man mir sagt. Wenn’s glaubhaft rüberkommt«, sagt Dali. Dann denkt er, was weiß ich schon?, und verstummt.
    Dicke Wände, schallgedämmte Fenster, im Club ist es sehr still, wenn nicht gerade der Bär tobt. Jetzt ist es sehr still, bis Mehmet rülpst. »Keath und Nora … Nein, du und Maika, ihr habt bei eurem Abgang dem Hausmeister den Weg zur Vespa gezeigt und deshalb …«
    »Stopp. Willst du mir ’ne Geschichte erzählen, an der ich schuld bin? Dann halt die Klappe, dafür bin ich zu müde.«
    »Nein, nein, nein«, sagt Mehmet, »du bist nicht schuld. Tut mir leid, Dali, wenn ich diesen Eindruck erweckt habe.«
    Stille.
    »Angenommen, falls

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