Leben im Käfig (German Edition)
Kopf, während Andreas sich zu ihm umdrehte und seinerseits nach dem Duschgel griff.
Als die langen Finger sich in seine Schulter drückten und ihn dazu animierten, ihm seinen eigenen Rücken anzubieten, stellte Sascha das Denken ein. Halb lustvolle, halb zärtliche Schauer tröpfelten durch seine Gliedmaßen, als Andreas sich dicht hinter ihn stellte und die Hände in seine Achselhöhlen schob. Sacht verteilte er den Schaum in den dunklen Haaren, kitzelte dabei empfindliche Stellen und ließ es zu, dass Sascha den Kopf auf seine Schulter legte.
Es tat gut, so behutsam-leidenschaftlich, so liebevoll-selbstverständlich berührt zu werden. Andreas gab ihm das Gefühl, ein wertvoller Mensch zu sein, nur indem er um ihn herumgriff, endlos seinen Bauch einseifte, seinen Nabel mit den Fingerspitzen neckte und seine nur mäßig gestutzten Schamhaare kraulte.
Daran konnte auch die verräterische Härte, die sich nach einer Weile in Saschas Kehrseite zu drücken begann, nichts ändern.
Sie wandten sich einander wieder zu, umarmten sich im Schutz des heißen Wassers und küssten sich langsam und genüsslich. Wie und wann sich ihre Finger letztendlich zu ihren Körpermitten stahlen, wer begonnen hatte, sich an wem zu reiben, wer als Erstes zugefasst hatte, vermochte Sascha nicht zu sagen.
Er wusste nur, dass er sich gut fühlte. Dass Andreas warm und glatt war, dass seine feste Brust seine eigenen Oberkörper streichelte, dass er nach Kaffee und Saft gleichermaßen schmeckte und dass er nicht wollte, dass diese Dusche endete. Dass sie beide zum Bersten erregt waren, nach Erfüllung suchten und seine Lust nach und nach eine Intensität erreichte, die an Schmerzen erinnerte, war zweitrangig.
Ihre Küsse waren träge und sinnlich zugleich. Oftmals verrutschten sie auf das Kinn oder landeten versehentlich auf einer Wange, dann wieder glitt Sascha tief in Andreas' Mundhöhle hinein, strich über seine Zähne, seinen Gaumen und zog sich zurück, um dieselben erotischen Spielereien zu empfangen.
Als sie nacheinander kamen und ihr Samen mit dem Wasser im Ausguss verschwand, seufzte Sascha leise und wünschte sich, sie hätten es langsamer angehen lassen.
* * *
Der Abschied war bittersüß und Sascha unangenehm. Nicht so unangenehm wie das, was ihn hinterher auf seiner Mission, seine Familienverhältnisse zu klären, erwartete, aber immer noch hässlich.
Andreas signalisierte ihm zwar sein Verständnis, aber Sascha wusste, dass er traurig war. Dass er ihn brauchte und lieber bei sich behalten hätte. Das war vielleicht das Schlimmste: dass sie einander brauchten.
Es war ein Unterschied, ob man verliebt war und gerne Zeit miteinander verbrachte, oder ob man ohne den anderen zu ersticken drohte, weil einen das eigene Leben fertigmachte.
Er ging schweren Herzens und ließ einen Teil von sich in der Villa zurück.
In Sachen Tanja erwartete Sascha in erster Linie ein schlechtes Gewissen, das er beim besten Willen nicht abstellen konnte. Wann immer er die Ringe unter ihren Augen sah, fragte er sich, ob sie es bereute, ihn in ihr Leben gelassen zu haben.
Er telefonierte mit seiner Schwester, die immer noch aufgebracht war, mit seinem Vater und danach mit seiner Mutter.
Alle drei Gespräche gingen wie ein schlechter Film an ihm vorbei, und als er sie hinter sich gebracht hatte, verkroch er sich benommen in seinem Zimmer. Unfähig, sich auf andere Menschen einzulassen und von einer Einsamkeit zerfressen, gegen die selbst Andreas nichts ausrichten konnte, wie er glaubte.
Sascha konnte sich glücklich schätzen, eine Tante wie Tanja zu haben, Katja und mittlerweile sogar seinen Vater auf seiner Seite zu wissen und Andreas zu haben. All dies änderte nichts daran, dass die Zurückweisung seiner Mutter eine besondere Qualität besaß.
Er wollte nicht darüber nachdenken. Er zwang sich, ein Buch zu lesen. Zwang sich, sich mit dem versäumten Unterrichtsstoff auseinanderzusetzen. Zwang sich, für die langsam näher rückenden Prüfungen zu lernen. Sascha wollte nicht denken und schon gar nicht reden. Heulen wie einer verlorener Seehund wollte er auch nicht, obwohl ihm danach zumute war.
Stundenlang gab er sich Mühe, das neuerliche Streitgespräch mit seiner Mutter beiseitezuschieben. Verzweifelt wünschte er sich, es vergessen zu können. Die Worte klangen in seinen Kopf wieder, sodass er sich gezwungen sah, laut Musik anzumachen, um sie zu übertönen.
Und natürlich schimpfte er sich innerlich einen Vollidioten, dass
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