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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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kriegst mehr Platz.“
    Drei Stunden habe ich noch. Mit der Titelseite selbst muss ich mich nicht beschäftigen, das ist Sache der Chefredaktion. Gut so. Ich hab genug zu tun. Dieser Autor kann nie im Leben wirklich Hans Glück heißen. Ich google mich durchs Internet. Er kommt überall als Hans Glück vor, auch in Interviews wird er so genannt. Ich hab eine Idee. Ich kenne jemanden. Angesehene Fernsehkulturredakteurin. Als sie sechzig wurde, haben sie sie trotzdem sofort in Pension geschickt. So macht man das jetzt eben. Dabei kenne ich welche in der Führungsebene des Senders, die sehen viel älter aus.
    Fünf Minuten später habe ich Mobiltelefonnummer und Adresse des Autors. Er heißt tatsächlich Hans Glück, er hat den Familiennamen seiner Frau angenommen, ledig hieß er Schmerwaldner. Und da soll noch einer sagen, die Gleichstellung von Frauen bringe den Männern nichts. Er ist bereit, mich zu einem kurzen Interview zu treffen. Summerstage, In-Lokal am Donaukanal, geht in Ordnung. Ich will gerade lossausen, als Klaus noch einmal kommt.
    „Wo hast du die Beschreibung der Flucht mit dem Bürgermeister?“, fragt er.
    „Ich … ich dachte nicht, dass ich die tatsächlich bringen soll“, antworte ich lahm. Es ist mir irgendwie peinlich, daraus etwas zu machen. Sie haben mich mitgenommen, wir alle waren in einer Ausnahmesituation, so etwas muss man nicht veröffentlichen. „Ich müsste ihn zumindest fragen“, füge ich hinzu.
    Klaus seufzt. „Ich kläre das.“
    Jetzt habe ich noch weniger Zeit. Und wer ist nicht im vereinbarten Lokal am Donaukanal? Dieser Hans Glück. Es sind noch nicht viele Leute da. Ich kann ihn nicht übersehen. Ich schaue auf die Uhr. Ich muss noch mit dem Bürgermeister oder zumindest seinem Pressechef reden. Ich muss zwei Teile der Story schreiben. Und dann lässt mich dieser Typ warten. Fünf Minuten noch, dann gehe ich. Telefon.
    „Du hast einen Fünfminutentermin mit dem Bürgermeister. In exakt einer Stunde. Der Pressetyp wollte nicht selbst entscheiden. Mach ihm klar, dass er gut bei der Geschichte wegkommt. Und bei uns vorzukommen schadet im Allgemeinen nicht.“ Und schon hat Klaus wieder aufgelegt. Wird immer mehr zum klassischen Chefredakteur. Leider. Oder werde ich immer störrischer? Ich sehe einen mittelgroßen Mann näher kommen. Die Silhouette könnte passen. Er lässt sich Zeit. Jeans. T-Shirt mit der Aufschrift „GURU“. Ausgerechnet. Wenn man da nicht Verfolgungswahn kriegt. Er ist es.
    „Ich hab leider nur fünfzehn Minuten Zeit“, sage ich nach der kurzen Begrüßung. Ich kann nicht anders, ich muss immer auf sein Shirt starren.
    „Ist was?“, sagt er.
    „GURU“, antworte ich.
    Er grinst. „Warum nicht? Ist eine Modemarke. Eine ziemlich teure sogar.“
    „Sie haben als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für den diesjährigen Literaturpreis gegolten“, komme ich zur Sache.
    „Für welchen Literaturpreis?“, antwortet er lässig. „Es gibt eine Menge Literaturpreise.“
    „Na für den auf der Literaturgala.“
    „Und?“
    Er scheint die Preisträgerliste nicht zu kennen. Er kann das natürlich auch bloß vortäuschen.
    „Waren Sie dort?“, frage ich.
    „Lesen Sie keine Zeitungen? Ich hab dem ‚Falter‘ ein großes Interview gegeben. Ging irgendwie um Panik. Im Speziellen und im Allgemeinen.“
    „Sie haben keinen Preis bekommen, nicht einmal den dritten“, erwidere ich. Der Typ ist ganz schön überheblich. Bei dem ist keine Rücksichtnahme nötig.
    „Woher wollen Sie das wissen? Ich wäre verständigt worden.“
    „Wahrscheinlich nur, wenn Sie einen der Preise gewonnen hätten.“
    „Und was soll das bedeuten? Was interessiert Sie daran, dass ich keinen Preis gemacht habe? Glauben Sie vielleicht, ich hab deswegen gedroht, das Rathaus in die Luft zu blasen?“ Er lacht. Es klingt gar nicht lustig.
    „Haben Sie es bereits im Vorhinein erfahren? Kann ja sein … Gerade wenn ein so bekannter Autor wie Sie leer ausgeht …“
    Er sieht mich spöttisch an. „Und wenn? Wissen Sie, dass in einem meiner Romane eine sehr ähnliche Szene vorkommt? Ein enttäuschter Liebhaber droht damit, das Burgtheater zu sprengen. Was werden Sie daraus schließen?“
    „Sie verwechseln mich“, sage ich so ruhig wie möglich. „Ich bin nicht von der Polizei.“
    „Und wer hat dann eigentlich gewonnen?“, will der glücklose Hans wissen.
    Ich nenne den Namen und er meint: „Das wär wirklich ein Grund, den Literaturbetrieb in die Luft zu

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