Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Kerl, den sie nicht liebte? Waren nicht die letzten acht Jahre schon zu viel gewesen?
Sie überlegte, ob sie wirklich unglücklich mit Ulli gewesen war. ‚Na ja‘, dachte sie, ‚aber glücklich war ich auch nicht.‘ Dazu hatte sie keine Zeit gehabt und würde das wahrscheinlich in der nächsten Zukunft auch nicht haben. Irgendwie drehte sie sich im Kreis. Ein zurück gab es für sie nicht mehr. Ihr Entschluss stand fest. Sie würde nicht wieder zu Ulli zurückkehren. Und schon gar nicht nach dem, was gestern mit seinem Vater vorgefallen war. Dem konnte sie nie wieder in die Augen blicken. Und sie hatte kein Bedürfnis danach.
E in Klopfen an der Badezimmertür unterbrach ihre Gedanken.
„Hallo“, hörte sie Gittes Stimme, „geht es dir gut?“
Sie öffnete die Tür und sah dort eine ebenso derangierte Frau stehen wie sie selbst. Nur mit dem Unterschied, dass Gitte ungefähr zwanzig Kilo leichter, dafür aber auch fünfzehn Zentimeter größer war.
„Nein “, brachte Julia mühsam hervor. „Kaffee!“
Langsam schlichen beide Frauen in die Küche. Julia setzte sich sofort auf einen Stuhl, den sie von einem riesigen Stapel Zeitschriften befreien musste.
„War ja ‘ne geile Party gestern“, sagte Gitte, während sie versuchte Kaffeepulver in den Filter der Maschine zu bekommen.
„Findest du? Für mich kam es eher überraschend. Und der ganze Scheiß hat echt viel Geld gekostet. Daran darf ich gar nicht denken.“
„Ach, was soll’s, ärger dich nicht, das gibt nur Falten.“
„Bei mir nicht. Weißt doch, Fett polstert auf“, dabei versuchte sie sich ein Lächeln abzuringen, aber eigentlich fand sie das überhaupt nicht lustig.
„Red ’ doch keinen Quatsch.“
„Danke, dass du mich aufmuntern willst. Mir ist nur grad bewusst geworden, wie dick ich wirklich bin. Das geht ja irgendwie gar nicht.“
„So schlimm ist es nicht. Du siehst immer noch super aus, ehrlich.“
„Lass uns bitte das Thema wechseln.“
Gitte hatte sich zu ihr an den Tisch gesetzt. Schweigend warteten sie darauf, dass der Kaffee endlich durch die Maschine lief. Nachdem diese ein kräftiges Gurgeln von sich gab und die Küche mir seinem köstlichen Aroma füllte, erhob sich Gitte von ihrem Platz, um Becher zu holen und diese gleich mit dem frisch, dampfenden Kaffee zu füllen. Ohne ein Wort zu sagen stellte sie einen Becher und Milch vor Julia und setzte sich wieder, ihren eigenen in den Händen haltend und langsam daraus trinkend.
„Danke“, sagte Julia und nahm einen Schluck.
„Wieso hast du das getan?“, wollte Gitte wissen.
„I ch sah mein Leben an mir vorbeiziehen und wurde mir bewusst, dass ich das so nicht will.“
„Aber warum nicht? Immerhin lebst du schon über acht Jahre mit Ulli.“
„Eben, das war schon zu viel. Ich hätte das nie tun dürfen. Das war unfair Ulli gegenüber. Ich glaube, der liebt mich wirklich, warum auch immer.“
„Du bist doch eine tolle Frau, wieso sollte er dich nicht lieben und heiraten wollen?“
„Na ja, abgesehen, von meinem Übergewicht, find ich mich nicht so klasse. Wenn ich da andere sehe, ich würde mich nicht gerade als Schönheit bezeichnen.“
„Du müsstest nur was aus dir machen. Tief in dir schlummert viel mehr. Du traust dich nur nicht.“
„Ich weiß nicht, wie. Abgesehen davon sollte ich erst mal abnehmen und dazu fehlt mir grad die Kraft.“
„Ich habe keine Ahnung, wieso dein Selbstwertgefühl so im Keller ist. Du bist wirklich eine super Frau und deshalb wollte Ulli dich auch heiraten. Ist eben dumm, dass du ihn nicht liebst. Da kann man wohl nix machen.“
„Aber was findet er an mir so toll, dass er mich gleich heiraten will? Ich versteh das gar nicht. Es kann ja nicht nur daran liegen, dass ich ihn mehr oder weniger durch sein Studium gebracht habe.“
„Das war eine reife Leistung, und er weiß das. Und es zeigt wie selbstlos du bist.“
„Von wegen, ich hab das nur gemacht, damit ich in Ruhe studieren kann und es leichter hab. Glaubst du ich hätte das sonst acht Jahre mit ihm ausgehalten? Vom Sex wollen wir mal gar nicht reden.“
Jetzt musste Gitte anfangen zu lachen. Ihr Lachen war erfrischend und hatte etwas Ansteckendes.
„Warum lachst du eigentlich?“
„Du hast so eine Art an dir, …“, Gitte nahm einen Schluck Kaffee und setzte dann ihren Satz fort, „ich finde es jedenfalls gut und sehr mutig, was du gestern getan hast. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Du bist meine Heldin.“
Gitte fing wieder an zu
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